Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kann man von Hartz IV leben?
Die Debatte um die Essener Tafel ist Wasser auf die Mühlen von Sozialverbänden und Linkspartei. Sie sehen in der wachsenden Zahl der Tafeln schon lange ein Zeichen dafür, dass die Armut in Deutschland zunimmt und die Fürsorge-Leistungen zu gering sind. „Wenn 350.000 Senioren regelmäßig darauf angewiesen sind, bei Tafeln für kostenlose Lebensmittel anzustehen, ist das ein sichtbares Signal dafür, dass die Altersarmut auf dem Vormarsch ist“, sagte etwa Ulrike Mascher vom Sozialverband VdK. Ist das so? Ist Hartz IV beziehungsweise die Grundsicherung für Rentner zum Leben zu wenig?
Gewiss: Mit Hartz IV lassen sich keine großen Sprünge machen, und das Geld muss gut eingeteilt werden. Doch das Arbeitslosengeld II, wie Hartz IV offiziell heißt, ist vom Staat so konzipiert, dass es ein „menschenwürdiges Existenzminimum“erlaubt. Dafür ermitteln die Statistiker anhand einer Verbraucherstichprobe, welchen Regelbedarf die är-
Die Debatte um die Essener Tafel belebt einen alten Streit: Sind staatliche Fürsorgeleistungen so gering, dass Menschen auf Tafeln angewiesen sind?
meren der selbst verdienenden Haushalte haben. Davon werden politisch nicht gewollte Bedarfe abgezogen. Frei nach dem Motto: Der Staat bezahlt Brot und Milch, aber keinen Alkohol. Damit stehen einem Single im Monat 416 Euro plus im Schnitt 321 für Kosten der Unterkunft zu, so das Bundessozialminis-