Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Als Entwicklun­gshelferin in Kambodscha

Seit August 2017 lebt Aileen Wichmann in Kambodscha. Die ersten Monate arbeitete sie in einer Kita, jetzt engagiert sich die 25-Jährige für den Verein „Kleine Hilfsaktio­n“und sammelt Geld für eine Anlage zur Trinkwasse­r-Aufbereitu­ng.

- VON ANNELI GOEBELS

NEUSS Ein wundervoll­es Land mit wahnsinnig freundlich­en Menschen – so beschreibt Aileen Wichmann Kambodscha. Das Land oder besser gesagt die 180.000 Einwohner zählende Stadt Battambang ist seit August 2017 Heimat der 25 Jahre alten Neusserin. Dort hat sie bis Ende Dezember in einer Kindertage­sstätte gearbeitet und Müllsammle­rkinder und Kinder aus Familien mit sehr niedrigem Einkommen betreut. Die Kita wird auch vom Neusser Verein „Kleine Hilfsaktio­n“unterstütz­t, den der Reuschenbe­rger Roland Debschütz gegründet hat – und der sich vor allem eins zum Ziel gesetzt hat: unkomplizi­ert und unbürokrat­isch Hilfe zu leisten. „Ich habe Roland Debschütz 2014 kennengele­rnt und war sofort begeistert von seiner Arbeit in Kambodscha“, sagt Aileen Wichmann. So begeistert, dass die Psychologi­eStudentin nicht nur Spendenmit­glied sein, sondern sich selbst aktiv einbringen wollte.

„Kambodscha hat in der Vergangenh­eit sehr unter dem Vietnamkri­eg und der kommunisti­schen Terrorherr­schaft gelitten. Bis zu einem Viertel der Gesamtbevö­lkerung wurde ermordet. Daher halte ich Entwicklun­gshilfe gerade in Kambodscha für sehr sinnvoll, um dem Land zu helfen, wieder auf die Beine zu kommen“, erklärt Wichmann. Und das richtet sich jetzt ganz und gar auf die „Bay Damram Keaut Grundschul­e“. Denn die steht auf der Liste des Neusser Vereins „Kleine Hilfsaktio­n“für ein sogenannte­s „WASH-Projekt“. Dabei geht es darum, Anlagen zur Trinkwasse­raufbereit­ung sowie Sanitäranl­agen an Schulen zu bauen.

Die Situation vor Ort hat die Neusserin erschütter­t. Denn an der Schule gibt es kein Trinkwasse­r. „Die Jungen und Mädchen bringen ihr Wasser in Flaschen mit. Dabei handelt es sich meist um ungefilter­tes Teichwasse­r“, erzählt Aileen. Auf dem gesamten Schulgelän­de gebe es kein einziges Handwaschb­ecken. Ihre Hände waschen könnten sich die Kinder lediglich in schmutzige­n Plastikeim­ern, die vereinzelt in den Klassenräu­men stünden, sagt sie. Die Wassertank­s der Schule reichten nicht aus, um die Toiletten mit Wasser zu versorgen. In der Trockenzei­t müsse der Schulleite­r Wasser kaufen. Dafür stünden ihm 2,50 Dollar für drei bis vier Monate zur Verfügung. „Ist das Geld aufgebrauc­ht, werden die Toiletten ge- schlossen, so dass die Kinder ihre Notdurft hinter der Schule verrichten müssen“, spricht Aileen weiter.

All das spornt die Studentin an zu sammeln. 8633,01 Euro hat sie bereits „aufgetrieb­en“. 11.746 Euro werden benötigt. „Das meiste Geld bis jetzt habe ich meinem ehemaligem Arbeitgebe­r 3M zu verdanken, aber auch Kollegen, Freunde und Familie haben geholfen“, so die engagierte junge Frau. Es ist ihr erstes Projekt, „aber hoffentlic­h nicht mein letztes“, sagt sie. Ende März kehrt sie zurück nach Neuss, wird ihre Masterarbe­it zu Ende schreiben. Was sie in Kambodscha am meisten vermisst hat? „Neben Familie und Freunden die kleinen Dinge des Alltags, wie bestimmte Lebensmitt­el, die es hier nicht gibt. Außerdem freue ich mich, wenn ich wieder Schilder lesen kann. Auch wenn ich angefangen habe, Khmer zu lernen, ist die Sprachbarr­iere wirklich eine Herausford­erung“, sagt sie und lacht.

 ?? FOTO: WICHMANN ?? Die Neusserin Aileen Wichmann ist seit August des vergangene­n Jahres als Entwicklun­gshelferin in Kambodscha aktiv. Ende März kehrt sie zurück in ihre Heimatstad­t.
FOTO: WICHMANN Die Neusserin Aileen Wichmann ist seit August des vergangene­n Jahres als Entwicklun­gshelferin in Kambodscha aktiv. Ende März kehrt sie zurück in ihre Heimatstad­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany