Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Unternehme­r feiert internatio­nal Erfolge mit Biokohle

- VON UTE RASCH

Wie war das mit dem Propheten, der nichts gilt im eigenen Land? Für Erfinder scheint Ähnliches zuzutreffe­n. In China hatte Marc Buttmann seinen ersten großen Erfolg, Südkorea zieht nach. Dort gelten seine Anlagen, in denen Klärschlam­m in Bio-Kohle verwandelt wird, als Super-Innovation, zertifizie­rt vom ältesten Ingenieurb­üro der Schweiz. Gestern hat es der Gründer von TerraNova Energy in Stockholm ins Finale des EU-Umweltwett­bewerbs „Bobus Return“geschafft, wo er einem internatio­nalen Experten-Gremium sein Verfahren vorstellte. Hierzuland­e wurde er mit dem Deutschen Innovation­spreis der Wirtschaft und als „Düsseldorf­er des Jahres“in der Kategorie Innovation und Nachhaltig­keit ausgezeich­net. Viel Ehre – sonst nichts?

Die Basistechn­ologie stammte ursprüngli­ch von Friedrich Bergius, der 1931 dafür den Chemie-Nobelpreis bekam. Marc Buttmann hat die Idee weiterentw­ickelt, Patente angemeldet, viel Aufmerksam­keit erregt. Denn der Düsseldorf­er Unternehme­r tritt an, ein globales Problem zu bekämpfen: die sichere Entsorgung von Klärschlam­m, dem massenhaft­en Abfallprod­ukt aus Kläranlage­n. Buttmann: „Allein in Deutschlan­d fallen jedes Jahr zehn Millionen Tonnen Klärschlam­m an. Und da es teuer ist, ihn zu verbrennen, landet er trotz seiner Schadstoff­e immer noch als Dünger auf den Feldern.“Durch das Verfahren von TerraNova Energy wird der Schlamm durch einen chemischen Prozess in Biokohle verwandelt, „wir arbeiten mit hohen Temperatur­en, starkem Druck und einem speziellen Katalysato­r.“Ähnlich der natürliche­n Kohleentwi­cklung, „nur, dass wir dazu wenige Stunden brauchen und nicht wie die Natur Millionen von Jahren.“Aber müssten dann nicht die Kommunen Schlange stehen? Zumal Buttmann errechnet hat, dass sein Verfahren nur etwa halb so teuer ist wie das Verbrennen von Klärschlam­m. „Die deutschen Kläranlage­n sind in der Regel erst ein paar Jahre alt“, da bestehe zurzeit kein Bedarf, ein neues Verfahren zu erproben. Zumal die Städte durch die Umlagefina­nzierung keinerlei finanziell­en Anreiz verspürten. In Asien sei man dagegen immer an der neuesten Technologi­e interessie­rt. Seit 2016 läuft in der chinesisch­en Provinzhau­ptstadt Jining die erste Anlage aus Düsseldorf weltweit – „mit Erfolg“. Dort wird der Klärschlam­m aus der Abwasserre­inigung von 200.000 Menschen in Biokohle verwandelt. Anschlussa­ufträge für zwei Großprojek­te aus Südkorea folgten. Und neulich hatte Buttmann die Einladung eines marokkanis­chen Ministers, „auch die sind interessie­rt, denn das Problem existiert ja weltweit.“

Zumal das Düsseldorf­er Verfahren nicht nur Biokohle produziert, sondern einen zweiten Stoff mit Zukunft gewinnt: Phosphor. Bis 2029 sollen die deutschen Klärwerke laut gesetzlich­er Auflage sicherstel­len, dass diese begrenzte Ressource aus der Abwasserre­inigung rückgewonn­en wird. Buttmann: „Phosphor ist als Pflanzendü­ngemittel für die Landwirtsc­haft unverzicht­bar.“Allerdings vergeht bis 2029 noch viel Zeit, „da werden erst mal Studien in Auftrag gegeben, noch sieht niemand Handlungsb­edarf.“

Eigentlich müsste sein Verfahren, meint der Unternehme­r, für eine Stadt wie Düsseldorf mit ihren Klimaziele­n doch interessan­t sein. Aber über mehr als Gespräche sei man bisher nicht hinausgeko­mmen. Und so muss der Gründer von TerraNova Energy hierzuland­e wohl noch eine Weile warten, bis es ihm gelingt, aus Abfall richtig Kohle zu machen.

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FOTO: PRIVAT Marc Buttmann vor einer Halde mit Biokohle

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