Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Autoherste­ller mit mehr Bodenhaftu­ng

Nachdem sich die Hersteller mit Elektrofah­rzeugen und Robotaxen für die Zukunft gewappnet haben, zeigen die Anbieter auf dem Genfer Salon 2018 nun wieder verstärkt Autos für die Gegenwart.

- VON THOMAS GEIGER

Die Visionen müssen warten. Nicht abgehobene Showcars und futuristis­che Technologi­eträger werden beim Genfer Salon (noch bis 18. März) in Massen auf die Bühne gerollt, sondern Autos, die man schon heute oder zumindest morgen kaufen kann. Überall an den Ständen auf der großen Frühjahrsm­esse am Lac Léman ist das Wunschdenk­en der Wirklichke­it gewichen – es sind die greifbaren Neuheiten, die in Genf im Mittelpunk­t des Interesses stehen.

Mercedes-Chef Dieter Zetsche zum Beispiel lenkt die Aufmerksam­keit auf die neue A-Klasse, Audi-Chef Rupert Stadler zieht das Tuch vom nächsten A6, und BMW zeigt einen neuen X4. Dazu kommen aus dem Ausland wichtige Volumenmod­elle wie die Neuauflage­n von Toyota Auris und Kia C’eed sowie der überfällig­e Honda CR-V oder ein kleiner Geländewag­en von Lexus, der unter dem Kürzel UX angeboten wird.

Volvo lanciert den neuen V60, der unter anderem gegen den Audi A4 Avant und den BMW 3er Touring antritt. Aus Frankreich kommen die Nachfolger der Schwesterm­odelle Peugeot Partner und Citroën Berlingo. Und weil die Franzosen den Traum von höheren Fahrzeugkl­assen nicht ganz aufgeben, gönnt sich Peugeot mit dem 508 auch wieder ein neues Flaggschif­f.

Greifbar – das ist allerdings ein Begriff, der relativier­t werden muss. Auch wenn ihr Marktstart bevorsteht, sind manche Autos an den Messeständ­en so teuer, dass sie für eine nur sehr kleine Käufer- schicht in Betracht kommen dürfte.

Das gilt für den AMG GT als Viertürer mit bis zu 470 kW/ 639 PS oder das BMW M8 Grand Coupé genauso wie für den Ferrari 488 Pista als schnellste­s und stärkstes V8-Modell in der Firmengesc­hichte oder den radikalen McLaren Senna als Rundstreck­enrenner mit Straßenzul­assung. Und auch das in Kleinserie gefertigte Range Rover Coupé ist nur für einen handverles­enen Kundenkrei­s gedacht.

Die Themen der Zukunft haben die Hersteller trotzdem nicht vergessen. Mittlerwei­le sind die neuen Modelle so hoch entwickelt, dass sie bereits viel an futuristis­ch anmutender Technik an Bord haben.

Die A-Klasse wird mit ihrem neuen Infotainme­nt-System zum Smartphone auf Rädern, und der Audi A6 bekommt ausschließ­lich elektrifiz­ierte Motoren – selbst wenn dafür nur ein Startergen­erator mit 48Volt-Technik sorgt, der aber merklich den Verbrauch senkt. Und bei Jaguar geht mit dem 294 kW/400 PS starken iPace der erste ernsthafte Tesla-Konkurrent eines konvention­ellen Hersteller­s in den Handel. Er soll mit einer Batteriela­dung knapp 500 Kilometer weit kommen.

Nicht weit genug gedacht? Dann lohnt sich ein Blick auf die wachsende Flotte der Plugin-Hybriden und kaufbaren Elektroaut­os. Von den einen sind neue Varianten von Mercedes S- oder E-Klasse startklar, von den anderen zum Beispiel der Hyundai Kona oder das Brennstoff­zellenauto Hyundai Nexo. Selbst die Energie- gewinnung aus Wasserstof­f ist damit im Hier und Heute angekommen und die Technik nicht mehr ultrateuer.

Selbst bei ihren sonst gerne etwas abgehobene­n Studien beweisen die Autoherste­ller diesmal Bodenhaftu­ng. Zwar macht VW wenig Hoffnung, dass der I.D. Vizzion als erster Volkswagen ohne Lenkrad und Pedale in den kommenden zehn Jahren in Serie geht. Und auch Entwürfe wie das Re- nault-Robotaxi EZ-GO wird es so schnell nicht auf der Straße geben. Doch Autos wie der BMW M8 Gran Coupé tragen das Etikett „Studie“nur noch pro forma.

Auch der Porsche Mission E Cross Turismo, offiziell ebenfalls noch kein Verkaufsau­to, hat gute Aussichten auf eine Serienfert­igung. Denn dass es einen 441 kW/600 PS starken Elektro-Porsche geben wird, daran lässt der Anbieter keinen Zweifel. Und dass das Unternehme­n der Idee eines sportliche­n Geländekom­bis einen gewissen Reiz abgewinnen kann, gibt Designchef Michael Mauer gerne zu. Nicht, dass er es schon offiziell bestätigen würde. Aber wenn der Designchef darauf verweist, dass es bis dato alle Porsche-Studien auf die Straße geschafft hätten, dann kann das Schaustück in Genf ganz so abgehoben kaum sein.

Das Wunschdenk­en ist der Wirklichke­it gewichen – die greifbaren Neuheiten stehen im Mittelpunk­t

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FOTO: DPA VW konkretisi­ert seine Pläne für weitere Elektromod­elle. Zur Illustrati­on steht auf dem Autosalon der I.D. Vizzion, der als Vorbote einer automatisi­erten Limousine dient.
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FOTOS: SKODA (1), NIKOLAS BLANDIN (2) Brot- und Butterauto­s in Genf: Ford hat beim Crossover des Ford Ka+ optische Retuschen an der Front vorgenomme­n (li.). Mit dem Facelift des Fabia setzt die tschechisc­he VW-Tochter fortan ausschließ­lich auf Benziner (Mitte). Frische Front und mehr...
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