Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Eine kurze Geschichte der NGZ-Sportlerwa­hl

Mit den Siegen von Tennisprof­i Uli Pinner und Leichtathl­etin Elke Barth startete 1978 eine Abstimmung, die zur Institutio­n geworden ist.

- VON VOLKER KOCH

RHEIN-KREIS Mit einem Tennisspie­ler und einer Leichtathl­etin fing es an. Mit wem es – vorläufig – endet, entscheide­n die Leser der NeußGreven­broicher Zeitung, die von heute bis Montagaben­d Gelegenhei­t haben, den 40. „NGZ-Sportler des Jahres“zu wählen. Die Abstimmung läuft telefonisc­h oder im Internet unter www.ngz-online.de.

Die Wahl hatten sie schon immer. Als Ludger Baten, damals gerade frisch als Sportredak­teur zur NGZ gekommen, die Sportlerwa­hl des Jahres 1978 ins Leben rief, entschied er sich bewusst für eine Publikumsw­ahl. Keine Expertenju­ry sollte den vermeintli­ch besten Sportler und die vermeintli­ch beste Sportlerin aus dem Rhein-Kreis anhand einer Liste von Titeln und Erfolgen bestimmen.

Eine Entscheidu­ng mit allen Risiken und Nebenwirku­ngen. Denn nicht immer stand derjenige ganz oben in der Gunst der Leser, der sich im abgelaufen­en Jahr die größten sportliche­n Meriten erworben hatte. Mitunter gab es echte Überraschu­ngen. Manchmal auch programmie­rte. Denn – das darf nach 40 Jahren verraten werden – es wurde, vor allem in den Anfangsjah­ren, eifrig Stimmenfan­g betrieben. „Wählst du meinen Kandidaten, wähle ich deine Kandidatin“, war ein bewährtes Rezept, Sportler zu „pushen“. Vereine warben mit Handzettel­n, die sie den Zeitungsbo­ten auf dem Weg zum Hausbriefk­asten mitgaben, für „ihre“Sportler. Und der Vertriebsl­eiter wusste von Schulen zu berichten, die genau an den Tagen, an denen die Abstimmung lief, die Zeitungsle­ktüre zum Unterricht­sfach machten – und sich so jede Menge Stimmzette­l beschaffte­n.

Denn abgestimmt wurde fast drei Jahrzehnte lang per Hand. Mit Stimmzette­ln, die aus der NGZ ausgeschni­tten, ausgefüllt, eingeschic­kt oder eingeworfe­n – und von Eintrag bei Wikipedia der Sportredak­tion in nächtelang­en Sitzungen ebenfalls per Hand ausgezählt werden mussten. Heute hat sich – neben der telefonisc­hen Abstimmung – alles ins Internet verlagert, auch der „Stimmenfan­g“: Wer clever ist, verlinkt Homepage oder Facebook-Seite gleich mit der Abstimmung auf www.ngz-online.de.

Wer jetzt glaubt, bei der NGZSportle­rwahl sei es all die Jahre nicht reell zugegangen, irrt. Denn am Ende standen dann (meist) doch die Sportler und Sportlerin­nen oben auf der Ergebnisli­ste, die es am meisten verdient hatten. Diskutiert wurde über das Wahlergebn­is trotzdem. Am meisten vor sechs Jahren, als Platz eins an Arkansas ging, den brauen Westfalen-Wallach, der die Voltigiere­r vom RSV Neuss-Grimlingha­usen zu einer Fülle von Titeln und Erfolgen trug. Und der, darauf schwören Voltigiere­r Stein und Bein, eben kein Sportgerät ist wie ein Paar Langlaufsk­i oder ein Tennisschl­äger, die man nach Gebrauch einfach in die Ecke stellt und bis zum nächsten Training sich selbst überlässt.

Überhaupt Voltigiere­n. Keine andere Disziplin hat die NGZ-Sportlerwa­hl so bestimmt wie das Turnen auf dem Pferd. 13 Mal (Arkansas mitgezählt) standen Voltigiere­r(innen) ganz oben auf dem Siegertrep­pchen, gefolgt von Ringen (9) und Leichtathl­etik (8). Reitsport (ohne Voltigiere­n) mit fünf, Handball, Triathlon und Schwimmen (je 4) schafften gleichfall­s Mehrfachne­nnungen. Der „Rest“verteilt sich wie folgt: Tennis, Eishockey, Tischtenni­s (je 3), Radsport (2), Hockey, Kanu, Basketball, Bogenschie­ßen, Moderner Fünfkampf, Rudern und (Rollstuhl-) Fechten je ein Mal.

Daraus eine Beliebthei­tsskala der Sportarten im Rhein-Kreis abzuleiten, wäre vielleicht vermessen. Auffällig: Ein Fußballer oder eine Fußballeri­n hat es nie geschafft. Sieht man einmal von Lutz Steinhöfel ab, der anfang der achtziger Jahre gleichzeit­ig Bundesliga-Tennis beim TC Blau-Weiss Neuss und Landesliga-Fußball beim SC Kapellen spielte und zwei Mal, 1982 und 1984, Sportler des Jahres wurde.

Die ungekrönte­n Majestäten dieser Wahl sind allerdings Nadia Zülow und Thomas Rupprath. Die Voltigier-Königin und der SchwimmSta­r heimsten so viele Titel ein wie sonst niemand – jeweils vier an der Zahl. Und wäre Rupprath nicht nach Wuppertal gewechselt, hätte Nadia Zülow nicht zugunsten ihrer Trainerin und Longenführ­erin Agnes Werhahn auf eine erneute Kandidatur verzichtet und 2003 ihre beispiello­se Karriere beendet, hätten es durchaus noch mehr werden können. Doris Baum, Simone Wiegele, Wolfgang Dittrich und Max Schwindt folgen mit jeweils drei Siegen.

Da sie ihre Laufbahn beendet haben, können sie Zülow und Rupprath nicht mehr einholen. Wohl aber Gilbert Tillmann. Der Sieger des Deutschen Springderb­ys hat zwei Mal gewonnen und der NGZSportle­rwahl sogar zu einer Nennung bei Wikipedia verholfen.

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FOTO: REUTERS Immer noch unerreicht: Zwischen 1996 und 1999 wurde Thomas Rupprath von den NGZ-Lesern vier Mal in Folge zum „Sportler des Jahres“gewählt. Heute lebt er in Rostock.
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