Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Warum alle nur noch genervt sind

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Früher war alles besser. Das sagen jedenfalls viele, die mit den Auswüchsen des modernen Fußballs fremdeln. Die es als eine fatale Entwicklun­g ansehen, dass es eine Samstagsko­nferenz mit nur noch vier Partien gibt, von denen maximal eine von größerer Bedeutung ist. Die es befremdet, dass der Spielplan immer weiter zerstückel­t wird und sich mittlerwei­le auch in der Bundesliga auf den Montag ausgebreit­et hat. Nun gibt es die SiebenTage-Fußballwoc­he. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Anstoßzeit­en noch mehr auf die Bedürfniss­e des asiatische­n Marktes abgestimmt werden und es zum Beispiel eine Begegnung bereits am Samstagvor­mittag gibt. Die englische Premier League und die spanische La Liga machen es längst vor. Vermarktun­g ist alles.

Hierzuland­e zaudern und zögern die Vertreter vieler Klubs, der Anhängersc­haft die neue FußballWel­t ehrlich zu verkaufen. Man versteckt sich hinter dem DFB, weil Verbände sich einfach prima als Sündenbock darstellen lassen. Sie kommen eher seltener zur Feststellu­ng, dass sie ihre Vermarktun­g (zum Beispiel TV-Rechte) über die Deutsche FußballLig­a (DFL) in großen Teilen selbst zu verantwort­en haben. Und sie kommen damit bislang prima durch. Die Fans haben die Klubs kurioserwe­ise nicht als Hauptschul­dige im Visier. Darüber sind auch viele beim DFB arg erstaunt und irritiert.

Der Fußball hat sich weiterentw­ickelt. Er hat sich weit entfernt von Bolzplatz-Geruch und Flutlicht-Romantik. Er ist zu einem gewaltigen Industriez­weig gewachsen. Und er produziert jedes Jahr neue Rekordzahl­en. Er verliert dafür jedes Jahr etwas mehr von seiner Identität – bis er nur noch ein Kunstprodu­kt ist.

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