Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Borussia wird immer grauer

In Mönchengla­dbach sucht man verzweifel­t nach Auswegen aus der sportliche­n Krise.

- VON KARSTEN KELLERMANN

LEVERKUSEN Yann Sommer trug beim Bundesliga­spiel in Leverkusen NeonGelb, doch knallig ist derzeit nichts bei Borussia Mönchengla­dbach. Der Torwart brachte es nach dem 0:2 auf den Punkt: „Wir stehen zu Recht da, wo wir stehen.“Im tristen Mittelfeld, mit mehr Niederlage­n (elf) als Siegen (zehn). Alarmieren­d ist die Bilanz der Rückrunde: Platz 16 mit nur zwei Siegen und insgesamt sieben Punkten. Sommer zufolge ist, mit Blick auf die TeilTabell­en, aus dem Europa-Kandidaten der Hinrunde (Platz sechs, 28 Punkte) ein Team geworden, das in den Tiefenlage­n der Tabelle anzusiedel­n ist. Die Art und Weise, wie das Spiel in Leverkusen verloren ging, machte deutlich, warum der Abstand auf Bayer nun neun Punkte beträgt. Dass die Borussen als Anführer der Verletzten­tabelle anreisten und das fehlende Personal (acht Profis am Samstag, nun kommen Jannik Vestergaar­d, Christoph Kramer, Vincenzo Grifo und Reece Oxford dazu) einen Qualitätsv­erlust bedeutet, ist ein Baustein des Erklärungs­ansatzes für die Mängelbila­nz 2018. „Aber das soll keine Ausrede sein. Wir haben genug Qualität auf dem Platz, rufen sie aber nicht ab“, sagte Sommer. Technische Fehler, keine Ideen, keine Durchschla­gskraft, weil Leistungst­räger (Lars Stindl, Thorgan Hazard) arge Probleme hatten – es gab verlorene Spiele, in denen für Gladbach mehr drin war, in Leverkusen war es nicht so. Borussia wirkte zuweilen rat- und hilflos. Eine Systemumst­ellung und haufenweis­e Offensivpe­rsonal am Ende änderten nichts daran. „Wir finden im Moment wenige Lösungen“, gestand Sommer.

Dass die Borussen in der Schlusspha­se bei der großen Chance von Josip Drmic nicht noch zum unverdient­en Punkt kamen, zeigt: Auch das Glück konnten sie nicht erzwingen. Drmic schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Das Hoch nach dem Hannover-Sieg ist verpufft, das 2:2 gegen Bremen war hinten raus schon ein Abschwung, das Spiel in Leverkusen eine Enttäuschu­ng. Was die Verletzten­problemati­k angeht, haben die Borussen angekündig­t, alles auf den Prüfstand zu stellen – auch sportlich könnte eine Tiefenanal­yse anstehen. „Wir dürfen nicht alles infrage stellen“, mahnen die Borussen zwar. Doch Denkansätz­e gibt es nach dieser „Irgendwasf­ehlt-immer“-Saison reichlich, unabhängig davon, wie sie ausgeht. In der vergangene­n Saison hatten die Gladbacher nach 26 Spielen sogar zwei Punkte weniger (33), hatten vor dem zweiten Spiel im Europa-League-Achtelfina­le gegen Schalke nach dem 1:1 in Gelsenkirc­hen eine gute Ausgangspo­sition und standen im Halbfinale des DFB-Pokal. Alle Chancen blieben ungenutzt. Nun ist da vor allem Tristesse – aber noch ein Ausweg.

Die letzte Europa-Hoffnung ist Hoffenheim. 1899 kommt am Samstag nach Gladbach und steht derzeit auf jenem Rang, der für die Gladbacher wohl der letzte Sehnsuchts­ort ist in dieser Saison: Platz sieben, der zwar einen langen Qualifikat­ionsweg, aber eben Europa bedeuten würde. Aber: Gibt es gegen die erstarkten Kraichgaue­r keinen Sieg, wächst der Abstand auf sechs Punkte, dann wäre das Thema durch.

Das Spiel bei Bayer Leverkusen war indes nicht dazu angetan, nun Mut zu machen. Die enttäuscht­en Fans, die dem Team am Ende die Zuneigung entzogen, gaben den Borussen mit auf den Weg: „Wir woll’n euch kämpfen sehen!“Sommer will das umsetzen. „Die Bundesliga ist eine Liga, in der man an jedem Wochenende kämpfen muss. Das müssen wir annehmen und trotz der schwierige­n Situation weitermach­en“, sagte er.

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