Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Mehrere Verletzte nach Kurden-Demo
Rund 500 Personen hatten sich zunächst im Flughafen versammelt, es kam zu Konflikten mit der Polizei. Später blockierten 200 überwiegend kurdische Frauen die Straßenbahngleise am Hauptbahnhof. Hier blieb es friedlich.
Keine Straßenbahn fuhr gestern Nachmittag mehr am Hauptbahnhof. Rund 200 überwiegend kurdische Frauen hatten mit Unterstützung einiger deutscher Sympathisanten auf den Gleisen eine Sitzblockade durchgeführt. Sie demonstrierten gegen das Vorrücken der türkischen Armee auf die nordsyrische Stadt Afrin, skandierten „Erdogan ist ein Terrorist“. Sie sangen und klatschten, es blieb friedlich. Passanten, vielfach Fortuna-Fans, die vom Auswärtsspiel aus Duisburg zurückgekommen waren, zeigten nur wenig Verständnis. Es kam zu der skurrilen Situation, dass sich unter die vielen „Öcalan“-Rufe auch nicht minder lautstarke Anfeuerungen für den Zweitliga-Spitzenreiter mischten. Die anfangs nur spärlich vertretende Polizei wurde schnell durch eine Hundertschaft mit Einsatzkräften der Landespolizei verstärkt, auch Beamte der Bundespolizei waren an dem Einsatz beteiligt. Gegen 18 Uhr machten die Frauen die Schienen wieder frei. Zehn Minuten später erklärte die Polizei die Versammlung für aufgelöst, ließ die Demonstrantinnen aber nicht gehen, bevor nicht alle Identitäten klar waren, da sie sich des Landfriedensbruchs schuldig gemacht hätten.
Zu tumultartigen Szenen und Auseinandersetzungen mit der Polizei kam es hingegen zuvor am Flughafen, wo sich ungefähr 500 Kurden im Abflugbereich versammelt hatten, auch hier war der Grund der Protest gegen die Türkei und die Solidarität mit Afrin. Laut Polizei war zeitweise eine von drei Bordkartenkontrollen geschlossen, im Abflugbereich waren Teile des Flughafens gesperrt. Entgegen anderslautenden Meldungen sei es jedoch nicht zu offen ausgetragenen Konflikten zwischen Erdogan-Anhängern und -gegnern gekommen, wie eine Polizeisprecherin bestätigt. Dennoch wurden mehrere Personen leicht verletzt, da die Polizei sich genötigt sah, nach tätlichen Angriffen auf Beamte Pfefferspray einzusetzen. Es wurden verbotene Fahnen und Plakate gezeigt. Einige Personen wurden vorläufig festgenommen. Am späteren Nachmittag hatte die Polizei die Demonstranten aus dem Flughafengebäude gedrängt, auch hier wurden sämtliche Personalien aufgenommen. Angemeldet waren beide Demonstrationen nicht, wie die Polizei mitteilt.
Nach Auskunft des Flughafens konnte der Flugbetrieb normal weiterlaufen. Bei Straßenbahnen kam es hingegen zu Verspätungen von einer Stunde und mehr, betroffen waren die Linien 704, 707 und 709. Sie konnten den Hauptbahnhof nicht wie gewohnt anfahren, wurden gekürzt oder umgeleitet. Auch diverse Buslinien mussten Umwege in Kauf nehmen.
Bereits am Samstag waren kurdische Demonstranten mit der Polizei aneinandergeraten. Zuerst hatten sich einige unter die Teilnehmer einer Kundgebung zum Frauentag gemischt und dabei unerlaubte Fahnen gezeigt. Das war ihnen verboten worden. Mit eingerollten Fahnen hatten sich die Demonstranten später in den Hafen begeben und vorm WDR-Haus versammelt, waren am späten Abend dann im Flughafen aufgetaucht. Als die Polizei sehr schnell mit einem Großaufgebot anrückte, waren die rund 150 Demonstranten freiwillig abgezogen.
Gegen die Militäroffensive in dem kurischen Gebiet in Syrien gab es am Wochenende in verschiedenen deutschen Städten spontane Proteste. Auch in Hamburg, Kiel, Saarbrücken und Kaiserslautern kam es zu Demonstrationen.