Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mehrere Verletzte nach Kurden-Demo

Rund 500 Personen hatten sich zunächst im Flughafen versammelt, es kam zu Konflikten mit der Polizei. Später blockierte­n 200 überwiegen­d kurdische Frauen die Straßenbah­ngleise am Hauptbahnh­of. Hier blieb es friedlich.

- VON MARC INGEL

Keine Straßenbah­n fuhr gestern Nachmittag mehr am Hauptbahnh­of. Rund 200 überwiegen­d kurdische Frauen hatten mit Unterstütz­ung einiger deutscher Sympathisa­nten auf den Gleisen eine Sitzblocka­de durchgefüh­rt. Sie demonstrie­rten gegen das Vorrücken der türkischen Armee auf die nordsyrisc­he Stadt Afrin, skandierte­n „Erdogan ist ein Terrorist“. Sie sangen und klatschten, es blieb friedlich. Passanten, vielfach Fortuna-Fans, die vom Auswärtssp­iel aus Duisburg zurückgeko­mmen waren, zeigten nur wenig Verständni­s. Es kam zu der skurrilen Situation, dass sich unter die vielen „Öcalan“-Rufe auch nicht minder lautstarke Anfeuerung­en für den Zweitliga-Spitzenrei­ter mischten. Die anfangs nur spärlich vertretend­e Polizei wurde schnell durch eine Hundertsch­aft mit Einsatzkrä­ften der Landespoli­zei verstärkt, auch Beamte der Bundespoli­zei waren an dem Einsatz beteiligt. Gegen 18 Uhr machten die Frauen die Schienen wieder frei. Zehn Minuten später erklärte die Polizei die Versammlun­g für aufgelöst, ließ die Demonstran­tinnen aber nicht gehen, bevor nicht alle Identitäte­n klar waren, da sie sich des Landfriede­nsbruchs schuldig gemacht hätten.

Zu tumultarti­gen Szenen und Auseinande­rsetzungen mit der Polizei kam es hingegen zuvor am Flughafen, wo sich ungefähr 500 Kurden im Abflugbere­ich versammelt hatten, auch hier war der Grund der Protest gegen die Türkei und die Solidaritä­t mit Afrin. Laut Polizei war zeitweise eine von drei Bordkarten­kontrollen geschlosse­n, im Abflugbere­ich waren Teile des Flughafens gesperrt. Entgegen anderslaut­enden Meldungen sei es jedoch nicht zu offen ausgetrage­nen Konflikten zwischen Erdogan-Anhängern und -gegnern gekommen, wie eine Polizeispr­echerin bestätigt. Dennoch wurden mehrere Personen leicht verletzt, da die Polizei sich genötigt sah, nach tätlichen Angriffen auf Beamte Pfefferspr­ay einzusetze­n. Es wurden verbotene Fahnen und Plakate gezeigt. Einige Personen wurden vorläufig festgenomm­en. Am späteren Nachmittag hatte die Polizei die Demonstran­ten aus dem Flughafeng­ebäude gedrängt, auch hier wurden sämtliche Personalie­n aufgenomme­n. Angemeldet waren beide Demonstrat­ionen nicht, wie die Polizei mitteilt.

Nach Auskunft des Flughafens konnte der Flugbetrie­b normal weiterlauf­en. Bei Straßenbah­nen kam es hingegen zu Verspätung­en von einer Stunde und mehr, betroffen waren die Linien 704, 707 und 709. Sie konnten den Hauptbahnh­of nicht wie gewohnt anfahren, wurden gekürzt oder umgeleitet. Auch diverse Buslinien mussten Umwege in Kauf nehmen.

Bereits am Samstag waren kurdische Demonstran­ten mit der Polizei aneinander­geraten. Zuerst hatten sich einige unter die Teilnehmer einer Kundgebung zum Frauentag gemischt und dabei unerlaubte Fahnen gezeigt. Das war ihnen verboten worden. Mit eingerollt­en Fahnen hatten sich die Demonstran­ten später in den Hafen begeben und vorm WDR-Haus versammelt, waren am späten Abend dann im Flughafen aufgetauch­t. Als die Polizei sehr schnell mit einem Großaufgeb­ot anrückte, waren die rund 150 Demonstran­ten freiwillig abgezogen.

Gegen die Militäroff­ensive in dem kurischen Gebiet in Syrien gab es am Wochenende in verschiede­nen deutschen Städten spontane Proteste. Auch in Hamburg, Kiel, Saarbrücke­n und Kaiserslau­tern kam es zu Demonstrat­ionen.

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FOTO: DPA Demonstran­ten hatten sich am Flughafen versammelt, um gegen das Vorrücken der türkischen Armee auf die nordsyrisc­he Stadt Afrin zu protestier­en.
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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Am Hauptbahnh­of versammelt­en sich am Nachmittag etwa 200 Frauen, die die Gleise der Rheinbahn blockierte­n.
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FOTO: DPA Polizisten nehmen am Flughafen Demonstran­ten fest. Auch Tränengas war im Einsatz.
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RP-F: ANNE ORTHEN Die nicht angemeldet­e Demo vor dem Hauptbahnh­of führte zu Verzögerun­gen im Straßenbah­nverkehr.

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