Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Kurs“-Probanden mit Gefahrenpotenzial
Viele Sexualstraftäter des Landesprogramms gehören den Kategorien A und B an.
DÜSSELDORF/BOCHUM Vom Großteil der auf freiem Fuß befindlichen 1056 sogenannten „Kurs“-Probanden in Nordrhein-Westfalen geht offenbar eine erhebliche Gefahr aus. „249 von ihnen werden in der Kategorie A und 556 Probanden in der Kategorie B geführt“, erklärte das NRW-Innenministerium auf Anfrage unserer Redaktion.
Der vorbestrafte Sexualstraftäter, der am 18. Februar in Bochum auf einem Friedhof eine Frau vergewaltigt hatte, gehörte der Kategorie B an. „In dem Fall erfolgte die Risikobewertung durch die Sozial-Thera- peutische Anstalt Gelsenkirchen. Diese Einstufung wurde in der Fallkonferenz bestätigt“, teilte das Innenministerium mit. „Die Bochumer Polizei führte bei dem Mann halbjährlich vorgesehene Gefährderansprachen durch, die meist im Präsidium oder am Telefon geführt wurden.“Insgesamt wurden seit Beginn von „Kurs“vor acht Jahren 99 Probanden rückfällig. Dies entspricht einer Rückfallquote von 3,1 Prozent.
„Kurs“steht für Konzeption zum Umgang mit rückfallgefährdeten Sexualstraftätern in NRW. Es ist ein Programm der Landesregierung mit der Zielsetzung: Die Allgemeinheit bestmöglich vor besonders rückfallgefährdeten Sexualstraftätern zu schützen. Zur Kategorie A gehören Risikoprobanden mit herausragendem Gefahrenpotenzial. Sie können jederzeit wieder eine erhebliche Straftat begehen. Unter die Kategorie B fallen Risikoprobanden mit hohem Gefahrenpotenzial, die bei Wegfall vorbeugender Bedingungen wieder rückfällig werden können. Und Kategorie C sind Probanden mit mittlerem Gefahrenpotenzial.
Der Fall der Bochumer Vergewaltigung, der durch Recherchen unserer Redaktion bekanntgeworden war, ist morgen auch Thema im Düsseldorfer Landtag.