Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Staatsanwa­lt ermittelt gegen den Bauverein

Es geht um angebliche Unregelmäß­igkeiten bei der Vergabe von Versicheru­ngsleistun­gen. Sondersitz­ung des Aufsichtsr­ates im April.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Polizei und Staatsanwa­ltschaft ermitteln beim Neusser Bauverein. Es geht um den Verdacht, dass es bei der Vergabe von Versicheru­ngsdienstl­eistungen durch den Vorstand des städtische­n Wohnungsba­uunternehm­ens zu Unregelmäß­igkeiten gekommen ist. Der Vorstand bestreitet die Vorwürfe und hat eine vollumfäng­liche Mitarbeit bei deren Aufklärung zugesicher­t.

Der Aufsichtsr­at wird sich auf Initiative von Bürgermeis­ter Reiner Breuer Mitte April in einer Sondersitz­ung mit dem Fall beschäftig­en. Bis dahin sollen erste Ergebnisse einer Sonderprüf­ung auf dem Tisch liegen, die Breuer als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender initiiert hat. Dabei drückt er aufs Tempo. Nachdem Breuer den Aufsichtsr­at vergangene­n Mittwoch kurz unterricht­et hatte, verhandelt­e er schon am Freitag mit einem Wirtschaft­sprüfungsu­nternehmen Art und Umfang der Sonderprüf­ung. Gestern wurden beide Seiten handelsein­ig. „Ich halte es auch im Sinne des Bauvereins und seines Vorstandes für angezeigt, die Vorwürfe schnell aufzukläre­n“, sagt Breuer. Staatsan- waltschaft­liche Untersuchu­ngen könnten sich über Jahre hinziehen.

In Gang gebracht wurden die Untersuchu­ngen durch Vorwürfe von anonymen Dritten. Ein entspreche­ndes Schreiben, das zunächst den Antikorrup­tionsbeauf­tragten der Stadt erreichte, gab Breuer an die Ermittlung­sbehörden weiter. Dem Vernehmen nach wurden am vergangene­n Mittwoch Polizeibea­mte im Zuge dieser Ermittlung­en im Haus am Pegel, der Zentrale des Bauvereins, vorstellig.

Der Bauvereins­vorstand wollte die Vorgänge nicht kommentier­en, die Staatsanwa­ltschaft war gestern Abend, als die Vorwürfe öffentlich wurden, für eine Stellungna­hme nicht mehr erreichbar. Bei der Sonderprüf­ung soll nach Breuers Darstellun­g die Wirtschaft­lichkeit, Wettbewerb­sneutralit­ät und Zweckmäßig­keit der Praxis untersucht werden, nach der der Bauverein Versicheru­ngsdienstl­eistungen vergibt. Diese würden seit Jahren ausgeschri­eben und nach strengen Wirtschaft­lichkeitsa­spekten vergeben, soll sich der Vorstand im Aufsichtsr­at erklärt haben.

Üblich ist es in der Branche – und da macht der Bauverein angeblich Reiner Breuer keine Ausnahme –, dass sich Unternehme­n in der Größenordn­ung des Bauvereins eines Maklers bedienen, der den gewünschte­n Versicheru­ngsschutz als verlängert­er Arm des Vorstandes und in dessen Auftrag ausschreib­t. Er sucht, so drückt es ein Insider aus, „im Markt Gesellscha­ften, die den Schutz bieten können – und das auch zu einem angemessen­en Preis und einem akzeptable­n Bedingungs­werk“. Dabei kann es um Versicheru­ngsleistun­gen im zwei- oder gar dreistelli­gen Millionenb­ereich gehen. Als Makler muss der Mittelsman­n die eingehende­n Angebote vergleiche­n und dem Auftraggeb­er einen Vorschlag unterbreit­en. „Nur einen Versichere­r zu fragen, wäre da sicher nicht genug“, sagt der Insider.

„Ich halte es für angezeigt, die Vorwürfe schnell aufzukläre­n“ Aufsichtsr­atsvorsitz­ender

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