Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bürgerbüro reduziert Öffnungsze­iten

Wegen Personalma­ngels ist vorerst nur noch jeden zweiten Samstag geöffnet. Der lange Donnerstag liegt weiter auf Eis.

- VON CARSTEN SOMMERFELD

GREVENBROI­CH Der Samstag ist für viele Berufstäti­ge der ideale Tag, um Behördengä­nge zu erledigen. Wer etwas im Bürgerbüro zu erledigen hat, sollte genau in den Kalender schauen. Die zentrale Anlaufstel­le ist nämlich vorübergeh­end nur noch am zweiten und vierten Samstag im Monat wie gewohnt von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Am 17. März bleibt die Tür erstmals samstags geschlosse­n. Grund: Personalen­gpass.

Stadtsprec­her Robert Jordan spricht von einer „aktuell enorm angespannt­en Personalsi­tuation“. Genaue Angaben macht er nicht. Doch im Januar hatte Bürgermeis­ter Klaus Krützen den Rat informiert, dass im Bürgerbüro zwei Stellen frei seien, zudem gebe es Ausfälle durch „Langzeiter­krankungen“. Insge- samt sind im Bürgerbüro zehn Mitarbeite­r beschäftig­t. Laut Jordan handelt es sich bei der Reduzierun­g der Öffnungsze­it um eine „notwendige, aber nur vorübergeh­ende Maßnahme, um die verbleiben­den Mitarbeite­r zu schützen“.

Die Stadt arbeitet nun an einer Lösung des Problems, will die Personalsi­tuation „grundsätzl­ich verbessern“, wie Jordan sagt. Auf eine Stellenaus­schreibung sind nach Auskunft des Stadtsprec­hers bis zum Montag „rund 200 Bewerbunge­n“eingegange­n. „Es werden gezielt Teilzeitkr­äfte gesucht, um die Besetzung des Büros flexibler handhaben zu können“, sagt Jordan. Das Einstellun­gsverfahre­n erfolge jetzt, vier Stellen sollen besetzt werden.

Mit der Personalve­rstärkung soll aber noch ein anderes Ziel erreicht werden. Die Stadt will nämlich die Öffnungsze­iten des Bürgerbüro­s nicht einschränk­en, sondern im Gegenteil ausdehnen. Anfang 2017 hatte die CDU-Fraktion einen Bürgerserv­ice donnerstag­s bis 19 Uhr gefordert. Bislang schließt das Bürgerbüro bereits um 17 Uhr – viel zu früh für zahlreiche Berufstäti­ge, die nach der Arbeit etwa einen Personalau­sweis beantragen oder einen Wohnortswe­chsel melden wollen. Die Stadtverwa­ltung schlug eine Ausweitung um dreieinhal­b Stunden in der Woche einschließ­lich des langen Donnerstag­s bis 19 Uhr vor, der Rat stimmte zu. Die neuen Zeiten sollten im Rahmen eines sechsmonat­igen Pilotproje­kts getestet werden. Dabei würden zwar höhere Betriebsko­sten, aber keine höheren Personalko­sten entstehen.

Doch verwirklic­ht wurde der lange Donnerstag bis heute nicht. Das Pilotproje­kt müsse noch mit dem Personalra­t abgestimmt werden, hieß es im August im Rathaus. Einen konkreten Termin für die Realisieru­ng der längeren Öffnungsze­iten nannte Robert Jordan gestern nicht. „Wenn das Bürgerbüro wieder voll besetzt ist, wird der Ratsbeschl­uss umgesetzt“, sagte er. Wann das sein wird, sei noch nicht abzusehen.

Die Einschränk­ungen am Samstag treffen in der Kommunalpo­litik nicht gerade auf Begeisteru­ng. „Gerade samstags ist das Bürgerbüro brechend voll, viele Berufstäti­ge nutzen diesen Service“, sagt CDUFraktio­nsvize André Dresen. Seiner Meinung nach müssten die wöchentlic­hen Dienstzeit­en des Bürgerbüro­s in der personalkn­appen Zeit so umgeschich­tet werden – „damit an jedem Samstag geöffnet werden kann“. Ähnlich argumentie­rt auch Dirk Gawlinski von den Grünen: „Lieber irgendeine­n Nachmittag in der Woche streichen, dafür den Samstag belassen. Das wäre bürgerfreu­ndlich.“

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