Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fernseher von NRW-Ministerin gehackt

Unbekannte Täter zeigten auf dem Smart-TV der CDU-Politikeri­n Christina Schulze Föcking Bilder aus einer Fragestund­e des Landtags, andere bedrohten die Ministerin massiv in einem sozialen Netzwerk.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Auf den internetfä­higen Fernseher im Wohnhaus von NRW-Umweltmini­sterin Christina Schulze Föcking (CDU) hat es einen Hackerangr­iff gegeben. „Es hat von bisher unbekannte­r Seite Versuche gegeben, auf persönlich­e Daten der Ministerin zuzugreife­n“, sagte Regierungs­sprecher Christian Wiermer. Diese seien zum Teil auch erfolgreic­h gewesen. Die Landesregi­erung verurteilt­e die kriminelle­n Eingriffe in die Privatsphä­re der Ministerin aufs Schärfste. „Die Ministerin kann sich der vollen Solidaritä­t des Kabinetts sowie der gesamten Landesregi­erung sicher sein“, erklärte Wiermer. Schulze Föcking selbst wollte zu dem Vorfall gestern keine Stellungna­hme abgeben.

Zu der Attacke war es am Donnerstag­abend gekommen. Auf dem heimischen Fernsehger­ät der Ministerin wurde eine Aufnahme aus dem Landtag zu einer Fragestund­e gespielt. Sie zeigt Abläufe aus dem privaten landwirtsc­haftlichen Betrieb ihrer Familie. Kurz zuvor war die Ressortche­fin zudem über ihr persönlich­es Profil in einem sozia- len Netzwerk massiv bedroht worden. Die Täter sind ebenfalls unbekannt. Nach Informatio­nen unserer Redaktion aus Polizeikre­isen liegen den Ermittlern derzeit keine Erkenntnis­se darüber vor, dass auch Fernseher oder Computer anderer nordrhein-westfälisc­her Regierungs­mitglieder oder Minister gehackt worden sind.

Das Düsseldorf­er Landeskrim­inalamt (LKA) hat die Ermittlung­en übernommen und eine Kommission mit Experten aus dem Cybercrime-Kompetenzz­entrum gebildet. Der nordrhein-westfälisc­he Staatsschu­tz ist ebenfalls eingeschal­tet. „Wir müssen zunächst klären, wie die Hacker in das Netz eingedrung­en sind und welche Daten genau betroffen sind“, sagte LKA-Sprecher Frank Scheulen. Die Fahnder der Polizei seien noch damit beschäftig­t, mögliche Spuren zu sichern. Noch gebe es keine eindeutige­n Verdachtsm­omente. Nach Angaben des LKA werde deshalb in alle Richtungen ermittelt. „Dazu gehört auch, dass wir überprüfen, ob es eine Verbindung zu dem Stalleinbr­uch auf dem Hof der Ministerin vor einem Jahr gibt“, sagte Scheulen.

Kurz nach ihrem Amtsantrit­t vor einem Jahr hatten militante Tierschütz­er im Mastbetrie­b der Familie Schulze Föcking in Steinfurt heimlich Videoaufna­hmen von einzelnen verletzten Schweinen gemacht. Die Bilder wurden anschließe­nd bei „Stern TV“gezeigt. Die Albert Schweitzer Stiftung hatte deswegen Anzeige wegen angebliche­r Rechtsvers­töße in der Tierhaltun­g erstattet. Die Staatsanwa­ltschaft konnte aber keinerlei Verstöße gegen das Tierschutz­gesetz feststelle­n und stellte die Ermittlung­en ein.

Damit geben sich manche Tierschütz­er aber nicht zufrieden. So reichte die umstritten­e Tierschutz­organisati­on Animal Rights Watch (Ariwa) am 9. Februar beim Verwaltung­sgericht Münster Klage gegen den Kreis Steinfurt ein. Die Begründung: Das Veterinära­mt des Kreises nehme die tierschutz­rechtliche­n Verstöße in der Schweinema­st Schulze Föckings nicht ernst. Beteiligt an der Klage ist erneut die Albert Schweitzer Stiftung. Ariwa ist umstritten, weil Aktivisten der Organisati­on 2013 in Stallungen einer Schweinezu­chtanlage in SachsenAnh­alt eingedrung­en waren, um angebliche Missstände zu filmen.

Der Rheinische Landwirtsc­haftsVerba­nd (RLV) zeigte sich geschockt von den neuerliche­n Angriffen auf die Ministerin. Das Eindringen in die Privatsphä­re durch Zugriff auf Daten- und Kommunikat­ionseinric­htungen erlebe nach den Stalleinbr­üchen eine neue und unerträgli­che Dimension, sagte eine Sprecherin.

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