Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Lufthansa-Gewinne auf Kosten der Fluggäste

-

Der Vorstandsc­hef der Deutschen Lufthansa, Carsten Spohr, könnte fast versucht sein, sich für einen herausrage­nden Manager zu halten. Im vergangene­n Jahr fuhr er mit drei Milliarden Euro einen so nicht erwarteten Rekordgewi­nn für die Kranichlin­ie ein. Doch es ist nicht so sehr die Innovation­sfreude des Managers, die zu diesem Ergebnis führte. Die Pleite des Zweitplatz­ierten Air Berlin trug erheblich dazu bei. Denn zugleich übernahm die Fluglinie 77 der 144 Air-Berlin-Maschinen und stieg damit zum unangefoch­teten Marktund Preisführe­r auf. Ökonomisch gesprochen bewegt sich die Lufthansa als Teilmonopo­list auf dem Markt für Passagierf­lüge.

Das hat angenehme Folgen für die Lufthansa-Aktionäre, die sich über höhere Dividenden freuen dürfen. Weniger schön sind die Aussichten für die Fluggäste, die zurzeit bis zu 500 Euro für einen Flug von Düsseldorf nach Berlin zahlen müssen, der vor Jahresfris­t höchstens die Hälfte,

Die Airline hat 77 der 144 Flugzeuge aus dem Bestand der insolvente­n Air Berlin erhalten. Das reicht, um den Markt zu beherrsche­n und die Preise für die Konkurrenz zu setzen.

manchmal noch weniger kostete. Ein Teilmonopo­l funktionie­rt so, dass der Marktführe­r die Preis-Absatz-Kurven der kleinteili­gen Konkurrenz schätzt und dann den Preis so setzt, dass die Gewinne maximiert werden. Ein betriebswi­rtschaftli­ch nachvollzi­ehbares Verhalten, das auf Kosten der Passagiere geht. In einem Markt mit mehreren großen Konkurrent­en wären Preise und Gewinne niedriger. Der umkämpfte Einzelhand­el lässt grüßen.

Man hätte die Lufthansa ganz heraushalt­en und den Weg für einen Air-Berlin-Nachfolger ebnen müssen, statt auf eine zersplitte­rte Konkurrenz zu setzen. Ein geordnetes Insolvenzv­erfahren ohne Einmischun­g von Gewerkscha­ften oder Politik hätte so ein Ergebnis herstellen können. Und auch die Beschäftig­ung hätte nicht darunter gelitten, wenn auch die Bedingunge­n für die Air-Berlin-Mitarbeite­r nicht ganz so günstig ausgefalle­n wären – zumindest nicht im ersten Schritt.

Die hohen Markteintr­ittsbarrie­ren im Flugverkeh­r durch begrenzte Streckenve­rgabe und teures Equipment verstärken das Teilmonopo­l. Wir werden längere Zeit mit hohen Flugpreise­n leben müssen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany