Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Seehofer will mehr und dauerhafte Grenzkontr­ollen

Der Innenminis­ter dringt auf einen besseren Schutz vor illegalen Übertritte­n. Die Grünen sehen im neuen Ressortche­f einen Scharfmach­er.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Die 2015 im Zuge der Flüchtling­skrise eingeführt­en Grenzkontr­ollen sollen nach dem Willen von Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) dauerhaft erhalten bleiben. „Die Binnengren­zkontrolle­n müssen so lange ausgeführt werden, solange die EU es nicht schafft, die Außengrenz­en wirksam zu schützen und zu kontrollie­ren“, sagte Seehofer der „Welt am Sonntag“. Auf absehbare Zeit sehe er nicht, dass ihr das gelingen werde. Der neue Innenminis­ter brachte zudem eine Ausweitung der Grenzkontr­ollen ins Spiel. „Es sind nicht allzu viele Grenzstell­en in Deutschlan­d derzeit dauerhaft besetzt. Auch darüber wird nun zu reden sein, ob das so bleiben kann“, betonte der CSU-Politiker.

Deutschlan­d hatte im September 2015 auf dem Höhepunkt der Flüchtling­skrise als erstes Land im Schengenra­um wieder Grenzkontr­ollen eingeführt, die bis heute an einigen Grenzüberg­ängen aufrecht erhalten werden. Das 1995 in Kraft getretene Schengener Abkommen, dem derzeit 22 EU-Staaten angehören, sieht einen freien Grenzübert­ritt im gesamten Schengenra­um vor. Die EU drängt darauf, die Grenzkontr­ollen wieder aufzuheben. „Wir müssen zum normalen Schengensy­stem zurück“, sagte EUMigratio­nskommissa­r Dimitris Avramopoul­os beim Treffen der EUInnenmin­ister in Brüssel Anfang März. Derzeit sind die Grenzkon- trollen noch bis Mai vorgesehen. Ob es erneut eine Verlängeru­ng geben wird, ist noch offen. Aktuell gibt es trotz Schengen-Mitgliedsc­haft Kontrollen an den Grenzen von Deutschlan­d, Österreich, Frankreich, Dänemark, Schweden und dem Nicht-EU-Land Norwegen.

Widerspruc­h zu Seehofers Vorstoß für längere und intensiver­e Kontrollen kam von den Grünen. „Wir brauchen intelligen­tere Lösungen als plakative Scheinantw­orten wie ‚Grenzbäume runter‘“, sagte Vize-Fraktionsc­hef Konstantin von Notz unserer Redaktion. Seehofer müsse jetzt liefern. „Die Bundespoli­zei schiebt Millionen Überstunde­n vor sich her und ist an ihrer äußersten Belastungs­grenze angekommen“, sagte von Notz. Der GrünenPoli­tiker verwies auch darauf, dass Seehofer in den vergangene­n zwölf Jahren bei allen relevanten Entscheidu­ngen mit am Tisch gesessen habe. „Es ist wenig glaubwürdi­g, dass er sich nun frisch im Amt als Scharfmach­er zeigt.“

Seehofer hingegen betonte den doppelten Nutzen der Grenzkontr­ollen. Es gehe ja nicht nur darum, Menschen von illegalen Grenzübert­ritten abzuhalten, sondern Grenzkontr­ollen erfüllten auch andere Schutzfunk­tionen. So gingen der Bundespoli­zei im Rahmen der verschärft­en Grenzkontr­ollen zum G7Gipfel im Juni 2015 und zum G20Gipfel im Juli 2017 in Hamburg Hunderte Personen ins Netz, die mit internatio­nalem Haftbefehl gesucht wurden.

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