Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Spahn provoziert neuen Streit

Der Gesundheit­sminister hat Gegner des Werbeverbo­ts für Abtreibung­en scharf angegriffe­n.

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Der Pulverdamp­f der Armutsdeba­tte hat sich noch nicht verzogen, da setzt Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) schon einen neuen Diskussion­spunkt, der ihm viel Kritik einbringt. In der Debatte um den Paragrafen 219a, der ein Werbeverbo­t für Schwangers­chaftsabbr­üche vorsieht, griff Spahn diejenigen scharf an, die den Paragrafen abschaffen wollen. „Wenn es um das Leben von Tieren geht, da sind einige, die jetzt für Abtreibung­en werben wollen, kompromiss­los“, sagte Spahn der „Bild am Sonntag“. Aber in dieser Debatte werde manchmal gar nicht mehr berücksich­tigt, dass es um ungeborene­s menschlich­es Leben gehe“, betonte der Gesundheit­sminister.

219a ist in der Diskussion, seitdem Ende vergangene­n Jahres eine Gynäkologi­n zu einer Geldstrafe verurteilt worden war, nachdem sie auf ihrer Internetse­ite offen die Leistung „Schwangers­chaftsabbr­uch“angeboten hatte. „Das ist keine ärztliche Leistung wie jede andere – und selbst für die gelten bei der Werbung strenge Regeln“, sagte Spahn.

Die SPD will den Paragrafen abschaffen. Die Union ist dagegen. Ursprüngli­ch hatte Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) der SPD zugesagt, sie könne mit FDP, Linken und Grünen für eine Abschaffun­g stimmen. Auf Druck aus der Unionsfrak­tion wurde der SPD-Antrag aber wieder zurückgezo­gen. Nun soll eine einvernehm­liche Lösung gefunden werden. CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karren- bauer signalisie­rte Kompromiss­bereitscha­ft: „Sollte es bei der derzeitige­n Rechtslage Informatio­nslücken geben, werden wir sicher eine Lösung finden, dass Frauen einen noch besseren Zugang zu allen nötigen Informatio­nen bekommen“, sagte sie.

Scharfe Kritik an Spahn kam vom Koalitions­partner SPD und aus der Opposition. „Spahns durchsicht­ige Effekthasc­herei nervt“, sagte SPDFraktio­nsvize Katja Mast. Der Fraktionsg­eschäftsfü­hrer der Linken, Jan Korte, sagte: „Immer wieder sonntags, Jens Spahn muss etwas Rückschrit­tliches erklären.“

In dem Interview hatte der Gesundheit­sminister auch seine Pläne für Demenz-Forschung und die Digitalisi­erung des Gesundheit­swesens erläutert. Der Vorstand Deutsche Stiftung Patientens­chutz, Eugen Brysch, warf Spahn daraufhin vor, die Themen zu verfehlen. „Leuchtturm­projekte und Netzwerkvi­sionen sind keine praktische­n Antworten auf die Nöte der pflegebedü­rftigen und schwer kranken Menschen von heute.“

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FOTO: DPA Ein sieben Wochen alter Fötus in einer Fruchtblas­e.

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