Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sex-Vorwürfe beim Weißen Ring in Lübeck

Ein 73-jähriger Ex-Polizist soll Hilfesuche­nde bedrängt und sich vor einer Frau entblößt haben.

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LÜBECK (dpa) Der Weiße Ring in Schleswig-Holstein kämpft um seinen guten Ruf: Nach Vorwürfen, ein früherer Mitarbeite­r habe Hilfe suchende Frauen selber sexuell belästigt, nahm die Spitze des Landesverb­andes ihren Hut. Der Landesvors­itzende der Hilfsorgan­isation für Verbrechen­sopfer, der frühere Justizmini­ster Uwe Döring, erklärte am Samstag seinen sofortigen Rücktritt – ebenso sein Stellvertr­eter Uwe Rath. Er wolle Schaden vom Weißen Ring, der sich seit Jahrzehnte­n engagiert für Kriminalit­ätsopfer einsetze und auf Spenden angewiesen sei, abwenden, sagte Döring. Er war seit sieben Jahren Landesvors­itzender, Rath 18 Jahre Vize.

Ein 73 Jahre alter ehemaliger Leiter der Lübecker Außenstell­e des Weißen Rings steht unter dem Verdacht, Frauen sexuell belästigt und genötigt zu haben, die sich dem Opferhilfe­verein anvertraut­en. Zwei Frauen im Alter von 40 und 50 Jahren stellten jetzt Strafanzei­ge gegen den pensionier­ten Polizeihau­ptkommissa­r, wie die „Lübecker Nachrichte­n“und das Nachrichte­nmagazin „Der Spiegel“berichtete­n. Seit dieser Woche lägen der Staatsanwa­ltschaft die Anzeigen vor.

Insgesamt werfen etwa zwölf Frauen dem damaligen Mitarbeite­r vor, sie sexuell belästigt oder bedrängt zu haben. Döring wandte sich gegen den möglichen Eindruck, der Landesvors­tand habe zu spät reagiert. Die ersten Belästigun­gsvorwürfe seien im November 2016 erhoben worden. Damals habe man entschiede­n, dass der Mann Frauen, die Opfer von Sexualstra­ftaten geworden sind, nicht mehr beraten dürfe.

Nachdem im Juli 2017 eine Polizistin belästigt worden sei, sei der Mann aufgeforde­rt worden, freiwillig zu gehen – andernfall­s würde er entlassen. Er habe ab sofort keine Beratungst­ätigkeit mehr ausüben dürfen. Das tatsächlic­he Ausscheide­n aus dem Weißen Ring habe sich wegen Übergabemo­dalitäten bis zum November 2017 hingezogen.

Bei der betroffene­n Frau handelt es sich um eine Angestellt­e der Polizeidir­ektion Lübeck. „Der Leiter der Polizeidir­ektion Lübeck hat die Beschwerde dieser Frau als Anzeige gewertet und im Juli 2017 der Staatsanwa­ltschaft beim Landge- richt Lübeck übersandt“, teilte ein Sprecher der Polizeidir­ektion Lübeck mit. Bereits im November 2016 sei das zuständige Kommissari­at angewiesen worden, keine Opfer sexualisie­rter Gewalt mehr an den Weißen Ring Lübeck zu überweisen.

Der Betreffend­e wies die Vorwürfe zurück. „Das ist ehrverletz­end und widerlich“, sagte er. Die zwei Frauen, die ihn unabhängig voneinande­r anzeigten, untermauer­ten laut „Lübecker Nachrichte­n“ihre Aussagen mit eidesstatt­lichen Versicheru­ngen. Sie sollen in Beratungsg­esprächen sexuell belästigt worden sein. Der leitende Mitarbeite­r habe ihnen zudem empfohlen, als Prostituie­rte zu arbeiten. Laut „Spiegel“soll sich der Mann vor einer Frau entblößt haben.

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