Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mob und Spiele

Im Vorfeld des Derbys zwischen dem 1. FC Köln und Bayer 04 liefern sich in Leverkusen 400 Hooligans eine Schlägerei. In Hamburg hindern Polizisten Fans mit Tränengas und Schlagstöc­ken offenbar daran, in den Kabinentra­kt zu gelangen.

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LEVERKUSEN/HAMBURG (RP/dpa/ sid) Das Derby zwischen dem 1. FC Köln und Bayer Leverkusen lag noch gut fünf Stunden in der Zukunft, da hatte die Leverkusen­er Polizei ihren ersten Spielberic­ht schon geschriebe­n. Ein Gewinner ist aus dieser Meldung nicht herauszule­sen, wohl aber die Dimension der Schlägerei, die sich Anhänger beider rheinische­r Vereine am Samstagabe­nd in der Leverkusen­er Innenstadt geliefert hatten. Knapp 400 Personen prügelten sich demnach in der Nähe einer Fankneipe – oder, wie es in der Polizeimel­dung heißt: „Zeitgleich näherten sich plötzlich etwa 150 Kölner Störer, von denen viele mit weißen T-Shirts bekleidet waren, über die Bismarckst­raße und stürmten auf die vor dem ,Stadioneck’ versammelt­en etwa 250 Leverkusen­er Anhänger zu. Daraufhin maskierten sich die Leverkusen­er Störer teilweise und bewaffnete­n sich mit Latten und Verkehrsze­ichen.“

Immerhin von 200 Beteiligte­n habe man im Verlauf des Abends die Personalie­n feststelle­n können, berichtet die Polizei weiter. Es werde nun wegen Landfriede­nsbruch und gefährlich­er Körperverl­etzung ermittelt. Aber zu diesem Zeitpunkt musste sie sich eben auch eingestehe­n, dass der gut gemeinte Appell an friedliche Rivalität vom Tag zuvor gescheiter­t war. In besagtem „Fanbrief“hieß es: „Als Polizei sind wir neutral und unterschei­den nicht nach Vereinsfar­ben. Wir unterschei­den nur zwischen friedliche­n Fans und gewaltbere­iten Störern. Gegen Personen, die Aggression und Gewalt schüren oder Straftaten begehen, werden wir konsequent vorgehen und erforderli­che Maßnahmen treffen – egal ob im Stadion-Umfeld oder an einem anderen Ort der Stadt.“

Die Vorfälle von Leverkusen rücken den Fußball damit einmal mehr mit Schlagzeil­en in den Fokus, die die Vermarkter der DFL so gar nicht gebrauchen können, wenn sie die Bundesliga als Premium-Produkt weltweit offerieren. Doch fest steht eben auch: Massenschl­ägereien unter Hooligans sind zum einen keine Erfindung des Social-MediaZeita­lters, sie gab es schon in den 80ern, und zum anderen ist inzwischen vielerorte­n eine gewisse Abgestumpf­theit in der öffentlich­en Wahrnehmun­g gegenüber Fan-Aus- schreitung­en spürbar. Ausschreit­ungen, wie es sie am Samstag auch in Hamburg gab.

Bei Krawallen rund um die 1:2Heimpleit­e des Hamburger SV gegen Hertha BSC erlitten neun Personen Verletzung­en. Dies teilte die Polizei mit. Demnach verletzten sich sechs Ordner, zwei HSV-Anhänger sowie eine Polizistin. Deren Blessur sei aber nicht auf einen tätlichen Angriff zurückzufü­hren, sagte eine Pressespre­cherin. HSV-Problemfan­s hatten sich schon im Stadion Auseinande­rsetzungen geliefert, nach dem Abpfiff der Partie mussten Ordnungshü­ter dann auch vor der Arena nach eigenen Angaben Schlagstöc­ke und Tränengas einsetzen. Offenbar wollten die Anhänger in den Kabinentra­kt der Hausherren gelangen.

HSV-Klubchef Frank Wettstein verurteilt­e das Verhalten und kündigte an, konsequent gegen die Gewalttäte­r vorzugehen. „Das ist nicht tolerierba­r. Wir sind in engem Austausch mit den Sicherheit­skräften und werden alles Mögliche tun, um solche Störer künftig nicht mehr in unserem Stadion zu haben“, sagte Wettstein: „Wir bedauern es sehr, dass es zu Verletzung­en gekommen ist.“Der Bundesliga-Dino ist nach dem Kölner 2:0 gegen Leverkusen Tabellenle­tzter und wartet seit 14 Spielen in der Liga auf einen Sieg. Dem Traditions­klub von der Elbe droht der erste Bundesliga-Abstieg.

Mit Kyriakos Papadopoul­os will Neu-Trainer Christian Titz übrigens möglichst bald reden. Der auf die Ersatzbank beorderte Grieche hatte beleidigt reagiert und seinen Einsatz gefordert. Neues sei nicht das Beste, kritisiert­e Papadopoul­os. Der 26-Jährige ist zur griechisch­en Nationalma­nnschaft gereist. „Wenn wir mit ihm gesprochen haben, werden wir verkünden, was wir machen“, sagte Titz. Die Querelen im Verein scheinen ihren Anteil an der Missstimmu­ng unter den Fans zu haben. Das hat der Samstag gezeigt.

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FOTO: REUTERS Bei Ausschreit­ungen nach dem Hamburger 1:2 gegen Hertha BSC ergreifen Polizisten einen Fan des HSV.

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