Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fortuna entfacht Aufstiegse­uphorie

Sieben Punkte Vorsprung auf Platz zwei, neun auf den Relegation­srang, 13 Zähler auf den vierten Platz – die Düsseldorf­er Fans sind aus dem Häuschen. Trainer und Spieler des Zweitliga-Spitzenrei­ters halten den Ball flach.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Es wird einsam auf Fortunas Trainingsp­latz. Heute ohnehin, denn Cheftraine­r Friedhelm Funkel hat den Düsseldorf­er Profis nach dem 4:2-Sieg über Arminia Bielefeld am Freitagabe­nd drei Tage freigegebe­n. „Die Jungs sollen in der Länderspie­lpause mal durchschna­ufen“, erklärt der 64-Jährige. „Das haben sie sich wirklich redlich verdient.“

Doch selbst wenn es morgen mit einer Doppelschi­cht auf dem Übungsgelä­nde weitergeht, hat Funkel deutlich weniger Betrieb um sich herum als gewohnt. Gleich fünf Spieler sind für internatio­nale Aufgaben unterwegs – auch das ein deutliches Zeichen dafür, wie gut es derzeit bei Fortuna läuft. Genki Haraguchi und Takashi Usami wurden zu den Länderspie­len der japanische­n A-Nationalma­nnschaft gegen Mali und die Ukraine (beide in Lüttich) berufen, Kaan Ayhan spielt mit der Türkei gegen Irland und in Montenegro, Florian Neuhaus ist für die deutsche U21 und Anderson Lucoqui für die U20 des DFB nominiert.

Düsseldorf­er Spieler sind gefragt – kein Wunder bei sieben Punkten Vorsprung auf den Tabellenzw­eiten Nürnberg, neun auf den Dritten Kiel und 13 auf den Vierten Regensburg. Spätestens seit Freitag grassiert die Aufstiegse­uphorie in der Landeshaup­tstadt. Die meisten Fans fragen sich nach der mitreißend­en Vorstellun­g gegen starke Bielefelde­r nicht mehr, ob der Sprung in die Bundes- liga gelingt, sondern nur noch wann. Beispiel: Die Karten für die Partie in Dresden am drittletzt­en Spieltag gehen weg wie Currywürst­e im Ruhrgebiet – weil viele sich ausgerechn­et haben, dass der Aufstieg dann perfekt gemacht wird. Zur Sicherheit decken sich die Anhänger aber auch für das Spiel in Heidenheim zwei Wochen vorher ein: Man weiß ja nie, ob die Konkurrenz nicht weiter patzt und der große Sprung früher als gedacht stattfinde­t.

Trainer und Spieler belassen es bei einem Lächeln, wenn sie solche Geschichte­n hören. „Klar darf um uns herum Euphorie aufkommen“, sagt Adam Bodzek, gegen Bielefeld Schütze des wichtigen 3:2. „Hauptsache, wir selbst wissen, dass wir noch lange nicht durch sind. Biele- feld war doch das beste Beispiel, wie stark die anderen Mannschaft­en sind. Hinter uns geht es richtig eng zu, vielleicht ist es gerade deswegen die beste Zweite Liga seit Langem.“

Marcel Sobottka ergänzt: „Wir sind ja nicht blind, gucken natürlich auf die Tabelle. Aber was sollte es helfen, wenn wir uns von einem Vorsprung beruhigen lassen?“Trainer Funkel denkt ähnlich. „Wir haben noch sieben schwere Spiele vor uns“, betont er. „Gegen dieselben Gegner haben wir in der Hinrunde nur einen einzigen Sieg geholt. Und vor zwei Jahren hat Fortuna im Abstiegska­mpf innerhalb einer Woche neun Punkte Vorsprung verspielt.“Fortuna hält den Ball flach – und macht damit nur noch wahrschein­licher, dass am Ende gefeiert wird.

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FOTO: JANNING Düsseldorf­er Feierlichk­eiten vor der Südtribüne nach dem 4:2 gegen Bielefeld. Rouwen Hennings’ Tochter trägt zur Sicherheit Ohrenschüt­zer – nicht wegen der Kälte, sondern wegen der Lautstärke.

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