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Und jetzt der WM-Titel

Mit ihrer Siegerkür bei den Olympische­n Spielen in Pyeongchan­g haben Aljona Savchenko und Bruno Massot Millionen Menschen verzaubert. Nun steht die Eiskunstla­uf-WM in Mailand an. Und das Paar will noch einen draufsetze­n.

- VON JESSICA BALLEER

DÜSSELDORF Die bronzene Olympiamed­aille leitete den Anfang vom Ende ein. Mit ihrem Partner Robin Szolkowy ertanzte sich Aljona Savchenko zwar 2014 das olympische Edelmetall im Eiskunstla­uf. Von einer „verpatzten Vorstellun­g“aber war anschließe­nd die Rede. Erst kurz darauf gelang es den Favoriten bei der Weltmeiste­rschaft, ihrer Rolle gerecht zu werden. Savchenko/ Szolkowy wurden Weltmeiste­r 2014. „Hätte sie doch nur bei den Olympische­n Spielen so getanzt!“, hieß es damals. Die Gräben zwischen den Partnern waren zu tief geworden. Der Tanz, der zum Titel führte, sollte der letzte von Savchenko/Szolkowy sein.

2018 ist alles anders. Rund drei Wochen nach einem magischen Olympiasie­g in Pyeongchan­g steht wieder eine Eiskunstla­uf-WM an. Diesmal in Mailand. Diesmal tanzt Aljona Savchenko mit Bruno Massot. Diesmal starten sie als amtierende Olympiasie­ger und mit dem Ziel, den zweiten Triumph des Jahres perfekt zu machen. Mit einer modifizier­ten Version ihrer GoldKür tritt das deutsche Traumpaar auf dem Eis in Italien an.

Die Vorzeichen stehen gut, denn wie im Einzel haben auch im Paarlauf einige Favoriten bereits ihre Teilnahme abgesagt. Ungewöhnli­ch ist das nicht: Die körperlich­e Belastung ist immens hoch. Das hat Savchenko (34) selbst oft genug spüren müssen, auch vor Olympia.

Die Kür mit dem Titel „La terre vue du ciel“(„Die Erde vom Himmel aus gesehen“) stand lange auf wackeligen Beinen. Trainer Alexander König hatte sich vor Olympia Sorgen gemacht. Es waren die Sprünge, die Savchenko wegen einer Knöchelver­letzung zu schaffen machten. Doch alles wendete sich zum Guten. Sie legten 280 Sekunden mit einer kaum für möglich gehaltenen Perfektion auf dem Eis hin. Mit 159,31 von 160 möglichen Punkten gab es einen neuen Weltrekord. Nicht nur wegen der künstleris­chen Elemente, vielmehr noch wegen der immens hohen Schwierigk­eit.

Bei den Weltmeiste­rschaften in Mailand müssen sie sich gegen 28 andere Paare durchsetze­n. Ein großer Favorit, die Olympiazwe­iten aus China, musste bereits absagen: Wenjing Sui/Cong Han werden den WM-Titel nicht verteidige­n können. Sui erlitt einen Ermüdungsb­ruch im Fuß und beendete die Saison.

Derweil sind Savchenko und Massot seit vergangene­r Woche Montag wieder im Training. Im Eissportze­ntrum Oberstdorf wurden sie herzlich empfangen, zwei Goldmedail­len hatten die Betreiber auf das Eis projiziert. „Voller Vorfreude“hätten sie sich „auf dem besten Eis“auf die Titelkämpf­e in Mailand vorbereite­t, schrieb Savchenko auf ihrer Facebookse­ite.

Nach dem emotionale­n Höhepunkt in Pyeongchan­g hatten Savchenko und Massot bei sechs Eisshows in der Schweiz geglänzt und wurden dort gefeiert. Die Beliebthei­t könnte auch bei der WM helfen, denn Sympathien der Kampfricht­er entscheide­n im Eiskunstla­uf maßgeblich über Sieg oder Niederlage.

Historisch betrachtet wäre der Weltmeiste­rtitel nach dem Olympiasie­g etwas Besonderes. 1992 bei den Olympische­n Spielen in Albertvill­e und dann wenige Wochen später bei der WM in Oakland gelang es zuletzt Natalja Mischkutjo­nok und Artur Dmitrijew. Sie traten für das Vereinte Team der Länder der Gemeinscha­ft unabhängig­er Staaten (GUS) und Georgiens an und holten beide Titel. Anders herum gelang es zuletzt dem russischen Tanzpaar Tatjana Totmjanina und Maxim Marinin, das 2005 zunächst Weltmeiste­r in Moskau und ein Jahr danach Olympiasie­ger in Turin wurde.

Savchenko weiß, wie es geht. Sie feierte bereits fünf WM-Titel für Deutschlan­d. Mit Szolkowy gewann sie 2008 und 2009, 2011 und 2012 sowie 2014. Die Bilanz von Massot: Bronze in Boston 2016, Silber 2017 in Helsinki. Folgt nun Gold 2018 in Mailand?

Titelhungr­ig ist die gebürtige Ukrainerin. Kürzlich veröffentl­ichte Savchenko ein Foto auf Facebook. Darauf: ein russischer Junge, der seinen Trainer fragt: „Was passiert, wenn ich das Training schwänze?“Der antwortet: „Dann passiert nichts. Kein Sieg, kein Erfolg. Nichts wird passieren.“Die 153 Zentimeter kleine „Große“wird ihren fünf Jahre jüngeren Partner sicher antreiben, wie schon in Pyeongchan­g.

Zwar verdichten sich die Gerüchte, dass es die letzte WM für das Traumpaar sein könnte – ursprüngli­ch sollte schon nach Olympia Schluss sein –, aber der Erfolg scheint zu beflügeln: „Bruno und ich haben im Spaß gesagt, es wäre schön, so etwas zu wiederhole­n“, sagte Savchenko. „Aber wir lassen uns überrasche­n.“

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FOTO: IMAGO Aljona Savchenko (34) und Bruno Massot (29) glänzten in Pyeongchan­g. In Mailand greifen die Olympiasie­ger nach dem Weltmeiste­rtitel.

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