Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Neuer Liefer-Service will den Handel aufmischen

Das Start-up Picnic plant den Lieferserv­ice mit Lebensmitt­eln in Schwung zu bringen. Getestet wird das auch in Neuss und Kaarst.

- VON ANNELI GOEBELS UND FLORIAN RINKE

NEUSS/KAARST Der Name ist leicht zu merken und die Verbindung zu Lebensmitt­eln schnell hergestell­t. Denn um die geht es in erster Linie beim niederländ­ischen Start-up Picnic, das auch in Deutschlan­d Fuß fassen will und dafür bereits seit Monaten und noch bis Ende April eine Testphase auch in Kaarst und Neuss (unter dem Namen „Sprinter“) laufen hat. Picnic will den Lebensmitt­elhandel revolution­ieren und das schaffen, was bislang weder Aldi, Rewe oder Amazon gelungen ist: die Menschen zu Lebensmitt­elOnline-Käufern zu machen.

15 Millionen Euro Start-Finanzieru­ng hat Picnic in Deutschlan­d, weiteres Geld von Kapitalgeb­ern soll fließen. Für den Angriff auf den deutschen Lebensmitt­elmarkt wurden ein Lebensmitt­el-Lager in Viersen aufgebaut, ein ehemaliges Fitness-Studio in Neuss an der Hermann-Klammt-Straße zum Umschlagpl­atz für die Lebensmitt­elkisten umgerüstet und in Düsseldorf Büroräume für das neue Hauptquart­ier angemietet. Das Unternehme­n verspricht, kostengüns­tiger zu sein als andere, eine Lieferzeit von 20 Minuten in einem bestimmten Zeitfenste­r und verzichtet auf einen Lieferaufp­reis. Gebracht wird die Ware mit einem Elektrowag­en, das die Picnic-Gründer extra in Frankreich haben entwickeln lassen.

Johannes Niehsen kennt „Picnic“bereits, denn ein Bekannter aus Kaarst lässt sich beliefern. Niehsen ist Geschäftsf­ührer des EdekaMarkt­es am Berghäusch­ensweg. Zwei Mal pro Woche, mittwochs und freitags, liefert der Ware aus, vor allem in Gnadental, Erfttal und Reuschenbe­rg. „Besonders unsere älteren Kunden nehmen diesen Service in Anspruch“, sagt er. Sie zahlen dafür pro Lieferung fünf Euro. Seiner Meinung nach hat Picnic aktuell noch zwei Probleme: zum ei- nem die Frische der Ware, zum anderen das Sortiment, das noch größer werden müsse. „Das wird aber anders werden. Und dann müssen auch wir als Edeka reagieren“, sagt Niehsen. Den Service der Niederländ­er allerdings findet der Kaufmann „top“. „Das sei schon eine Hausnummer“, spricht er über die Erfahrunge­n seines Bekannten.

Von „einem interessan­ten Konzept“spricht Peter Achten, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bandes NRW. Er weiß, dass gerade im Lebensmitt­elsegment ein „beinharter Wettbewerb“herrsche, der letztlich über den Preis ausgetrage­n werde. Jürgen Steinmetz, IHKHauptge­schäftsfüh­rer, begrüßt den neuen Anbieter. Denn gerade die Versorgung älterer Menschen sei schwierig. „Ein Konzept wie Picnic kann eine Antwort darauf sein und insofern freuen wir uns sehr, dass so ein innovative­s Unternehme­n über unsere Region versucht, auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen“, sagt er. Kritisch beobachtet Christoph Napp-Saarbourg einen weiteren Anbieter, der „womöglich verhindert, dass Menschen durch die Stadt gehen“. Außerdem entstünde, auch wenn E-Autos genutzt werden, noch mehr Lieferverk­ehr, so NappSaarbo­urg, der aber eingesteht, dass ein Lebensmitt­el-Lieferserv­ice für viele Leute auch sinnvoll sei.

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