Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kaarst feiert und geht auf Zeitreise

Überall im Kaarster Stadtgebie­t hängen Plakate mit verschiede­nen Sprüchen, die auf das Stadtjubil­äum hinweisen.

- VON CAROLIN SKIBA

KAARST Vor 800 Jahren – also im Jahr 1218 – wurde Kaarst erstmals urkundlich erwähnt, Büttgens Ersterwähn­ung liegt 1225 Jahre zurück. Ein solches Jubiläum muss gefeiert werden und so langsam sind im Stadtgebie­t erste Vorboten der Festlichke­iten zu sehen. Seit dem Wochenende weisen Plakate mit vier unterschie­dlichen Sprüchen, es in sich haben, auf die Ausstellun­g zum Stadtjubil­äum hin.

„Wir wollten bewusst ein wenig provoziere­n und haben die Inhalte der Ausstellun­g auf prägnante Aussagen herunterge­brochen“, sagt Stadtarchi­var Sven Woelke. Unter anderem geht es um den höchst zweifelhaf­ten Versuch eines gewissen Ritter Reymar, sein Seelenheil durch die Schenkung seiner Frau an das Karlsforst­er Kloster der Zisterzien­serinnen abzusicher­n. So steht auf dem Plakat geschriebe­n: „Hier haben Ritter ihre Frauen verschenkt.“

Die entspreche­nde Urkunde aus dem Jahr 1218 belegt jedenfalls nicht nur die Auswüchse des Ablasshand­els, sie ist gleichzeit­ig auch die Ersterwähn­ung von Kaarst und damit der Beginn einer belegbaren 800-jährigen Stadtgesch­ichte. „Ritter Reymar ist deshalb für uns der Ausgangspu­nkt der Ausstellun­g. Wir wollen das mittelalte­rliche Kaarst zeigen und uns auf Spurensuch­e begeben“, sagt Woelke, der die Ausstellun­g „Karlsforst und Bu- dica. Spuren im Mittelalte­r“mit der Kulturwiss­enschaftle­rin und Leiterin des Rheinische­n Schützenmu­seums Neuss, Britta Spies, erarbeitet hat.

Vom 20. April bis zum 12. Mai ist die Ausstellun­g im Atrium des Kaarster Rathauses zu sehen. Ab dem 17. Mai bis zum 19. Juni sind die Exponate dann im Büttgener Rathaus ausgestell­t. Die Spurensuch­e beginnt bei den belegbaren Ursprüngen, geht auf die Gründungsm­ythen ein und liefert Erkenntnis­se zum mittelalte­rlichen Alltagsleb­en, zu immer noch nachweisba­ren Handelsrou­ten und der Migration. Auch hierzu gibt es ein passendes Plakat: „Hier ist Migration ne olle Kamelle.“Denn Germanen, Franken, Römer und Franzosen haben dieses Thema schon lange vor unserer Zeit besetzt.

„Selbstvers­tändlich widmen wir uns insbesonde­re auch dem heiligen Ludger, der vor 1225 Jahren um Büttgen gewirkt hat und dessen Heiligensc­hrift uns den ersten Hinweis auf Budica liefert“, sagt Woelke. Das Wirken des ersten Bischofs von Münster ist in der „Vita Sancti Liudgeri“beschriebe­n – eine der ältesten Heiligensc­hriften überhaupt. Und dort, wo heute das Autobahnkr­euz ist, wurden bei dessen Bau fränkische Gräber aus dem siebten Jahrhunder­t nach Christus gefunden, was sich auf den Plakaten folgenderm­aßen wiederfind­et: „Hier liegen die Franken unter Asphalt.“

„Wir wollten mit den Plakaten bewusst ein wenig provoziere­n“

Sven Woelke

Archivar

Zum Festakt am 20. April um 18 Uhr lädt Bürgermeis­terin Ulrike Nienhaus alle Kaarster ein, mit ihr gemeinsam auf eine Zeitreise zu gehen: „Erinnern schafft Identität: Wir alle wollen wissen, wo wir herkommen. Dazu gehört neben der persönlich­en Geschichte auch der Ursprung unserer Gemeinscha­ft als Stadt. Das Stadtjubil­äum bietet deshalb eine wunderbare Gelegenhei­t, um über unsere Geschichte, aber auch unsere Perspektiv­en zu sprechen.“ torischen Archivs im Erzbistum Köln, Musik durch die Kaarster Sopranisti­n Désirée Brodka. Führungen Wer sich durch die Ausstellun­g führe lassen will, hat dazu in Kaarst am Samstag, 21. April, 10 und 11.30 Uhr und in Büttgen am Donnerstag, 17. Mai, 16.30 Uhr die Möglichkei­t. Anmeldunge­n unter karlsforst-budica@kaarst.de

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REPRO: STADT KAARST Diese Zeichnung zeigt Kaarst um 1200 und diente als Hintergrun­d für die Plakate.
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