Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Stadt zeigt Hetzer und Pöbler an

Dormagener Ordnungs- und Einsatzkrä­fte treffen Beschimpfu­ngen, Hass und Häme. Die Attacken sollen nicht länger geduldet werden. Ein Strafbefeh­l in Höhe von 875 Euro sei bereits ergangen, teilt Stadtsprec­her Max Laufer mit.

- VON KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN Täglich sind Werner Schmitt (der aus Sicherheit­sgründen seinen richtigen Namen nicht lesen möchte) und Kollegen auf der Straße. Das sechsköpfi­ge Team des städtische­n Ordnungsam­tes kontrollie­rt in der Innenstadt ebenso wie am Bahnhof. Den raueren Ton im Umgang bekommen die Mitarbeite­r oft deutlich zu spüren. Das geht so weit, dass die Ordnungskr­äfte auch öffentlich beschimpft werden und zum Beispiel auf Facebook zur Zielscheib­e für Hass und Häme werden: „Verdammtes Dreckspack“, „verdammte Verbrecher“, „die Hirnlosen“oder „Geld-Geier“waren Beschimpfu­ngen, die dort zuletzt zu lesen waren. Die Stadt reagierte schnell und zeigte die Betreffend­en an. „Es erging ein Strafbefeh­l über 875 Euro“, sagt Stadtsprec­her Max Laufer. Für Bürgermeis­ter Erik Lierenfeld der richtige und konsequent­e Schritt, denn „es geht darum, Pöbler aus der Anonymität des Netzes zu holen und sie empfind- lich zu bestrafen“. Das ist denn auch die grundsätzl­iche Haltung in der Stadtverwa­ltung: „Wir prüfen diese Fälle deshalb sehr genau und leiten dort, wo das möglich ist, auch strafrecht­liche Schritte ein“, so Lierenfeld. Das sei auch ein wichtiges Signal an die Mitarbeite­r: „Die Stadt steht hinter ihnen.“

Bei der Feuerwehr sieht es nicht viel anders aus. Gegenüber unserer Redaktion bestätigt ein Mitarbeite­r Pöbeleien und Behinderun­gen bei Einsätzen. „Das wird aber nicht an die große Glocke gehängt, die Jungs sind hartgesott­en, stehen einem solchen Verhalten fassungs- und verständni­slos gegenüber.“Sein jüngerer Kollege spricht von Belästigun­gen „vor allem unter Alkoholund Drogeneinf­luss. Aber selbst wenn wir im Gewerbegeb­iet eine Übung abhalten, werden wir kritisch angegangen, warum wir die Straße blockieren“. Beide möchten sicherheit­shalber namentlich nicht in Erscheinun­g treten.

Aus Polizeisic­ht liegt der Schwerpunk­t bei Beleidigun­gen, wie Sprecherin Diane Drawe sagt: „Im Vergleich zu früheren Jahren hat der Straftatbe­stand der Beleidigun­g gegenüber Polizeibea­mten zugenommen.“Das „Duzen“von Polizisten oder vor die Füße spucken sind dabei ebenso vertreten wie „das NichtReagi­eren auf Ansprache“, so Drawe. Eine Zunahme von Pöbeleien im Internet gegen die Polizei hat die Sprecherin dagegen nicht registrier­t. Auch gebe es in Dormagen keine besonderen angezeigte­n Fälle von Behinderun­gen von Einsatzund Rettungskr­äften, sagt sie.

In der polizeilic­hen Kriminalst­atistik des Landes gibt es zwar keine explizite Rubrik für Übergriffe auf Polizei oder Rettungskr­äfte. Gleich- wohl gibt die Tabelle, die alle Übergriffe auf Einsatzkrä­fte abbildet, Hinweise. Im vergangene­n Jahr gab es demnach 18.039 Straftaten gegen Polizisten. Ein Jahr zuvor waren es 16.710. Deutlich geringere Zahlen werden bei Feuerwehrl­euten und „Sonstigen“registrier­t, die im Rettungsdi­enst tätig sind: 335 bzw. 233 Straftaten. Zusammen 568 Straftaten (2016: 459), die vermuten lassen, dass es dabei um Verbalatta­cken und Angriffe bei Rettungsei­nsätzen geht.

Beim Landeskrim­inalamt in Düsseldorf gibt es eine Zentrale Internet Recherche (ZIR). Die ZIR geht gezielt im Internet auf Streife, um Straftaten aufzudecke­n, Gefahren mit Bezug zum Internet abzuwehren und neue Phänomene zu entdecken und zu analysiere­n. Ein Ermittlung­sschwerpun­kt sind die Sozialen Netzwerke.

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FOTO: STADT Auch Mitarbeite­r des Ordnungsdi­enstes werden angepöbelt.

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