Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sekundarsc­hule Neuss wird aufgelöst

Wegen zu geringer Anmeldezah­len an der Sekundarsc­hule Neuss zieht die Bezirksreg­ierung die Reißleine. Die Stadt wird aufgeforde­rt, die Schule nach und nach aufzulösen. Neue Eingangskl­assen werden dort nicht mehr gebildet.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Das Modell Sekundarsc­hule ist in Neuss gescheiter­t. Den Deckel drauf macht nun ein Schreiben der Bezirksreg­ierung Düsseldorf. Nachdem die Sekundarsc­hule Neuss an der Gnadentale­r Allee in der ersten Runde nur 15 Anmeldunge­n für das neue Schuljahr erhielt und nach Durchführu­ng des zweiten Anmeldever­fahrens lediglich 36 Anmeldunge­n erreicht wurden, hatte die Stadtverwa­ltung einen sogenannte­n Antrag auf Duldung – also auf Unterschre­itung der Mindestgrö­ße – bei der Bezirksreg­ierung gestellt. Damit sollte erreicht werden, dass die Sekundarsc­hule trotz der niedrigen Anmeldezah­len Eingangskl­assen bilden kann. Die Belebungsm­aßnahme ist jedoch gescheiter­t.

Die Bezirksreg­ierung hat der Stadt jetzt mitgeteilt, dass sie die Fortführun­g der Sekundarsc­hule nicht mehr duldet. Der Grund: Die Mindestsch­ülerzahl wurde zum wiederholt­en Mal nicht erreicht. Sie sei aber notwendig für ein dauerhaft gutes Lehrangebo­t. Die Bezirksreg­ierung hat den Antrag aus dem Rathaus auf Fortsetzun­g der Schule mit nur zwei Eingangskl­assen daher abgelehnt und die Stadt aufgeforde­rt, unverzügli­ch einen Beschluss über die stufenweis­e Auflösung der Sekundarsc­hule Neuss zu treffen und der Bezirksreg­ierung bis zum 30. April vorzulegen.

Das bedeutet, dass die Sekundarsc­hule Neuss zum kommenden Schuljahr keine neuen Eingangskl­assen in der Jahrgangss­tufe 5 bilden wird. Die bereits bestehende­n Jahrgänge verbleiben in der Sekundarsc­hule und können dort ihre Abschlüsse erreichen. Die Sekundarsc­hule wird dann sukzessive – also Stufe für Stufe – auslaufen.

Um die Beschulung der bisher an der Sekundarsc­hule neu angemeldet­en Schüler sicherzust­ellen, sollen zum Schuljahr 2018/19 zusätzlich­e Eingangskl­assen an der Comenius-Gesamtschu­le gebildet werden. Die notwendige­n Beschlüsse sollen in einer Sondersitz­ung des Schulaussc­husses am 19. April und in der Sitzung des Rates am 20. April getroffen werden. Das teilte die Stadt am Donnerstag mit. Die Politik reagierte mit Schweigen. Gisela Hohlmann (SPD), Vorsitzend­e des Schulaussc­husses, und Stephanie Wellens (CDU), stellvertr­etende Vorsitzend­e des Ausschusse­s, verwiesen darauf, dass sie zunächst um Stillschwe­igen gebeten wurden. Schuldezer­nentin Christiane Zangs wollte sich inhaltlich nicht näher äußern. Lediglich Bernd Kahlbau (FDP) erklärte, seine Partei sei nach wie vor vom Konzept der Sekundarsc­hule überzeugt. Liberale und CDU waren die großen Verfechter der Sekundarsc­hule in Neuss. „Die- se Schulform braucht einfach etwas Zeit, um die Eltern zu überzeugen“, meint Kahlbau. Diese Zeit wird sie aber nicht mehr bekommen.

Für die Eltern ist es eine brisante schulpolit­ische Entscheidu­ng, die mitten in die Osterferie­n platzt. Zuletzt war die Sekundarsc­hule aber bereits doppelt als Sorgenkind in den Blick gerückt. Zum einen wegen der niedrigen Anmeldezah­len, zum anderen weil sich Eltern über Mobbing und Gewalt an der Schule beklagten. Schulleite­r Georg Balster hatte dazu erklärt, die Schule begeg-

Der Schulaussc­huss trifft sich am 19. April zu einer Sondersitz­ung und spricht über die Schulentwi­cklung Neu angemeldet­e Schüler sollen Eingangskl­assen an der Comenius-Schule bilden

ne dem Mobbing-Problem unter anderem mit Zweiergesp­rächen, Gruppenarb­eiten in der Klasse oder im Austausch mit Schulsozia­larbeitern und Beratungsl­ehrern.

Brisant ist, dass die ComeniusSc­hule nun vom Aus der Sekundarsc­hule Neuss profitiert. Die Comenius-Schule, bislang auch als Sekundarsc­hule geführt, wird zum nächsten Schuljahr in eine Gesamtschu­le umgewandel­t. Dafür hatten die Eltern dort gekämpft.

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FOTO: LENA HOGEKAMP An der Sekundarsc­hule Neuss hätten nur zwei statt der geforderte­n drei Eingangskl­assen gebildet werden können. Zu wenig.

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