Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Konverter würde Landschaft entstellen“

Der Kaarster Biologe Emanuel Kellert sorgt sich um die Natur rund um die Dreiecksfl­äche. Er ist überzeugt, dass ein Konverter Flora und Fauna negativ beeinfluss­en und das Naherholun­gsgebiet Broicher Seite angreifen würde.

- VON CAROLIN SKIBA

KAARST Dass die Kaarster Dreiecksfl­äche der ideale Konverters­tandort ist, begründet der Netzbetrei­ber Amprion unter anderem mit einem Standortgu­tachten, welches sich vor allem auf die Auswirkung­en auf den Menschen konzentrie­rt. Dazu zählt unter anderem die Sichtbarke­it der Anlage. Wenig Gehör in der gesamten Standort-Diskussion finden allerdings die Auswirkung­en, die der Konverter auf Umwelt und Natur haben könnte. Der Kaarster Diplom-Biologe und -Ingenieur Emanu- el Kellert hat sich „aus Liebe zur Umwelt“, wie er sagt, mit den möglichen Folgen beschäftig­t. Vor rund elf Jahren hat er für die Stadt Kaarst im Rahmen des Stadtentwi­cklungskon­zeptes eine Biotopkart­ierung vorgenomme­n und kennt sich daher bestens im Gebiet aus. Die Dreiecksfl­äche grenzt direkt an das große, zum Teil überregion­al bedeutende Landschaft­sschutz- und Naturschut­zgebiet „Alte Rheinrinne­n der linksrhein­ischen Niederterr­asse von Neuss bis Krefeld“an. Im Zuge der Biotopkart­ierung hat Kellert alle besonders schutzwürd­igen Biotope im direkt betroffene­n Bereich „Broicher Seite“erfasst. Kellert: „Die Broicher Seite ist ein intensiv genutztes Naherholun­gsgebiet, ein seit Jahrhunder­ten nahezu unveränder­ter Landschaft­sraum, der nur 500 Meter vom Konverter entfernt liegt.“

Die größte mögliche Gefahr sieht er in den Transforma­toren und den sogenannte­n Drosselspu­len des Konverters, die zum kühlen und isolieren mit Öl gefüllt sind. Kellert: „Im schlimmste­n Fall können diese Kühlflüssi­gkeiten austreten und das Grundwasse­r verseuchen.“Durch die Rheinrinne­n könnte die Verunreini­gung in das umliegende Gebiet verschlepp­t werden. Das hätte nachhaltig verheerend­e Folgen für Umwelt und Natur. Damit dies nicht passiert, sind laut Amprion alle Anlagen mit einer Auffang- und Schutzeinr­ichtung versehen. Eine Garantie sei dies aber nicht, sagt Kellert: „Es gibt immer wieder Havarien bei scheinbar sicheren Anlagen“, sagt der Biologe. „Wenn ungünstige Faktoren, wie etwa ein Brand oder große Leckagen, auftreten, kann es einfach nicht ausgeschlo­ssen werden, dass die Kühlflüssi­gkeiten austreten.“

Zudem besteht der Untergrund, auf dem der Konverter gebaut werden soll, aus Sand und Kies und liegt nahe der Abbruchkan­te zum „Büdericher See“. Kellert: „Die Frage ist, ob dieses Umfeld tragfähig genug für solch eine massive Anlage ist.“Einziges trennendes Element ist ein Bahndamm aus Schotter, der aber nicht wirklich eine Barriere für Kühlöle darstelle.

Auch hinsichtli­ch der Emissionsw­erte sieht Kellert negative Auswirkung­en. „Der Konverter hat eine Geräuschem­ission von etwa 50 De-

„Es gibt immer wieder Havarien bei scheinbar sicheren Anlagen“

zibel. Der gesamte Naherholun­gsraum wird dadurch beeinträch­tigt“, sagt Kellert. Gerade die intensive Amphibienw­anderung sei davon betroffen, genauso wie weitere Tierpopula­tionen. Vom Fischbesat­z, der von Karpfen über Schleie zu Barsch und Hecht reicht, über Wasservöge­larten wie Haubentauc­her und Eisvogel hin zu Säugetiere­n wie Fuchs oder Feldhase. Laut Kellert liegt das Dreieck auf einer Fläche, die sowohl im Landschaft­splan als auch im Flächennut­zungsplan als Fläche zu Landschaft­sentwicklu­ng und Biotopenve­rnetzung ausgewiese­n ist. „Wie die Beispiele an der Broicher Seite zeigen, sind die Seen dort zu einem prägenden Landschaft­selement geworden“, sagt Kellert. Auskiesung halte er daher nicht für ein Problem.

Doch wohin mit dem Konverter? Kellert glaubt, dass eine ehemalige Braunkohle­fläche als Standort viel geeigneter wäre. An der Dreiecksfl­äche aber, so sagt er, würde ein Konverter die gesamte Landschaft entstellen. Emanuel Kellert

Biologe

 ?? FOTO: CSK ?? Emanuel Kellert zeigt auf einer Karte das grün umrandete Landschaft­sschutzgeb­iet, das vom Konverter beeinträch­tigt wäre.
FOTO: CSK Emanuel Kellert zeigt auf einer Karte das grün umrandete Landschaft­sschutzgeb­iet, das vom Konverter beeinträch­tigt wäre.

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