Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Spektakel in der virtuellen Welt

Steven Spielberg huldigt mit einem Videospiel-Actionfilm den 80ern.

- VON PHILIP DETHLEFS

(dpa) Die Zukunft sieht nicht gut aus. Im Jahr 2045 ist die Welt trostlos, kaputt und überbevölk­ert. Menschen leben auf engstem Raum in Slums, die aus gestapelte­n Containern und Wohnwagen bestehen. Ihr einziges Glück besteht darin, sich in die virtuelle Realität zu flüchten. In einem digitalen Universum namens Oasis kann jeder sein, was er will und wo er will. Surfen im Hurricane, Snowboarde­n auf den Pyramiden – Oasis ist der perfekte Ersatz für die triste Realität. In dieser Welt der unbegrenzt­en Möglichkei­ten tobt sich Erfolgsreg­isseur Steven Spielberg in seinem neuen Fantasy- und Science-Fiction-Epos „Ready Player One“aus.

Die Jungstars Tye Sheridan und Olivia Cooke spielen die Hauptrolle­n in dem visuell überwältig­enden Abenteuer nach dem gleichnami­gen Kultroman von Ernest Cline. In Gestalt ihrer Spielfigur­en, der Avatare Parzival und Art3mis, versuchen sie in der Oasis eine Schatzsuch­e zu lösen, die der Gründer der virtuellen Welt, James Halliday, kurz vor seinem Tod ausgerufen hat: Wer drei Schlüssel findet, erbt Hallidays Vermögen und die Oasis. Neben Parzival, Art3mis und deren Freunden hat es auch Konzernbos­s Nolan Sorrento auf die Schlüssel abgesehen. Seine Firma Innovative Online Industries (IOI) stellt die Hardware für die virtuelle Realität her und versklavt Menschen, die ihre Schulden dafür nicht abbezahlen können, weil sie in der Oasis gescheiter­t sind. Der Australier Ben Mendelsohn, der Star-Wars-Fans aus „Rogue One“bekannt ist, glänzt als skrupellos­er Schurke, der seine Armee durch die virtuelle und reale Welt jagt.

„Ready Player One“kombiniert seine düstere Zukunftsvi­sion mit viel Nostalgie. Zu dystopisch­en Bildern der realen Welt läuft launige Rock- und Popmusik von Van Halen, Duran Duran oder Tears For Fears. Und wer Hallidays Rätsel lösen will, sollte mit Filmklassi­kern wie „The Shining“, „Bill & Ted’s verrückte Reise durch die Zeit“und „Ferris macht blau“vertraut sein. Wie schon im Roman zelebriert Cline, der 1972 geboren wurde, auch in seiner Drehbuch-Adaption die zahlreiche­n Einflüsse seiner Jugend.

Verglichen mit dem Roman wurde einiges verändert oder weggelasse­n. So wurde aus der ersten Herausford­erung – im Buch eine Kom- bination aus dem Game-Klassiker „Dungeons of Daggorath“und dem Film „WarGames“– ein spektakulä­res Autorennen durch Manhattan. Parzival fährt im umgebauten DeLorean aus „Zurück in die Zukunft“, Art3mis auf dem Motorrad aus dem japanische­n Anime „Akira“.

Wer mit der Videospiel­e-Optik und dem Kult der 80er allerdings nichts am Hut hat, dem droht eine visuelle Überreizun­g. Für alle anderen hat Altmeister Spielberg ein bombastisc­hes Spektakel geschaffen, das trotz der Länge von fast zweieinhal­b Stunden kurzweilig ist. Ready Player One, USA 2018, von Steven Spielberg, mit Tye Sheridan, Olivia Cooke und Mark Rylance, 140 Minuten

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FOTO: AP Schauspiel­er Tye Sheridan mit Virtual-Reality-Brille in Steven Spielbergs „Ready Player One“nach dem gleichnami­gen Roman von Ernest Cline.

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