Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Tennis-Bundesliga hat mächtig aufgerüstet
NEUSS (-vk) Wenn alle spielen, die von den zehn Klubs für die 48. Bundesliga-Saison gemeldet wurden, dann dürfen sich die Tennisfans zwischen dem 8. Juli und dem 12. August auf eine tolle Saison freuen. Immerhin sind 32 der insgesamt 152 Spieler unter den besten 100 der ATP-Weltrangliste aufgeführt.
Zwei haben sogar einen einstelligen Tabellenplatz. Doch ob Alexander Zverev, als aktuelle Nummer vier der mit Abstand beste Deutsche auf dieser Weltrangliste, und der Österreicher Dominik Thiem (7) tatsächlich für den Rochusclub Düsseldorf und den TK Grün-Weiss Mannheim auflaufen werden, wissen zum jetzigen Zeitpunkt vermutlich nicht mal ihre Teamchefs.
Doch auch ohne die beiden „Superstars“kann sich die Nomenklatura der Bundesliga sehen lassen. Ein Favorit auf den 48. Meistertitel – zehn davon gewann der TC BlauWeiss Neuss und führt damit die Liste der Bundesliga-Titelträger vor dem TC Amberg am Schanzl (6), Blau-Weiss Halle, Grün-Weiss Mannheim, Kurhaus Lambertz Aachen und dem LTTC Rot-Weiß Berlin (alle 5) an – ist nicht so leicht auszumachen. Geht man nach den Positionen auf der Weltrangliste, sollte es zu einem Duell zwischen dem aktuellen Vizemeister aus Mannheim – am 8. Juli Auftaktgegner an der Neusser Jahnstraße – und dem Deutschen Meister von 2016, dem Gladbacher HTC, kommen. Die Grün-Weissen haben sieben Akteure aus den Top 100, darunter den einstmals bei Blau-Weiss Neuss aktiven Peter Gojowczyk und Maximilian Marterer, im Kader, die Gladbacher deren sechs, unter ihnen die „Ex-Neusser“Philipp Kohlschreiber und Andreas Haider-Maurer.
Reichlich Ex-Neusser sind auch im Aufgebot von Blau-Weiss Halle zu finden, vomNiederländer Robin Haase bis zu Jeremy Jahn. Ob es für das nun offiziell nach seinem Hauptsponsor benannte „Gerry Weber Team“zur Titelverteidigung reicht, ist angesichts der Konkurrenz aus Mannheim und Mönchengladbach fraglich. Deutlich kleinere Brötchen, in diesem Fall eher Printen, als in den fetten Jahren zwischen 2008 und 2013, als es zu fünf Meisterschaften reichte, werden inzwischen bei Kurhaus Lambertz Aachen gebacken – hinter dem Spitzentrio Roberto Bautista-Agut, Pablo Cuevas und Cedrik-Manuel Stebe geht es ranglistenmäßig schnell in den dreistelligen Bereich.
Noch immer auf den ersten Titel der Vereinsgeschichte wartet Detlev Irmler, beim Düsseldorfer Rochusclub dienstältester Teamchef aller Tennis-Bundesligisten. Angeführt von den Zverev-Brüdern Alexander und Mischa, der seit 2009 am Rolander Weg aufschlägt, und wie immer vielen spanischen „Sandplatzwühlern“wie Pablo Andujar, Marcel Granollers und Jaume Munar Clar könnten die Düsseldorfer diesmal zumindest ein Wörtchen mitreden. im Titelkampf. Der Kölner THC Stadion Rot-Weiß (mit Dustin Brown) und der wie immer solide aufgestellte HTC Blau-Weiss Krefeld um Spitzenspieler Paolo Lorenzi bilden so etwas wie das „Mittelfeld“.
Für die zwei Abstiegsplätze kommt am ehesten ein Trio infrage: Der TC Weinheim, der seine erste Bundesliga-Saison auf Rang sechs abschloss, und die Aufsteiger TV Reutlingen und TC Blau-Weiss Neuss. Weinheim hat zwei (Thomas Fabbiano, John Millmann), Reutlingen (Viktor Troicki) und Neuss (Marius Copil) nur jeweils einen Top 100-Spieler gemeldet. Doch Spitzenspieler sind zwar gut fürs Image, für den Klassenerhalt kommt es eher auf die „Kampfschweine“an den hinteren Positionen an. erster Linie an die Matches gegen die von ihm als Hauptkonkurrenten ausgemachten TV Reutlingen und TC Weinheim. „Aber auch unsere schwächeren Aufstellungen sind stärker als vor zwei Jahren“, sagt Zay. So ist aus dem einstigen Quartett der „Spielertrainer“nur noch Clinton Thomson gemeldet.
Der Kampf um den Ligaverbleib wird ohnehin eher an den unteren Positionen eines Kaders gewonnen als an dessen Spitze. Und da verfügen die Neusser in Adrian Ungur und Frederik Nielsen über zwei „Bänke“. Die Davis-Cup-erfahrenen Routiniers – Ungur gehört nach überstandener Verletzung wieder zum aktuellen rumänischen Aufgebot – sollen das ansonsten recht junge Team als eine Art Leitwölfe führen. Die beiden und der letztjährige Publikumsliebling Botic van de Zandschulp – der Niederländer liuef ebensom wie sein Landsmann Niels Lootsma auch in der Winterhallenrunde für Blau-Weiss auf – sollen „den Kern des Teams“bilden.
Dessen geringes Durchschnittsalter Zay als Vorteil ansieht: „Die sind alle heiß, die wollen sich beweisen.“Das habe er bereits bei den Vertragsverhandlungen gespürt, bei denen ihm der ein oder andere Spieler in finanzieller Hinsicht entgegen gekommen sei. Bei anderen hatte er das richtige Händchen zum richtigen Zeitpunkt: Der Pole Hubert Hurkacz war bei Vertragsabschluss um Rang 300 gelistet, inzwischen ist der 21-Jährige auf Position 171 geklettert – Tendenz steigend. Trotzdem musste er aus dem Aufstiegskader ein Duo ziehen lassen, das er gerne behalten hätte: Julian Canigna (TK Kurhaus Aachen) und Hans-Podlipnik-Castillo (Rochusclub Düsseldorf) erhielten „Angebote, bei denen wir definitiv nicht mithalten konnten“, sagt Zay. Geld erspielt eben doch Punkte – auch in der Tennis-Bundesliga.