Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Hunde-Attacke: Mutter fordert Maulkorbpf­licht

Ein zehnjährig­er Junge wurde in Kapellen vor vier Wochen von einem Hund gebissen und musste operiert werden. Was Stadt und Kreis tun.

- VON WILJO PIEL

KAPELLEN Auf dem Weg zur Eisdiele ist es passiert: Der zehn Jahre alte Leon aus Kapellen wurde plötzlich von einem Hund angefallen. Das Tier riss den Jungen zu Boden und biss zu. „Mein Sohn trug Verletzung­en im Bereich des Bauchs davon, er musste im Krankenhau­s operiert werden“, berichtet Mutter Irma Sauer. Die 41-Jährige ist entsetzt über diesen Vorfall, der sich bereits vor gut einem Monat ereignet haben soll. Sie habe zwar Anzeige erstattet, doch die Behörden hätten bislang nicht reagiert. „Der Hund läuft immer noch ohne Maulkorb herum“, berichtet sie.

Nach den Schilderun­gen der Mutter, war der Zehnjährig­e am 14. März auf Inline-Skatern unterwegs, um sich in der Nähe des Bahnhofs in Kapellen ein Eis zu kaufen. Er habe eine Frau überholt, die zwei Hunde an der Leine führte – „einen großen und einen kleinen“. Das große Tier, ein Mischling, habe ihren Sohn auf einmal angesprung­en und ihn zu Boden gerissen. „Unser Glück war, dass das in Bahnhofsnä­he passiert ist. Einige Männer, die gerade den Zug verlassen hatten, rissen den Hund von meinem Sohn herunter“, schildert Sauer. Dann seien Polizei und Notarzt vor Ort gewesen.

Die 41-Jährige arbeitet in der Dialyse am Kreiskrank­enhaus und erhielt die Nachricht am Arbeitspla­tz. „Ich bin sofort in die Ambulanz gerannt.“Neben Kratzern an Kopf und Oberschenk­el habe ihr Sohn eine Wunde an der rechten Körperflan­ke davongetra­gen. „Um auszuschli­eßen, dass innere Organe betroffen waren, musste er operiert werden“, sagt Sauer. Ärzte hätten ihr berich- tet, dass der Biss bis zur Muskelschi­cht reichte – „etwas weiter, dann wäre der Darm getroffen worden“. Innerhalb des Bauchs habe sich ein Hämatom gebildet. Mehrere Tage habe der Zehnjährig­e im Krankenhau­s verbracht, zu Hause habe er Fieber bekommen. Die Wunde habe sich bis heute nicht geschlosse­n.

Irma Sauer hat die Hunde-Attacke zur Anzeige gebracht und den Rechtsanwa­lt Heinz Hinzen eingeschal­tet, der zurzeit nach Zeugen sucht, um den Vorfall zu rekonstrui­eren. „Drei sind mir genannt worden. Von einer Frau, die den Angriff beobachtet haben soll, erwarte ich Irma Sauer am meisten“, sagt er. „Leider hat sie sich noch nicht bei mir gemeldet.“Parallel dazu ist er in Kontakt mit der Polizei, dem städtische­n Ordnungsam­t und der Besitzerin des Hundes. Die bestreitet allerdings den Vorfall, so wie er von der Mutter geschilder­t wird: „Ich habe meinen Hund nicht beißen sehen – mehr kann ich dazu nicht sagen“, betonte sie auf Anfrage unserer Redaktion. Bei ihrem Tier handele es sich um einen Mischling, keinesfall­s um einen Kampfhund, sagt sie.

Dass die Behörden bislang noch nicht reagiert haben, besorgt die Mutter des verletzten Kindes. „Ich habe nicht erwartet, dass sie noch am selben Abend tätig werden. Aber nach fast vier Wochen sollte doch mal etwas geschehen“, sagt Irma Sauer. Der Hund werde nach wie vor an der Leine durch den Ort geführt – „ich mache mir Sorgen, dass er weitere Kinder anfallen könnte“. Die 41-Jährige fragt: „Muss es in Kapellen erst soweit kommen wie in Hannover oder Bad König, wo Menschen von Kampfhunde­n getötet wurden?“Ihr gehe es nicht darum, dass der Hund eingesperr­t oder sogar eingeschlä­fert werden soll. „Ich möchte aber, dass er einen Maulkorb trägt“, sagt Sauer.

Wie Sprecher Reinhold Jung betont, ist das Veterinära­mt des Kreises in den Fall involviert: „Die Stadt hat um einen Wesenstest gebeten, bei dem das Verhalten des Hundes überprüft wird – der steht jetzt an, die Halterin hat sich bei uns gemeldet“, sagt er. Je nach Ausfall dieser Expertise könnte das Ordnungsam­t dann geeignete Maßnahmen ergreifen. Allerdings sei es dem städtische­n Ordnungsam­t als „Herr des Verfahrens“von Anfang an unbenommen gewesen, wenn Gefahr im Verzug sei, einen Maulkorb- oder Leinenzwan­g anzuordnen, informiert Jung.

Einen vorübergeh­enden Maulkorbzw­ang hat die Stadt nicht erlassen: „Uns liegen keine Hinweise vor, dass von dem Hund eine dauerhafte Gefährdung für die Öffentlich­keit ausgeht“, erklärt Beigeordne­ter Florian Herpel. Er spricht von einem „zutiefst bedauerlic­hen Vorfall“. Laut Polizeiber­icht habe sich das Tier nach Eintreffen der Polizei „absolut ruhig, nicht aggressiv“verhalten. Die Hundehalte­rin habe erklärt, dass sie das Tier nur angeleint ausführe. Der Kreis werde das sozialadäq­uate Verhalten des Hundes prüfen – danach werde die Stadt abschließe­nd entscheide­n, ob Sanktionen verhängt werden.

„Ich mache mir Sorgen, dass er weitere Kinder anfallen könnte“ Mutter des verletzten Jungen

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