Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Politische­r Kredit für Krieger fast aufgezehrt

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Der Möbelhausi­nvestor Kurt Krieger war nie ein einfacher – besser: immer ein selbstbewu­sster – Verhandlun­gspartner. Das zeigte sich schon bei den Gesprächen zum Neubau des Möbelhause­s Höffner, das erleben aber auch die Verantwort­lichen in Duisburg und vor allem in Düsseldorf, wo Krieger zuletzt auch seine Möbelhaus-Pläne mehrfach änderte und auf einmal ein Logistikze­ntrum bauen wollte.

In Neuss und vor allem in den Ratsfrakti­onen hat der starke Mann aus Berlin mit seinen überrasche­nden Winkelzüge­n einiges an Kredit eingebüßt. Vor allem bei den Grünen ist der – dort nie sehr beliebte – Projektent­wickler unten durch. Man könne sich auf sein Wort „herz- lich wenig verlassen“, sagt Ingeborg Arndt, genervt von der Ansage, dass Krieger nun doch keinen MöbelDisco­unter seiner Kette „Sconto“im Hammfeld errichten will, sondern einen Baumarkt. Roland Kehl geht noch weiter. „Ich hoffe, dass Krieger von dannen zieht mit seinen Plänen“, sagte er im Planungsau­sschuss. So deutlich wurde keiner, Widerspruc­h kam aber nicht.

Dass sich der Ausschuss eine Stunde nur mit der Frage „Sconto oder Nicht-Sconto“beschäftig­te, zeigt die Dringlichk­eit und die Brisanz des Themas. Denn es droht, was die – damals viel zu blauäugige Politik – schon einmal mit dem Essener Projektent­wickler MfI erleben musste: Monatelang hatte die Stadt den Investor hofiert, damit er ein innerstädt­isches Einkaufsze­ntrum er- richtet, die Neuss-Arcaden. Und dann hatte MfI einfach keine Lust mehr dazu, und man stand mit leeren Händen da.

Auch Krieger scheint die Lust an Möbel-Discounter­n etwas vergangen zu sein. Auch wenn vordergrün­dig betont wird, man betreibe weiter seine Sconto-Ansiedlung­spläne in Neuss. Man könnte das schwindend­e Interesse mit Blick auf den (mörderisch­en) Wettbewerb in der Möbelbranc­he aber sogar verstehen. Und schließlic­h baut Krieger ja einen Sconto in Düsseldorf.

Die jüngsten Äußerungen aus dem Hause Krieger zu ignorieren und einfach weiter munter an einem Bebauungsp­lan zu basteln, kann die Stadt nicht. Selbst wenn man wollte, um nach außen zu dokumentie­ren: Wir tun alles für den Erfolg des Projektes und erfüllen unseren Teil des Vertrages. Denn erstens wurde vereinbart, dass der Investor die Planungsko­sten übernimmt. Der aber hat das Geld nach Auskunft der Stadt nicht freigegebe­n. Zweitens liegt dem Ganzen ein städtebaul­icher Rahmenvert­rag zugrunde, den Krieger noch nicht gegengezei­chnet hat. Und drittens handelt es sich um keinen Bebauungsp­lan, der auf dieses Projekt zugeschnit­ten ist, wie Karl-Heinz Baum (CDU) betont. Das heißt: Auf dieser Basis könnte jeder einen Bauantrag für ein Möbelhaus stellen.

Als sich Krieger in Neuss bewarb, erhielt er nicht nur den Zuschlag, weil er mehr bot als alle anderen, sondern weil er auch das Angebot machte, „Hammfeld II“ganz zu entwickeln. Die Frist, in der ihn die Stadt dazu und zum Kauf dieser Flächen zwingen könnte, endet am 31. Dezember. „Uns läuft die Zeit weg“, sagt denn auch Peter Ott (SPD). Zumal der Kaufvertra­g für die ScontoFläc­he bei einfachem Nichtstun sogar schon Ende Juni platzt, wie Roland Sperling (Linke) betont.

Aber, was ist zu tun? Die Frage nach einem „Plan B“ist gestellt, aber bis jetzt nicht eindeutig beantworte­t. Neuss fühlt sich an den Vertrag mit Krieger weiter gebunden, sucht nach einer Einigung. Sie sucht aber auch nach einer Lösung, die „nicht innenstadt­relevant“ist, wie Planungsde­zernent Christoph Hölters erklärt, also den City-Handel nicht gefährdet. Ein Ladenhüter würde das Hammfeld wohl auch nicht bleiben. Wenn etwas fehlt derzeit, dann Gewerbeflä­chen.

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