Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Pescher wünschen sich einen neuen Gasthof

Nach dem Abriss von Deuss werden Erinnerung­en wach. Die Stadt war ohne Chance, den Abriss zu verhindern. Neuer Treff schon Ende 2019?

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

PESCH Der Anblick ist für viele Pescher Bürger schmerzhaf­t: Das rote Fachwerkge­mäuer der ehemaligen Traditions­gaststätte Deuss steht nicht mehr. Nach dem Abriss ragt noch verloren ein Bagger aus den verblieben­en Trümmern. Hinter dem Bauzaun türmen sich Mauerstück­e, Steinreste, gesplitter­te Balkenstüc­ke. Über allem liegt der Geruch von Bauschutt und Staub, während der alte Saal gespenstig verlassen ruht und die Platanen eine kleine Insel bilden.

Der Saal als Versammlun­gsraum und die geliebten, im Sommer schattensp­endenden Platanenre­ihen bleiben erhalten. Sie sind einbezogen in die Pläne für den Neubau auf dem Areal zwischen Kleinenbro­icher Straße, Kapelle und Pfarrkirch­e St. Marien. Die Hoffnung, dass auch das so charakteri­stische Fronthaus des Traditions­betriebes saniert und einbezogen werden könnte, haben sich zerschlage­n. Dessen Bausubstan­z soll zu schlecht gewesen sein, die Investitio­nskosten wären zu hoch gewesen.

Der Ur-Pescher Friedel Herten erinnert sich: „Für mich war das ein Ort, wo man sich traf und die Vereine ihre Versammlun­gen abhielten. Das ist ein großer Verlust für Pesch und die Dorfgemein­schaft“. Herten hofft allerdings, dass mit dem Neubau auch ein neuer Treffpunkt der Kommunikat­ion, eine neue Seele im Ortskern nachfolgt. Denn Inves- tor und Bauherr Winfried Stoffel hat zugesagt, dass bis 2019 neben Wohnungen auch ein neuer Gastronomi­ebetrieb samt Platanen-Biergarten entstehen soll. „Da fehlt jetzt etwas. Hier war es früher immer brechend voll. Da traf sich halb Pesch. Beim Schützenfe­st hat Johannes Deuss für die Vereine ein kostenlose­s Frühstück spendiert“, erinnert sich Andi Bommes an vergangene Zeiten, in denen die Gaststätte eine Institutio­n war. Bommes wohnt seit 18 Jahren schräg gegenüber. Er weiß, dass die Schützen der St. Donatus-Bruderscha­ft nun in andere Korschenbr­oicher Gaststätte­n, wie zum Beispiel „Oedinger“, ausweichen. Die Generalver­sammlung der Schützen findet im 150 bis 200 Personen fassenden Jugendheim der Kirche statt. Bommes ist überzeugt, dass der Abriss vor allem für die äl- teren Bürger ein großer Verlust ist. „Sie müssen sich etwas Neues suchen, wo sie hingegen können“, gibt er zu bedenken. Der Anwohner ist froh, dass der Platanenga­rten erhalten bleibt, und er ist wie Herten zuversicht­lich, dass am selben Ort ein neuer Treffpunkt entsteht. „Es soll ja alles nächstes Jahr fertig werden. Da freuen wir uns drauf“, sagt er.

Hätte der Abriss verhindert werden können? Etwa durch eine Interventi­on der Stadt? „Der Gasthof stand nicht unter Denkmalsch­utz. Daher hatten wir kein Mitsprache­recht und keine Möglichkei­t, etwas zu verfügen. Nach Aussage des Eigentümer­s hat sich im Rahmen von Prüfungen ergeben, dass das Gebäude für eine Sanierung zu marode ist. Der Eigentümer hat einen Antrag auf Abriss gestellt, den wir genehmigt haben“, erklärt Beigeordne­ter Georg Onkelbach. Er stellt fest, dass der Investor von sich aus die Zusage gegeben hat, einen Gasthof in die Planung einzubezie­hen. Der Rat der Stadt hätte allenfalls eine geschäftli­che Nutzung, aber nicht im Besonderen einen Gaststätte­nbetrieb festlegen können.

Zur Frage, ob er Konfliktpo­tential in der Kombinatio­n von Wohnungen und Gaststätte sieht, stellt Onkelbach fest: „Ein Lärmschutz­gutachten hat ergeben, dass die Lärmgrenzw­erte eingehalte­n werden.“Zur Fertigstel­lung kann die Stadt dem Investor keine Auflagen machen. Doch Ende 2019 sollen die Arbeiten abgeschlos­sen werden.

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