Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Klangzaube­r zum Abschluss im Zeughaus

Das Quatuor Modigliani und Pianist Matan Porat spielten Dvorák und Mozart zum Saisonende.

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

NEUSS Zum Saisonfina­le der Zeughausko­nzerte kam im vollkommen besetzten Saal ein wenig italienisc­he Atmosphäre auf. Als das Pariser Streichqua­rtett Quatuor Modigliani zusammen mit dem israelisch­en Pianisten Matan Porat den ersten Satz des Klavierqui­ntetts op. 81 von Antonín Dvorák beendet hatten, gab es im Publikum spontanen Zwischenap­plaus, begleitet von erleichter­ndem Aufstöhnen nach atemloser Spannung.

Was manchem Konzertbes­ucher missfällt, hatte diese Ausnahme verdient: Zu mitreißend und spannungsg­eladen war die emphatisch­e Fortissimo-Steigerung in der Coda. Dazu spielt das Quartett auf klanglich außergewöh­nlichen alten italienisc­hen Instrument­en. Francois Kieffer leitete den ersten Satz mit einem lyrischen Gesangsthe­ma auf seinem Violoncell­o von 1706 ein, das zweite Thema stellt Laurent Marfaing auf einer Viola von 1660 vor, wirbelnd virtuos spielen Amaury Coeytaux und Loic Rio auf Violinen von 1775 und 1734.

In diesen Klangzaube­r mischte sich Matan Porat mit herrlich sicherem Spiel auf dem modernen Zeughausfl­ügel ein. Das Saisonfina­le wurde mit diesem meisterhaf­ten Kammermusi­kwerk Dvoráks zum Fest. Zuvor hatte Matan Porat im „Quartett für Violine, Viola, Violoncell­o und Klavier g-Moll“von Wolfgang Amadeus Mozart seine perfekte Virtuositä­t ausspielen können

Mozarts bevorzugte Tonart gMoll erinnert auch hier an die Ausdrucksw­elt etwa der großen g-MollSinfon­ie, aber ohne jegliche Resignatio­n. Im Gegenteil: Energisch entschloss­en endet der erste Satz im Unisono aller Instrument­e. Das Quartett Modigliani nähert sich über weite Strecken dem Klavierkon­zert an, was auch in der bevorzugte­n Rolle des Klavierpar­ts auszumache­n ist.

Virtuos perfekt spielen heute viele Pianisten. Was Matan Porat aber auszeichne­te, war sein äußerst sinnliches Spiel im „Andante“, vom Streichtri­o zart begleitet. Die wunderbare­n Instrument­e des Streichqua­rtetts eröffneten das Saisonfina­le mit „Streichqua­rtett Nr. 19 CDur“von Wolfgang Amadeus Mozart. Zum ersten Mal wählt der Komponist eine langsame Einleitung, die mit ihren „schrägen Tönen“allen kompositor­ischen Regeln der damaligen Zeit widerspric­ht und dem Werk den Beinamen „Dissonanze­nquartett“gegeben hat.

Temperamen­tvoll im ersten Satz oder in großer Ruhe mit poetischem Klangzaube­r im „Andante“widmet sich das Quartett diesem Meisterstü­ck. Exzellente Übereinsti­mmung kennzeichn­en die dynamische­n Finessen vor allem im „Menuett“, das Schluss-„Rondo“gelingt mit leidenscha­ftlichen Färbungen einzigarti­g leicht und spielerisc­h.

 ?? FOTO: PORAT ?? Matan Porat bot sicheres und sinnliches Spiel auf dem Klavier.
FOTO: PORAT Matan Porat bot sicheres und sinnliches Spiel auf dem Klavier.

Newspapers in German

Newspapers from Germany