Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Katastroph­enschutz droht Personalen­gpass

Analyse identifizi­ert Extremwett­er, Chemieunfä­lle und Stromausfä­lle als größte Risiken für NRW.

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF NRW will künftig neben den Feuerwehre­n auch Hilfsorgan­isationen bei der Nachwuchsg­ewinnung unterstütz­en. „Es wird immer schwierige­r, Menschen für das ehrenamtli­che Engagement im Brand- und Katastroph­enschutz zu gewinnen“, sagte NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (CDU) unserer Redaktion. In den Engpässen beim Ehrenamt sieht er eine Schwachste­lle im Katastroph­enschutz.

In NRW engagieren sich rund 80.000 Menschen für die Freiwillig­e Feuerwehr, 20.000 bei Hilfsorgan­isationen wie dem Arbeiter-Samariter-Bund oder dem Roten Kreuz und 18.000 beim NRW-Landesverb­and des Technische­n Hilfswerks. Auch wegen des Wegfalls des zivilen Ersatzdien­stes und der demografis­chen Entwicklun­g haben die Orga- nisationen wachsende Probleme, ihre Sollstärke­n zu stellen.

Konkrete Zahlen zu der Entwicklun­g liegen noch nicht vor. Kommenden Donnerstag stellt Reul im Innenaussc­huss den „Grundlagen­bericht Katastroph­enschutz“vor. Die größten Katastroph­en-Risiken hierzuland­e sind demnach Extremwett­er, Hochwasser, Chemieunfä­lle, Pandemien, Tierseuche­n sowie der Ausfall wichtiger Infrastruk­turen etwa in der Telekommun­ikation oder in der Stromverso­rgung.

„Insgesamt funktionie­rt der Katastroph­enschutz in NRW gut“, meint Reul. Neben den Problemen bei der Rekrutieru­ng von ehrenamtli­chen Kräften gebe es aber auch eine thematisch­e Schwachste­lle: „Bei großen Unwetterla­gen haben wir sicher noch ein bisschen Luft nach oben.“In dem Bericht heißt es dazu: „Beispielsw­eise haben wir in NRW in den zurücklieg­enden beiden Jahren in vielen Landesteil­en Starkregen­ereignisse mit erhebliche­r Zerstörung­skraft erlebt. Es muss davon ausgegange­n werden, dass dieses Wetterphän­omen zunehmen wird.“Auch katastroph­ale Stürme wie Kyrill und Ela, die in NRW Millionens­chäden verursacht haben, behandelt der Bericht wie eine Konstante.

Neu in die systematis­che Betrachtun­g der Katastro- phenschutz-Risiken aufgenomme­n wurden Terror-Szenarien: „Gefährdung­slagen, ausgelöst durch terroristi­sche Angriffe, werden derzeit von den Sicherheit­sbehörden insgesamt intensiver betrachtet“, so der Bericht.

Die Autoren fordern, dass die Datenquell­en und -schätze der Katastroph­enschützer besser vernetzt werden und die Bevölkerun­g umfangreic­her für Selbstschu­tzmaßnahme­n geschult wird. Zu Extremwett­erszenarie­n soll es künftig eigene Übungen geben. Außerdem wird mit Blick auf das Katastroph­enszenario „großflächi­ger Stromausfa­ll“nun geprüft, wie lange der NRW-Katastroph­enschutz seine eigene Handlungsf­ähigkeit mit Bordmittel­n wie Generatore­n und Notstromag­gregaten überhaupt aufrechter­halten kann.

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FOTO: DPA Herbert Reul.

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