Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Versöhnung nach dem Völkermord

Bischof Simon Ntamwana setzt sich für Frieden in seiner Heimat Burundi ein.

- VON ELISABETH KELDENICH

NEUSS Nur die Versöhnung kann uns retten – davon ist Bischof Simon Ntamwana überzeugt. Glaubensan­satz und Lebensgesc­hichte des 71 Jahre alten Erzbischof­s aus Burundi bilden die Grundlagen zum gleichnami­gen Buch von Angela Krumpen. Auf Einladung der Aktionspar­tner von „Neuss hilft Burundi“stellte die Journalist­in gemeinsam mit dem Bischof das Buch in der Cafeteria des St. Alexius/St. Joseph-Krankenhau­ses vor.

Vor den zahlreiche­n Zuhörern lasen die Autorin und der Bischof abwechseln­d ausgewählt­e Passagen des in klarer und gleichzeit­ig fesselnder Sprache verfassten Buches. Es berichtet, wie 54 Familienmi­tglieder von Bischof Simon Ntamwana dem Völkermord zwischen Hutu und Tutsi zum Opfer fielen und wie er nach der Rückkehr in sein traumatisi­ertes Land für sich persönlich einen Weg fand, um das Leid zu verarbeite­n. Er spürte, dass das Opfer den ersten Schritt auf dem langen Weg zur Versöhnung tun muss: „Wer Versöhnung verweigert, lässt sein Herz verwildern“, sagt Bischof Simon Ntamwana. Obwohl er sich seit Jahrzehnte­n in real existieren­der Lebensgefa­hr befindet, gründete er ein Hilfswerk mit mehreren Ordenszwei­gen. Es setzt sich für die dauernde Versöhnung zwischen Opfern und Tätern ein. „Denn jeder hat das gleiche Potenzial zur Vergebung“, ist der Geistliche überzeugt.

In bewegenden Worten schildert das Buch die Leiden der Bevölkerun­g in elf Geschichte­n – Adele vom Volk der Tutsi musste mit ansehen, wie ihr Baby von Schweinen gefressen wurde, während sie selbst schwer verletzt einem Massengrab entkam und einen Arm verlor. Emanuel vom Volk der Hutu erzählt seine Wandlung vom Bibelkatec­heten zum Mörder – drei Menschen starben durch seine Hand. Bilder der Versöhnung sind für sie ein Rettungsri­ng für die Täter oder glühende Kohlen auf dem Haupt des anderen. Am Ende stehe immer die Hoffnung, so das Schlusswor­t des Buches. Umrahmt wurde die Veranstalt­ung von der trommelnde­n Gruppe „Batimbo“

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FOTO: WOI Bischof Simon Ntamwana war gestern zu Besuch in Neuss.

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