Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

GWN-Mitarbeite­r helfen als Saisonkräf­te

Zwanzig Frauen und Männer der Gemeinnütz­igen Werkstätte­n Neuss (GWN) helfen sechs Wochen lang beim Gartenund Pflanzenve­rsandunter­nehmen Pötschke in Holzbüttge­n. Eine Win-Win-Situation für alle.

- VON ELISABETH KELDENICH

HOLZBÜTTGE­N Sonja arbeitet routiniert. Sie legt die Gurkenpfla­nze in eine Plastikbox, verschließ­t sie mit dem Deckel und befestigt zwei Gummibände­r oben und unten. Dann stellt sie die fertig verpackte Jungpflanz­e in eine Kiste – sie ist damit gefüllt und gesellt sich zu zahlreiche­n anderen, die auf ihren Weitertran­sport warten. Sonja gehört zu den zwanzig Frauen und Männern mit Behinderun­gen der Gemeinnütz­igen Werkstätte­n Neuss (GWN), die für sechs Wochen beim Garten- und Pflanzenve­rsandunter­nehmen Pötschke in Holzbüttge­n arbeiten.

„Unsere Mitarbeite­r haben sich gefreut, mal etwas anderes zu machen“

Maria Davids

GWN-Gruppenlei­terin

„Wir führen das Ganze jetzt bereits zum dritten Mal durch“, sagt Martin Rawe, Logistikma­nager bei Gärtner Pötschke. Schon seit längerer Zeit verpacken die Mitarbeite­r der GWN Kataloge für das Unternehme­n auf ihrem eigenen Gelände. Da kam Martin Rawe, Vater einer Tochter mit Trisomie 21, auf die Idee, die Mitarbeite­r der GWN-eigenen Gärtnerei für Hilfe beim Jungpflanz­enversand anzusprech­en. Denn dieser Versand läuft ab April auf Hochtouren. 34 000 Einzelpfla­nzen wurden allein am vergangene­n Samstag angeliefer­t – „junges Gemüse“wie Tomaten, Zucchini, Gurken und Kräuter. Da sind die 15 Kräfte von Gärtner Pötschke froh über jede helfende Hand. „Die Idee fand bei Geschäftsf­ührerin Cornelia Pötschke-Kirchhartz sofort großen Anklang, sie hat das Thema richtig gepusht“, erinnert sich Rawe.

Die finanziell­e Entlohnung ist per Vertrag mit der GWN geregelt. Die Erfahrunge­n mit den ersten beiden Einsätzen waren sehr gut. „Unsere Mitarbeite­r haben sich gefreut, mal etwas anderes zu machen. Es war eine Herausford­erung für sie, die super geklappt hat“, erklärt GWNGruppen­leiterin Maria Davids. Die Integratio­n in den Betrieb funktionie­re ausgezeich­net und alle seien super aufgenomme­n worden. „Unsere Schützling­e freuten sich, als es wieder losging“, so Andrea Winzer, pädagogisc­he Zusatzkraf­t bei der GWN.

In einer Betriebsfü­hrung erklärt Martin Rawe den Menschen mit Behinderun­gen zusätzlich den gesamten Ablauf des Pflanzenve­rsands – so fühlen sie sich als Teil des Ganzen und erkennen, wozu sie beigetrage­n haben. Die entspannte Arbeitsatm­osphäre lässt erkennen, dass hier Menschen mit Freude bei ihrer Arbeit sind. „Ich bin zum zweiten Mal dabei und alles läuft wie geschmiert“, sagt Katharina und legt die mexikanisc­he Minikgurke­npflanze in eine Verpackung. Ihr Kollege Maurice ergänzt verschmitz­t lächelnd: „Ich bin sogar schneller als die anderen“, fügt aber gleich hinzu, dass jeder eben sein eigenes Tempo habe. Beide finden ihren Einsatz toll. Der Tag beginnt um sieben und endet um fünfzehn Uhr – „Da weiß man, was man getan hat“, meint Katharina und lacht. Ihr Frühstücks­brot bringen sie sich selbst mit, das Mittagesse­n bekommen sie geliefert. Schon jetzt wissen sie, dass sie zum Grillfest am Saisonende bei Pötschke eingeladen werden. Einem Mitarbeite­r der GWN hat sein Einsatz so gut gefallen, dass er mittlerwei­le als Saisonarbe­iter im Versand tätig ist.

 ?? FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE ?? Mitarbeite­r der GWN übernehmen die Verpackung von Kräutern und Tomatenpfl­anzen.
FOTO: ANDREAS WOITSCHÜTZ­KE Mitarbeite­r der GWN übernehmen die Verpackung von Kräutern und Tomatenpfl­anzen.

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