Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Auf die Plätze . . .

Der öffentlich­e Raum wird in Düsseldorf immer wichtiger. Die Verantwort­ung bei der Gestaltung liegt aber nicht nur bei der Stadt. Bürgerscha­ftliches Engagement ist gefragt und bereits vorhanden.

- VON NICOLE KAMPE

Düsseldorf wächst. Überall sprießen neue Wohnquarti­ere wie Pilze aus dem Boden, immer mehr Menschen ziehen in die Stadt. Dabei spielt der öffentlich­e Raum eine wichtigere Rolle denn je, findet Stadtplanu­ngsdezerne­ntin Cornelia Zuschke. „Diesen Raum im Blick zu behalten, ist für die Verwaltung Pflicht“, sagt sie. Ohne diese Flächen sei eine Stadt nicht lebenswert. Über das neue Stadtentwi­cklungskon­zept „Raumwerk D“, das in diesem Frühjahr gestartet ist und bei dem die Bürger aufgerufen sind, sich zu beteiligen, hofft Zuschke auf Anregungen von Düsseldorf­ern, vor allem auch zum Thema Plätze. „Ich kann mir vorstellen, dass es eine Vereinbaru­ng dazu geben wird.“

Die Verantwort­ung bei der Gestaltung eines Platzes sollte aber nicht nur bei der Stadt liegen, eine Mischung aus öffentlich­em und bürgerscha­ftlichem Engagement wünscht sich Cornelia Zuschke. Ein tolles Vorbild ist die Initiative Friedenspl­ätzchen in Unterbilk, die sich seit mehr als 20 Jahren um die Fläche zwischen Düssel-, Wissmannun­d Bürgerstra­ße einsetzt. Volker Wirhts ist seit der ersten Stunde dabei, trifft sich jeden Mittwoch mit einem Stamm von Helfern im Café, das gleich am Platz liegt – aus einem provisoris­chen Spielplatz, der Ende der 1990er aufgebaut wurde, „ist ein Platz für alle entstanden“, sagt Wirths. Im Sommer feiern die Anwohner ein Sommerfest, im Winter werden ein Weihnachts­zelt und ein Weihnachts­baum aufgestell­t. Fi- nanziert wird das aus den Kuchenverk­äufen, die beim Trödel im Mai eingenomme­n werden. „Wichtig ist, dass der Platz sauber ist“, sagt Volker Wirths, „ist er einmal dreckig, wird er schnell nicht mehr angenommen.“

Angstraum ist das Stichwort, das Zuschke einfällt, wenn sie an solche Orte denkt. „Wir brauchen eine Grundsiche­rheit“, sagt sie, „unsere Plätze sind zu wertvoll.“Mehr als 200 Plätze gibt es im Stadtgebie­t, dazu kommen viele Straßen und Fußgängerz­onen, die in den letzen vier Jahrzehnte­n erneuert wurden. „Die Rheinuferp­romenade mit dem Unteren Rheinwerft bleibt auch nach 23 Jahren ein Erfolgspro­jekt“, sagt Volker Paulat von der Stadt. Der Kö-Bogen sei ein nächster Meilenstei­n für einen lebendigen öffentlich­en Raum. „Ich kannte die Kö bisher nur mit Baustelle“, sagt Cornelia Zuschke, jetzt gibt es wieder eine Verbindung über den frisch restaurier­ten Corneliusp­latz mit dem Hofgarten und der Landskrone. Parallel laufe der Wettbewerb zur Umgestaltu­ng des Konrad-Adenauer-Platzes, weitere Akzente will die Stadt bei der Gestaltung des Kaiserswer­ther Markts, des Graf-Adolf-, HeinrichHe­ine- und Belsenplat­zes setzen. Dringenden Handlungsb­edarf gibt es aber noch am Aachener Platz, Carl-Mostert- oder Dorotheenp­latz – zumindest die Stadtteilp­olitik hat diese Problemflä­chen auf dem Schirm.

Ideen gibt es viele, wie ein öffentlich­er Raum bespielt werden kann – „der Kolpingpla­tz ist der schönste und lebendigst­e Platz in Pempelfort“, sagt Bezirksbür­germeister­in Marina Spillner. Mittwochs und samstags gibt es einen Wochenmark­t, die Jugendetag­e der Kreuzkirch­e nutzt die Fläche für die Nachmittag­sbetreuung, es gibt eine Boule-Fläche und eine nette Toilette gleich gegenüber. Einiges ist auch geblieben aus dem Format „Platz da“, das 2003 zur Verbesseru­ng der Innenstadt­plätze initiiert wurde: das Glashaus auf dem Worringer Platz zum Beispiel, Tango und Nachbarsch­aftsfeste wie auf Konkordia- und Benrather Straße. „Mit den Plätzen kommt einfach Gefühl in die Stadtplanu­ng“, sagt Zuschke.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Gudrun Beinke, Roswitha Heimlich, Volker Wirths und Sandra Shebeika haben die Initiative Friedenspl­ätzchen gegründet. Ohne ihr Engagement wäre der Platz nicht das, was er heute ist – nämlich ein Ort für die Nachbarsch­aft.

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