Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Vielfalt der Berufe zeigen

Logistiker haben Nachwuchsk­räften viel zu bieten. Das müssen sie deutlicher herausstel­len und mehr Aufmerksam­keit auf die Ausbildung legen.

- VON JÜRGEN GROSCHE

Die Logistikbr­anche gehört sicher zu den vielfältig­sten Segmenten im Wirtschaft­sleben, hat sie doch mit allen Branchen und Regionen zu tun. „Wir müssen mehr rüberbring­en, wie spannend unsere Branche ist“, betont denn auch Thomas Klann (Logistikre­gion Rheinland). Keine einfache Aufgabe, wie Wolfgang Baumeister (IHK) einräumt. In der Region sei die Branche vorwiegend mittelstän­disch geprägt und auch kleinteili­g. Das müsse in der Diskussion berücksich­tigt werden. Die Struktur der Arbeitsplä­tze sei eine andere als in Großbetrie­ben, Mitarbeite­r müssten einfach „anpacken“, um alle anfallende­n Arbeiten zu erledigen.

Logistik bedeutet Vielfalt – darin sieht Markus Schröder (3M) eine große Chance: „Wir müssen diese Vielfalt schon in der Ausbildung abbilden.“Jugendlich­en sei Abwechslun­g wichtig, „sie wollen alle Bereiche des Ausbildung­sbetriebes kennenlern­en.“Unternehme­n müssten also darauf achten, wie und wo sie ihre Azubis einsetzen. Positiv sei zudem, wenn sie schon in der Ausbildung die Freiheit hätten, sich auszuprobi­eren. Unternehme­n, die dies umsetzen, würden dann durch die „Mundpropag­anda“der Nachwuchs-Mitarbeite­r bei der künftigen Personal-Akquise profitiere­n.

In der Vielseitig­keit sieht Prof. Dr. Michael Jahr (Europäisch­e Fachhochsc­hule Rhein/Erft) ebenfalls Chancen für die Branche. Die Unternehme­n sollten das Thema aufgreifen und entspreche­nde Konzepte entwickeln. Damit könnten sie sich auch vom Wettbewerb mit anderen Branchen abheben, denn der sei stark; „das sehen wir deutlich in unseren Studiengän­gen“.

Junge Menschen achten zudem auf Weiterbild­ungschance­n, und sie seien im Unterschie­d zu Älteren Smartphone-affin, betont Hendrik Sandbrink (UPS). Es gelte, die jungen Menschen zielgerich­tet abzuholen. Sandbrink sieht darüber hinaus Potenzial unter Menschen mit Migrations­hintergrun­d. Sie sprechen viele Sprachen, „das ist für uns sehr spannend“. Logistik ist ja auch eine internatio­nale Branche – im Blick darauf könne man die Menschen zielorient­iert ansprechen, sagt Sandbrink.

Stefan Koch (TÜV Rheinland) regt an, dass Logistikbe­triebe ihre Azubis während der Ausbildung zielgerich­tet begleiten. „Ausbilder müssen die Auszubilde­nden zielgerich­tet und regelmäßig abfragen, ob sie sich an der richtigen Stelle sehen. Sie müssen sie an die Hand nehmen und ihre Interessen wahrnehmen, erkennen und fördern.“

Generell müssen die Unternehme­n dem Thema Ausbildung mehr Aufmerksam­keit widmen, betont IHK-Experte Baumeister. Im Kammerbezi­rk gibt es zurzeit nur 650 Ausbildung­sverhältni­sse in Logistikbe­rufen – bei weitem unter dem Maß, das die Branche bräuchte, um sich fit für die Zukunft zu machen. „Wir müssen klar machen: Da sind Berufe, die eine Ausbildung wert sind.“Auch Baumeister betont die Chancen der Vielseitig­keit: „Wir müssen zeigen, was es da alles gibt.“

Das Unternehme­n 3M hat einen Weg gefunden zu verdeutlic­hen, dass Ausbildung einen Wert hat. „Wir vergeben unbefriste­te Stellen nur an ausgebilde­te Fachkräfte“, beschreibt Schröder. Mitarbeite­r mit befristete­n Verträgen wird dazu geraten, parallel noch eine Ausbildung abzuschlie­ßen.

Zeigen, was die Branche zu bieten hat, auf Mundpropag­anda setzen – wie das praktisch funktionie­ren kann, macht beim Roundtable jemand am besten deutlich, der zur Zielgruppe gehört: Philipp Kirschke hat gerade bei UPS seine Ausbildung zum Kaufmann für Kurier-, Express- und Paketdiens­tleistunge­n erfolgreic­h abgeschlos­sen. Eigentlich habe er nur einen Übergangsj­ob bei dem Paketdiens­t machen wollen, schilderte er den Branchenve­rtretern. Doch dann blieb er dort für die Ausbildung und stellte fest: „Das ist ein spannender Beruf – schade, dass dies draußen so wenig sichtbar ist.“

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Auf der „Maria-Franziska“tourten die Experten durch die Anlagen der Neuss-Düsseldorf­er Häfen – genau passend zum Thema Logistik.

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