Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Hohe Ansprüche an Führungskräfte
(jgr) Wie eine Branche funktioniert, hat natürlich viel mit den Führungskräften ihrer Unternehmen zu tun – ein Aspekt, den die Branchenvertreter beim Roundtable „Zukunft Logistik“der NGZ ebenfalls thematisieren. Wenn es etwa um Imagepflege für die Branche oder überhaupt ums Sichtbarmachen geht, sind die Geschäftsführer großer wie kleiner Unternehmen gleichermaßen gefordert, betont Jörg Rössler (DSV). So sollten Geschäftsführer zum Beispiel beim Einsatz von Social-Media-Instrumenten selbst erfolgreich sein. „Ob das Erfolg hat, steht und fällt mit der Führungskraft vor Ort“, ist Rössler überzeugt. Wenn dieses Engagement vorhanden sei, dann sei die Unternehmensgröße weniger relevant.
Immerhin nimmt Jan Eckel (RheinCargo) bereits einen Wandel in der Außensicht wahr. „Die Vorstellung, dass die Branche ein zu abstraktes Image hat, das hat sich positiv verändert.“Das wirke sich auch konkret in der Arbeitswelt aus: „Auf vielen Positionen sind Prakti- ker die am besten geeigneten Kräfte, weniger die Akademiker.“
Neue Anforderungen an Führungskräfte sieht Michael Kiesswetter (RP Adlog) noch an ganz anderer Stelle: „Die gesellschaftlichen Veränderungen stellen höhere Anforderungen an die Logistik, ebenso die Mitarbeiter an ihre Arbeitgeber. Sie wollen ernst genommen werden.“Führungskräfte müssten in einer „individualisierten Welt“auch Führungsaufgaben individualisiert wahrnehmen. Mitarbeiter wollen nach Kiesswetters Beobachtung heute vernetzt und in Teams arbeiten und mitentscheiden. Das widerspreche der herkömmlichen hierarchischen Organisationsstruktur in Logistikunternehmen. Führungs- kräfte müssten lernen, loszulassen. Markus Schröder (3M) führt den Gedanken weiter: „Führungskräfte müssen Fehler zulassen!“Jüngere Mitarbeiter erwarten – so Schröder – eine „Toleranzkultur kombiniert mit Coaching- und Mentoring-Angeboten“. „Das alles kostet viel Geld“, wirft Jan Eckel (RheinCargo) ein. Die Maßnahmen und Anregungen seien sinnvoll, aber viele Unternehmen, gerade die kleinen, bewegten sich auf ruinösen Märkten und unter Preisdruck. Sie müssten sich besonders fragen, wie sie neue Führungskräfte aufbauen und ausbilden.
Positiv überraschte, dass einige Führungskräfte bereits sogenannte „Reverse Mentoring-Programme“zulassen; dabei nehmen junge Logistiknachwuchskräfte jeweils für eine Woche die Positionen der Geschäftsführer ein, um diesen den Umgang mit Social Media näherzubringen und zu zeigen, wie „junge Leute heute ticken“, so Prof. Dr. Thomas Decker (Rheinische Fachhochschule Köln, Standort Neuss).
„Die Vorstellung, dass die Branche ein zu abstraktes Image hat, das hat sich positiv verändert“