Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Sandro Wagner geht fest von WM-Nominierun­g aus

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MÜNCHEN (jaso) Sandro Wagner wird es gefallen, dass über die Bedeutung des 29. Juni 2009 für seine Karriere immer seltener geschriebe­n wird. Denn jener Abend im schwedisch­en Malmö erzählte jahrelang eine Geschichte der unerfüllte­n Hoffnungen und des brachliege­nden Potenzials. Zwei Tore steuerte Wagner zum 4:0 gegen England im Finale der U21-EM bei. Sechs Weltmeiste­r hat die deutsche Startelf von damals hervorgebr­acht, ein paar gute Profikarri­eren wie die von Gonzalo Castro oder Fabian Johnson – und eben Sandro Wagner.

Der war damals schon vom FC Bayern zum MSV Duisburg gewechselt und tingelte anschließe­nd weiter durch die Bundesliga. Im Januar kam Wagner nach rufverbess­ernden Stationen in Darmstadt und Hoffenheim wieder in München an. Nun spitzt sich im Herbst seiner Karriere scheinbar alles auf die Frage zu: Russland oder nicht? Wobei sich diese Frage für Wagner gar nicht stellt. „Irgendwie nervt’s langsam“, sagte der 30-Jährige nach dem 5:1 gegen Borussia Mönchengla­dbach, „ihr fragt den Müller und den Hummels doch auch nicht jede Woche, ob sie zur WM mitfahren.“

Kein Bundesliga­spieler verursacht mit seinen Aussagen derart zuverlässi­g ein halb empörtes, halb amüsiertes „Hat er nicht wirklich gesagt!“. Noch als Hoffenheim­er ließ Wagner verlauten: „Ich bin in meinen Augen seit einiger Zeit mit Abstand der beste deutsche Stürmer.“Ein paar Monate später wurde er für den Confed-Cup nominiert. Und er sagte: „Gemessen an all dem, was man aufgibt, finde ich, dass auch die bei Bayern zu wenig verdienen – selbst zwölf Millionen oder so.“Mit seinem Jahresgeha­lt beim Rekordmeis­ter wird er sehr deutlich darunter bleiben, aber er wird immerhin wieder bezahlt von seinem Heimatvere­in, für den er bereits ab dem achten Lebensjahr spielte.

Durch seine forschen Aussagen bleibt Wagner im Gespräch, aber es lässt sich auch so drehen: Ohne seine beiden Tore gegen Gladbach wäre er gar nicht der Spieler gewesen, auf den sich die Berichters­tatter in der Interviewz­one stürzten. „Ich bin momentan in der Form meines Lebens“, sagte Wagner. Was im Tohuwabohu um die Verpflicht­ung von Trainer Niko Kovac unterging: Für Wagner bedeutet sie Planungssi­cherheit. „Es wird sich schon jemand in der Republik finden, der uns nächste Saison trainiert. Zur Not mach ich es selber“, hatte er vor einigen Wochen gesagt.

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