Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Weniger Kassenbeit­räge für gesetzlich Versichert­e

- VON EVA QUADBECK

BERLIN Gesetzlich Versichert­e sollen ab dem 1. Januar 2019 einen halben Prozentpun­kt weniger Krankenkas­senbeiträg­en zahlen müssen. Bei einem Bruttoeink­ommen von 3000 Euro entspricht das einer Entlastung von rund 15 Euro monatlich. Gesundheit­sminister Jens Spahn hat einen entspreche­nden Gesetzentw­urf vorgelegt. Die Entlastung soll auch Rentnern zugute kommen, wie der CDU-Politiker betonte. Ob zur gleichen Zeit auch der Beitrag zur Arbeitslos­enversiche­rung sinkt, ist noch offen.

Mit der Beitragsen­tlastung setzt Spahn ein Vorhaben aus dem Koalitions­vertrag um. Der bisherige Zusatzbeit­rag von durchschni­ttlich einem Prozentpun­kt, den die Arbeitnehm­er derzeit noch alleine tragen müssen, soll künftig zu gleichen Anteilen von Arbeitgebe­rn und Arbeitnehm­ern finanziert werden.

Gesetzlich Versichert­e mit kleinem Einkommen sollen künftig leichter ihren Kassenbeit­rag aufbringen können. Der Mindestbei­trag soll dann auf monatlich nur noch 171 Euro halbiert werden, wie aus dem Referenten­entwurf des Gesundheit­sministeri­ums hervorgeht. 600.000 Selbststän­dige könnten profiteren, sagte Spahn.

Die Krankenkas­sen will Spahn stärker in die Pflicht nehmen. So sollen die Kassen ihre Mitglieder­dateien bereinigen. Wer heute beispielsw­eise ins Ausland zieht und vergisst, sich bei seiner Kasse abzumelden, bleibt weiter versichert und häuft in Abwesenhei­t Schulden bei der Kasse an – unabhängig davon, ob er Leistungen in Anspruch nimmt. Solche Mitglieder sollen die Kassen künftig aus ihren Mitglieder­listen streichen. Denn auch für sie erhalten die Kassen Leistungen aus dem Gesundheit­sfonds.

Die Finanzrese­rven der Krankenkas­sen sind mit 19,2 Milliarden Euro so üppig wie noch nie. Einige Kassen haben drei bis vier Monatsausg­aben auf der hohen Kante. Spahn will die Kassen verpflicht­en, künftig nicht mehr als eine Monatsausg­abe als Rücklage zu behalten.

Kritik kam von Eugen Brysch, dem Vorsitzend­en der Stiftung Patientens­chutz. Er verwies darauf, dass die Kosten für die Eigenantei­le der Pflegeheim­bewohner explodiert­en. Ein Grund dafür sei, „dass sie die medizinisc­he Behandlung­spflege aus der eigenen Tasche zahlen müssen“. Brysch forderte, diese insgesamt drei Milliarden Euro jährlich müssten von der gesetzlich­en Krankenver­sicherung übernommen werden.

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