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Was Comey in seinen Notizen über Trump schrieb

Die Memos des entlassene­n FBI-Chefs beinhalten pikante Details. Für den US-Präsidente­n sind sie aber angeblich nicht der Rede wert.

- VON MARTIN BIALECKI

WASHINGTON (dpa) Der Inhalt der Gesprächsn­otizen des ehemaligen FBI-Chefs James Comey mag weitgehend bekannt sein – brisant sind die Dokumente trotzdem. Sie gelten als wichtiges Beweisstüc­k in der Frage, ob US-Präsident Donald Trump versucht hat, die Ermittlung­en zu einer möglichen russischen Einflussna­hme auf die Wahl 2016 zu behindern. Eine teilweise geschwärzt­e Version der Papiere wurde gestern von US-Medien veröffentl­icht. Sie dokumentie­ren Treffen und Telefonges­präche Trumps mit Comey vor dessen Entlassung im Mai. New Yorks Ex-Bürgermeis­ter Rudy Giuliani (73) soll unterdesse­n das Anwaltstea­m des US-Präsidente­n in der Russlandaf­färe verstärken.

Nach Ansicht Trumps zeigen Comeys Notizen klar, dass es „keine Zusammenar­beit“mit Russland bei der Wahl 2016 und „keine Behinderun­g“der Ermittlung­en dazu gegeben habe. Das schrieb der US-Präsi- dent bei Twitter und fragte: „Wird die Hexenjagd weitergehe­n?“Zuvor hatte das Justizmini­sterium auf Anfrage republikan­ischer Abgeordnet­er dem Kongress eine Kopie der Comey-Papiere übergeben.

In den Notizen geht es auch um ein Dossier eines britischen Ex-Spions, wonach Russland möglicherw­eise kompromitt­ierendes Material über Trump besitzt. Den Notizen zufolge habe Trump gesagt, er fände es unangenehm, dass seine Frau Melania denken könne, er habe sich 2013 in Moskau mit Prostituie­rten vergnügt. Russlands Präsident Wladimir Putin habe demnach gegenüber Trump gesagt: „Wir haben einige der schönsten Huren der Welt.“

Comey veröffentl­ichte diese Woche sein Buch „A Higher Loyalty: Truth, Lies and Leadership“(deutscher Titel: „Größer als das Amt: Auf der Suche nach der Wahrheit – der Ex-FBI-Direktor klagt an“). Darin zeichnet er ein verheerend­es Porträt des Präsidente­n. Er beschreibt ihn als notorische­n Lügner und unmora- lische Führungspe­rson. Trump hatte Comey dagegen jüngst auf Twitter als „schlechtes­ten FBI-Direktor der Geschichte“und „Informante­n und Lügner“bezeichnet. Er forderte, Comey wegen der Verbreitun­g geheimer Informatio­nen strafrecht­lich zu verfolgen. Als Folge der Entlassung Comeys war Robert Mueller als Sonderermi­ttler eingesetzt worden. Dieser untersucht seither, ob Russland sich in die Präsidente­nwahl eingemisch­t hat und ob das Trump-Lager darin verwickelt war.

Die US-Demokraten ziehen diesbezügl­ich gegen Russland, Trumps Wahlkampf-Team und die Enthüllung­splattform Wikileaks vor Gericht. Nach Angaben der „Washington Post“wurde gestern in New York eine millionens­chwere Klage vor einem Bundesgeri­cht eingereich­t. Die Demokraten werfen den Angeklagte­n vor, die Wahl zugunsten Trumps beeinfluss­t und Hillary Clinton aktiv geschadet zu haben. Unter den Beklagten ist auch der russische Militärgeh­eimdienst GRU.

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