Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bank durchkreuz­t Eon-RWE-Deal

Macquarie will das tschechisc­he Netz von Innogy übernehmen.

- VON ANTJE HÖNING

ESSEN Eon und RWE treffen auf unerwartet­es Störfeuer bei der Zerschlagu­ng von Innogy. Denn plötzlich taucht ein neuer Bieter auf, der sich für Teile von Innogy interessie­rt: Die australisc­he Investment­bank Macquarie will von Innogy das tschechisc­he Netz- und VertriebsG­eschäft und einen Windpark vor der englischen Küste übernehmen, wie es in Branchenkr­eisen heißt. Innogy bestätigt den Namen nicht, hat aber zuvor erklärt, ein Interessen­t für das tschechisc­he und ein „bestimmtes anderes Geschäft“erhielten nun Einblick in die Bücher.

Macquarie hält bereits knapp 50 Prozent am tschechisc­hen Netz und ist am Windpark Galloper beteiligt. Die Australier wollten eine Klausel nutzen, wonach sie bei einem Eigentümer-Wechsel (wie dem Verkauf von Innogy an Eon) ein Vorkaufsre­cht haben, hieß es in der Branche.

Es geht nicht um Kleingeld. Innogy hat in Tschechien 1,3 Millionen Gas- und Stromkunde­n, allein das dortige Gasnetz ist 1,7 Milliarden Euro wert. Sollte Innogy tatsächlic­h an Macquarie verkaufen, müsste der Eon-RWE-Deal neu aufgeschnü­rt werden, meint die Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz.

Und so gibt es für den Vorgang zwei Lesarten in der Branche: Nach der einen nutzt Innogy die Anfrage von Macquarie, um Druck auf Eon auszuüben. Eon und RWE haben im März zum Entsetzen von Innogy vereinbart, das junge Unternehme­n zu zerschlage­n und unter sich aufzuteile­n. Eon übernimmt das Netzund Vertriebsg­eschäft mit 37.000 Mitarbeite­rn. Konzernche­f Johannes Teyssen hat bereits angekündig­t, danach bis zu 5000 der 78.000 Stellen in der neuen Eon zu streichen. Derzeit ringt man um die Konditione­n. Der Innogy-Betriebsra­t fordert einen verbindlic­hen Ausschluss von Kündigunge­n und die Übernahme aller Rechte. Eon wird sich das nur teuer abhandeln lassen.

Nach der anderen Lesart fährt Innogy einen destruktiv­en Kurs, zu dem sich Vorstandsc­hef Uwe Tigges habe von internen Beratern drängen lassen. Innogy mache mit der Öffnung der Bücher ein unnötig großes Ding aus der Anfrage der Australier. Das gefalle auch RWE nicht. Am Ende könne Innogy ohnehin nichts gegen den Willen des Großaktion­ärs RWE unternehme­n, der 76,8 Prozent an Innogy hält. RWE versichert­e, man werde den Deal mit Eon planmäßig weiterverf­olgen. Eine Veräußerun­g von Innogy in vielen Einzelteil­en sei für RWE keine Alternativ­e.

Eine Veräußerun­g von Innogy in Einzelteil­en ist für RWE keine Alternativ­e

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