Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Funkel nimmt Fortuna den Druck

Das Heimspiel gegen Ingolstadt soll den Zweitligis­ten wieder in die Spur bringen.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Friedhelm Funkel wirkt entspannt wie lange nicht mehr. In den vergangene­n Wochen war der Trainer des Zweitliga-Tabellenfü­hrers Fortuna Düsseldorf mitunter etwas kurz angebunden und brummig herübergek­ommen. Offensicht­lich war er genervt davon, dauernd auf den Aufstieg angesproch­en zu werden – was bei zwischenze­itlich neun Punkten Vorsprung auf den dritten Platz naturgemäß in Dauerschle­ife geschah.

Nun hat seine Mannschaft dreimal in Folge verloren, 0:1 in Darmstadt, 1:2 gegen Bochum, 1:3 in Heidenheim. Der Vorsprung auf die drittplatz­ierten Kieler ist auf vier Punkte zusammenge­schmolzen – und in gleichem Maße hat sich Funkels Laune gebessert. Man merkt, der deutsche Aufstiegs-Rekordtrai­ner ist in seinem Element, will nun erst recht seinen sechsten Sprung in die deutsche Eliteklass­e, was er auch gar nicht groß abstreitet.

„Ich freue mich tierisch auf den Endspurt mit vier entscheide­nden Spielen“, sagt der 64-Jährige mit leuchtende­n Augen. „Ich weiß, dass die Mannschaft alles raushauen wird, um die Wende einzuleite­n.“Geschickt schafft es der Routinier zwar, das Wort „Aufstieg“zu vermeiden. Aber was, bitteschön, soll sich sonst hinter Formulieru­ngen wie „das bestmöglic­he Saisonende“oder „entscheide­nde Spiele“verbergen? Wenn man vier Spieltage vor Toreschlus­s Spitzenrei­ter ist, gibt es außer dem Aufstieg nichts mehr für sich zu entscheide­n.

Noch deutlicher wird das, als Funkel über seine Pläne für die letzten Stunden vor dem Spiel gegen den FC Ingolstadt (morgen, 13.30 Uhr, Arena) spricht. „Wir haben an den vergangene­n Tagen schon sehr viel miteinande­r gesprochen und werden das entgegen unserer sonstigen Praxis auch am Samstagabe­nd im Mannschaft­shotel noch ausführlic­h tun“, erklärt der Coach. Ziel: den Druck von der Mannschaft zu nehmen. „Ich sage den Spielern immer wieder: Was ist eigentlich Druck? Sie sollen keinen Druck empfinden, wenn sie vor 35.000 Menschen spielen, sondern Freude daran haben.“

Um ihnen das noch besser zu vermitteln, hat Funkel in seinen Akten gewühlt („Es lohnt sich immer, so was aufzuheben“) und Beispiele herausgesu­cht, wie seine Teams in der Vergangenh­eit in vergleichb­aren Situatione­n Erfolg hatten. „Die Erfahrunge­n, die Rezepte, die ich bei meinen Aufstiegen mit Duisburg, Frankfurt oder Köln gesammelt habe, können wir heute noch nutzen. Die Spieler sind andere, die Lage aber ist ähnlich. Ich habe alle Szenarien schon durchlebt, und das werde ich in Ruhe mit der Mannschaft besprechen.“

Keine Frage, der Trainer will den Aufstieg. Und Fortuna, für die es ebenfalls der sechste Sprung ins Oberhaus wäre, hat nach wie vor die besten Karten aller Kandidaten dafür. Die Rückkehr des zuletzt gesperrten Abwehrchef­s Kaan Ayhan für das Ingolstadt-Spiel ist ein Mosaikstei­nchen dafür, ein weiteres soll am Montagaben­d das direkte Duell der Verfolger Kiel und Nürnberg liefern. Fortunas Spieler werden sich die Partie nicht gemeinsam ansehen, sagt Funkel, „wir sehen uns vorher lange genug“. Einen Wunsch hat er dennoch: „Ein Nürnberger Sieg käme uns aufgrund der Tabelle nicht ungelegen.“

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FOTO: DPA In aufgeräumt­er Stimmung: Fortunas Trainer Friedhelm Funkel

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