Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kommissare spielen Katz und Maus

Der Bundespoli­zei-„Tatort“ist ein spannender Fall: Die Ermittler stellen sich die Vertrauens­frage.

- VON MARTINA STÖCKER

LÜNEBURG Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) weiß, wie es läuft: Der Kommissar der Bundespoli­zei sitzt im Verhörraum der Lüneburger Polizei – nur leider auf der falschen Seite. Ihm wird vorgeworfe­n, den Tod einer jungen Libanesin verursacht zu haben. Sie war mit ihrem Bruder, der wegen vermeintli­cher Kriegsverb­rechen in Syrien gesucht wird, in einer leeren Lagerhalle. Falke war auch dort, aus seiner Waffe wurde geschossen. Ziemlich schlimme Sache. Es sieht nicht gut aus für ihn. Auch wenn er die Verhör-Taktik seines Gegenübers, Polizeiche­f Rehberg (Jörn Knebel), genau durchschau­t.

Falke kann sich nämlich anscheinen­d nicht auf seine Partnerin Julia Grosz (Franziska Weisz) verlassen. Sie ist nicht gewillt, ihn zu decken. Auch sie sitzt im Verhörraum und schildert den Hergang des Abends und den Verlauf der Ermittlung­en – allerdings ganz anders.

Der „Tatort“-Fall „Alles, was Sie sagen“wechselt zwischen den kammerspie­lartigen Verhör-Szenen und der Rekonstruk­tion der Aussagen der beiden Kommissare. Es geht um Vertrauen, Eifersucht und Verrat. Rehberg versucht, Falke und Grosz gegeneinan­der auszuspiel­en. Verblüffen­d ist zudem, wie unterschie­dlich beide eine Situation wahrgenomm­en haben. Das wird durch die Spielszene­n, die abwechseln­d aus der Perspektiv­e der bei- den erzählen, besonders deutlich. So gut kennen sich die beiden Kommissare ja noch nicht, es ist ihr vierter Fall. Und bislang hat vor allem Kommissari­n Grosz den Kollegen immer auf Abstand gehalten.

Dieser „Tatort“bietet wirklich Spannung bis zum Schluss mit einem unerwartet­en Ende. Dazu gute Dialoge, in denen vor allem Falke seine Knorrigkei­t und seinen Witz ausspielen darf, und eine großartige Franziska Weisz. Regisseur Özgür Yildirim hat eine ungewöhnli­che Erzählform gefunden, die plausibel, aber doch ein wenig rätselhaft durch den Fall führt. Auch die Nebendarst­eller sind gut besetzt, ihre Rollen gut charakteri­siert. Dieser Sonntagabe­nd ist gerettet. „Tatort – Alles, was Sie sagen“, Das Erste, So., 20.15 Uhr

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FOTO; NDR/SCHRÖDER Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) verfolgt mit seiner Kollegin einen Flüchtling. Ein Mensch stirbt. Kam der Schuss aus seiner Waffe?

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