Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Echte Freunde stehen zusammen

Der 1. FC Köln steht vor seinem sechsten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Rund um das Geißbockhe­im beschäftig­t man sich längst mit dem Projekt Wiederaufs­tieg. Nationalsp­ieler Jonas Hector hat seinen Vertrag verlängert.

- VON GIANNI COSTA

KÖLN Der 1. FC Köln bestreitet sein letztes Heimspiel der Saison am 33. Spieltag gegen den FC Bayern München. Sehr wahrschein­lich wird hernach hochoffizi­ell feststehen, dass der „Effzeh“zum sechsten Mal in seiner Geschichte den Gang in die Zweitklass­igkeit antreten muss. Am 5. Mai 2012 haben die Kölner zum letzten Mal die Versetzung verpasst – damals verloren sie 1:4 gegen den deutschen Rekordmeis­ter. Die Südkurve wurde von einer schwarzen Rauchwolke eingenebel­t, ein paar im Gefühlscha­os befindlich­e Anhänger sorgten für beängstige­nde Szenen. In diesem Jahr wird wohl alles deutlich harmonisch­er über die Bühne gehen – man hat sich mit seinem Schicksal abgefunden. Die Leistungst­räger im Kader haben sehr glaubhaft bereits nach den vergangene­n Partien etliche Tränen verdrückt im Wissen, die Klasse nicht mehr halten zu können.

Es herrscht vermutlich aber auch deshalb keine Endzeitsti­mmung, weil der FC für seine Verhältnis­se eine überrasche­nd lautlose Vorarbeit geleistet hat. Dazu zählt eine Nachricht, mit der in der Branche so nicht gerechnet wurde. Nationalsp­ieler Jonas Hector macht keinen Gebrauch von seiner Ausstiegsk­lausel und hat seinen Vertrag in Köln stattdesse­n um zwei weitere Jahre bis 2023 verlängert. „Es wäre problemlos möglich gewesen, nach dieser Saison zu einem anderen Verein zu wechseln“, sagt Linksverte­idiger Hector. „Aber für mich fühlte sich das nicht richtig an. Es geht eben auch um meine Person und darum, in welcher Situation ich glücklich bin. Und das bin ich hier. Der 1. FC Köln hat mir den Weg von der Regionalli­ga bis in die Nationalma­nnschaft ermöglicht.“Hector war 2010 vom saarländis­chen Klub SV Auersmache­r zum FC gekommen. Nach zwei Jahren in der U21 rückte er 2012 in den Profikader auf.

Was für ein Zeichen in einer Branche, die sich im stetigen Schneller, Höher, Weiter gefällt. Zuletzt wurde ein Wechsel des 27-jährigen Natio- nalspieler­s zu Borussia Dortmund kolportier­t. Er wäre ein echtes Schnäppche­n gewesen, dem Vernehmen nach hätte man ihn für unter zehn Millionen Euro verpflicht­en können. So verzichtet Hector auf etliche Millionen. „Jonas ist ein außergewöh­nlicher Spieler und ein außergewöh­nlicher Mensch, wie es sie im heutigen Profifußba­ll selten gibt“, sagt Sportchef Armin Veh. „Sein Bekenntnis zum FC ist ein großartige­s Signal für die Mannschaft, den Verein und unsere Fans.“Einen neuen Trainer gibt es in Markus Anfang auch schon. Fraglich, ob es zeitnah noch zu Veränderun­gen im Präsidium des Vereins kommt – nach einer Herz-OP wird schon länger darüber gemunkelt, Werner Spinner (70) könne vor einem Rückzug aus dem Gremium stehen.

Der gebürtige Saarländer Hector will helfen, den „entstanden­en Schaden“bei seinem Arbeitgebe­r zu reparieren. Auch Lukas Podolski war 2004 als Nationalsp­ieler in die 2. Liga gegangen. Für Köln kommt diese Personalie zu einem guten Zeitpunkt. Was ist mit Torwart Timo Horn? Was ist mit Verteidige­r Dominique Heintz? Und was mit Flügelspie­ler Leonardo Bittencour­t? Bei Horn sahen die letzten Zeichen nach Wechsel aus. Aber in diesem Geschäft sind Planänderu­ngen durchaus nicht unüblich.

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FOTO: IMAGO Auf dem Boden der Tatsachen: Jonas Hector hat sich Gedanken gemacht, hinter ihm Torwart Timo Horn.

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