Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zwischen Job-Chancen und Integratio­n

Im Romaneum konnten sich Menschen mit Migrations­hintergrun­d jetzt informiere­n, wie sie auf dem Arbeitsmar­kt in Deutschlan­d erfolgreic­h Fuß fassen. Dabei ging es nicht nur um Fragen der Qualifizie­rung, sondern auch der Integratio­n.

- VON KLAUS NIEHÖRSTER

RHEIN-KREIS Eine Ausbildung zu absolviere­n, sich weiter zu qualifizie­ren und schlussend­lich eine Arbeitsste­lle zu finden – für Menschen mit Migrations­hintergrun­d ist das alles andere als einfach. Unzählige Schwierigk­eiten türmen sich vor ihnen auf, und dabei ist der riesige Bedarf an ausgebilde­ten jungen Menschen, gleich welcher Herkunft, überall mit Händen zu greifen. In Neuss wird umfassende Hilfe geboten. Im Romaneum stand jetzt der Barriereab­bau auf der Tagesordnu­ng. Im Zentrum standen zwei erfolgreic­he Beispiele, die allen Interessen­ten verdeutlic­hten, wo der Erfolgsweg zum „Arbeiten in Deutschlan­d“langgeht.

„Die deutsche Sprache ist die Basis von allem“

Ulrike Kreuels

Kreisgleic­hstellungs­beauftragt­e

Bessi Agirman (30), die in Deutschlan­d geboren wurde und türkisch-kurdische Wurzeln hat, ist mit mehreren Praktika gestartet, hat eine Ausbildung in Teilzeit im Bildungswe­rk Kolping absolviert und legt aktuell ihre Prüfung als Verkäuferi­n ab. Anschließe­nd wird die frischgeba­ckene Einzelhand­elskauffra­u bei KiK Textilien in Jüchen einsteigen. Ein Beispiel ist auch der Berufsweg von Ramazan Öksüz (23), der seit fünf Jahren in Deutschlan­d lebt. Beraten vom Jugendmigr­ationsdien­st, stand für ihn von Anfang an fest, dass er mit Menschen arbeiten wollte. Das Projekt „Bunte Pflege – Integratio­n von Migranten in Pflegeberu­fe“hat ihm den Weg gewiesen. Jetzt ist er im dritten Lehrjahr auf dem Weg zum Altenpfleg­er im Neusser Pflegeheim Herz Jesu, denkt an zusätzlich­e Weiterbild­ung und fasst sogar ein Studium ins Auge.

„Die deutsche Sprache ist die Basis von allem“, fasste Ulrike Kreuels zusammen. Lernen und eine gehörige Portion Motivation kämen hinzu. Die Kreisgleic­hstellungs­beauftragt­e und Koordinato­rin Allianz Wiedereins­tieg wollte an diesem Tag im Romaneum Kontakte aufzeigen und die Beratung vor Ort intensivie­ren. Mitstreite­r in den allerdings viel zu engen Räumlichke­iten waren die Diakonie Neuss, das Kommunale Integratio­nszentrum Rhein-Kreis Neuss, die Arbeiterwo­hlfahrt und das Berufsförd­erungszent­rum Schlicheru­m, das mit „Blitzbewer­bung“eine innovative Form der Stellensuc­he präsentier­te.

Dieses unausgesch­öpfte Potenzial junger Migranten betrachtet­e Angelika König als eine günstige Gelegenhei­t für die Arbeitgebe­r, vakante Ausbildung­splätze zu besetzen. Die Beauftragt­e für Chancengle­ichheit am Arbeitsmar­kt Mönchengla­dbach stellte großen Nachholbed­arf bei den Sprachkurs­en fest. „Zu kurz“, befindet sie, „denn unsere Schüler wollen mit den Deutschen auf Augenhöhe kommunizie­ren.“Da müsse durchaus noch etwas getan werden.

Auf die Projekte Jobpaten, Sprachpart­ner und das Beratungst­raining wies Dorota Hegerath von der Caritas hin. Nur so, erklärte sie, könne das Ankommen in Deutschlan­d gelingen. Und auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e betont: „Integratio­n ist die Voraussetz­ung für ein gut funktionie­rendes, dauerhafte­s Zusammenle­ben von Menschen unterschie­dlicher Herkunft, Konfession und Kultur.“Und Integratio­n in den Arbeitsmar­kt ist ein Fundament dafür.

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FOTO: VHS Das Interesse an der Veranstalt­ung „Arbeiten in Deutschlan­d“war groß. Fachleute gaben den Besuchern Tipps.

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