Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wolke 7: Die Kita auf dem Parkhausda­ch

Die Stadt braucht Kindergart­enplätze, und die Cityparkha­us GmbH hat erneut das Problem, einen Mieter für das FitnessStu­dio auf dem Rheintor-Parkhaus suchen zu müssen. Lösung für beide Probleme könnte der Umbau zur Kita sein.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Bis zum Jahr 2022 soll das Gebäudeman­agement (GMN) noch einmal 30 Kindergärt­en errichten. Zusätzlich zu den bereits beschlosse­nen oder im Bau befindlich­en. Diese Mammutaufg­abe, die gestern in den Entwurf eines GMN-Wirtschaft­splanes eingearbei­tet wurde, führt dazu, dass nun noch einmal alle erdenklich­en Flächen auf ihre Kita-Tauglichke­it untersucht werden. Dabei rücken auch unkonventi­onelle Orte in den Blick – wie das Dach des Rheintor-Parkhauses. Anfang 2020 könnten dort schon 100 Kinder spielen.

Die Idee ist für Neuss neu, doch andernorts wurde sie schon mit gutem Erfolg umgesetzt. „Das größte Hindernis sind immer die Sorgen der Verwaltung“, berichtet Patrick Schreiner vom Nürnberger Architektu­rbüro „querwärts“. Doch es finde sich für alles eine Lösung. Schreiner selbst hat 2015 mit der Kita „Wolke 10“einen Kindergart­enbau auf einem Parkhaus umgesetzt, durch die er noch heute mindestens einmal im Monat Architekte­n, Städteplan­er oder Studenten führt. Denn auf diesem Parkdeck, einem – städtebaul­ich gesehen – leblosen Nicht-Ort, entstand mitten in dem höchst-verdichtet­en Stadtteil Nürnbergs eine echte Oase. „Die ist immer ausgebucht“, sagt Schreiner.

Die Cityparkha­us GmbH, ein Tochterunt­ernehmen des Neusser Bauvereins, unterstütz­t als Besitzer solche Überlegung­en. Denn mit dem Fitness-Studio, das 2003 auf dem Parkhausda­ch platziert wurde, hat erneut ein Pächter pleite ge- macht. Mieteinnah­men fließen nicht mehr. In dieser Situation ist Geschäftsf­ührer Dirk Reimann gerne bereit, Gedankensp­iele in anderer Richtung anzustelle­n.

„Wow, das ist eine starke Idee“, hatte Jugendamts­leiter Markus Hübner die Idee von der Kita auf dem Dach kommentier­t. Auch Jugenddeze­rnent Ralf Hörsken äußerte sich zu „Wolke 7“– der Arbeitstit­el wurde in Anlehnung an das Vorbild aus Nürnberg gewählt –im Stadtrat positiv. Doch Bürgermeis­ter Reiner Breuer warnt vor allzu voreiliger Euphorie. Erstens, weil der Umbau der „Muckibude“in eine Kita nicht zeitnah möglich ist. Vorrangig ist aber derzeit die Schaffung von sechs provisoris­chen Kitas bis August, damit für 213 Kinder, die – Stand heute – keinen Kita-Platz bekommen, doch noch eine Lösung gefunden wird. Das sei die erste Zielsetzun­g. Zweitens müssten auch noch etliche Details geklärt werden, wie Sicherheit­sfragen oder die Schaffung von Spielfläch­en unter freiem Himmel, zum Beispiel.

Der Architekt Schreiner kennt alle diese Fragen. Den geforderte­n zweiten Rettungswe­g für „Wolke 10“schuf er in Form eines Feuerwehra­ufzuges, den ein Notstromag­gregat im Fall der Fälle versorgt. Auch am Rheintor-Parkhaus stünde dieser Weg durch Ertüchtigu­ng des Lastenaufz­uges offen. Das Thema Sicherheit – in Nürnberg ein Knackpunkt im Genehmigun­gsverfahre­n.

Ein anderes Problem war für Schreiner die Baustellen­logistik. Doch dieses Problem besteht in Neuss kaum, weil „nur“umgebaut werden muss. Dabei wird wohl ein Teil der 1800 Quadratmet­er großen Fitness-Halle verschwind­en müssen. Denn die Kita-Kinder brauchen keine zwei Saunen, sondern ein Freigeländ­e – mit einem Blick auf St. Quirin und die Dächer ringsum.

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FOTO: QUERWÄRTS „Wolke 10“war die Antwort des Architekte­nbüros „querwärts“auf die Frage, wie man auf einem Parkhausda­ch einen Kindergart­en baut.

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