Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Stern“-Reporter stellt „Hitler-Tagebücher“vor
Da stand er also mit den schwarzen Kladden in der Hand. Im Überschwang der Pressekonferenz hatte sich der Journalist Gerd Heidemann zu einem Foto mit einigen der vermeintlichen Tagebücher Adolf Hitlers hinreißen lassen. So präsentierte das Nachrichtenmagazin „Stern“der Öffentlichkeit den angeblichen Sensationsfund. Die „Hitler-Tagebücher“hätten die Geschichte des Dritten Reichs umschreiben sollen, tatsächlich wurden sie Teil der Mediengeschichte. Heidemann war ein angesehener Journalist, über Jahrzehnte hatte er immer wieder als Kriegsreporter vom afrikanischen Kontinent berichtet. Doch in den 1980er Jahren endete seine Karriere – durch die „Hitler-Tagebücher“. Heidemann war auf den Betrug des Fälschers Konrad Kujau hereingefallen. Trotz monatelanger Recherchen und zahlreicher Ungereimtheiten war er davon überzeugt, dass die von Kujau selbst verfassten Tagebucheinträge aus der Feder Hitlers stammen müssten. Nur wenige Tage nach der Veröffentlichung kam die Wahrheit ans Licht. Gutachten des Bundeskriminalamts wiesen nach, dass die Dokumente nicht aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammten. Redaktion und Verlag des „Stern“waren blamiert, Heidemann musste sich sogar vor Gericht verantworten: Ihm wurde vorgeworfen, beim Ankauf Geld unterschlagen zu haben. Der ehemalige StarReporter wurde zu einer Haftstrafe von viereinhalb Jahren verurteilt.