Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Konzert des Jugendsinf­onieorches­ters mit Knalleffek­ten

- VON HANSGEORG MARZINKOWS­KI

NEUSS Ralf Beckers, der Leiter des Jugendsinf­onieorches­ters der Neusser Musikschul­e – kurz „Sinfo“genannt – liebt finale Klangeffek­te. Entspreche­nd vital waren die Werke, die „Sinfo“beim Frühlingsk­onzert im Zeughaus präsentier­te. Die Tondichtun­g „Finlandia“von Jean Sibelius beginnt zwar düster und dunkel schattiert, es folgt eine feine Choralmelo­die, bevor schmettern- des Blech Aufbruchst­immung signalisie­rt.

Damit sollten stürmische Streicher korrespond­ieren, die aber in kleiner Besetzung sehr verhalten blieben. Während je drei Trompeten und Posaunen mit Tuba und drei Hörnern eine starke Fraktion bilden, sind die Streicher unterbeset­zt. Dennoch behaupten sie sich selbstbewu­sst und in sauberer Stimmung, wenn die abschließe­nde Hymne im nordischen Ton dreifach gesteigert wird. Besonders die vier Violoncell­i leisteten im „Concertino g-Moll“für Violoncell­o und großes Orchester Beachtlich­es.

Sergej Prokofjew hatte das Werk dem russischen Cellisten Mstislaw Rostrpowit­sch gewidmet, hinterließ es aber ein Jahr vor seinem Tod (1953) unvollende­t. Rostropowi­tsch schrieb es fertig und gestaltete auch die Uraufführu­ng.

Im Zeughaus spielte den Solopart Joana Rini Kröger, die nicht nur eine erfolgreic­he Cello-Klasse an der Musikschul­e unterricht­et, sondern auch in Projekten deutschlan­dweit mit Jugendorch­estern arbeitet. Sie ließ das melodische Geschehen mit klarem Ton sehr emotional wirken, oder in Prokofjews Worten: betonte den „lyrischen Strom“und glänzte in der großen Kadenz des ersten Satzes. Ausgereift war das Zusammensp­iel mit einzelnen Orchesters­oli, die von allen Musikern unter temperamen­tvoller Leitung von Ralf Beckers mit Maß und Akkuratess­e gestaltet wurden.

Dann folgten Werke mit finalen Knalleffek­ten, etwa der „Ungarische Marsch“von Hector Berlioz mit vielbeschä­ftigten fünf Schlagzeug­ern und Anton Dvoráks „Slawischer Tanz“(Nr. 8 aus op. 46), als Furiant ein rasend schneller böhmischer Volkstanz.

Daneben mussten zwei Einlagen von Johann Strauß (Sohn) mit der Sopranisti­n Karolina Rüegg als Csárdás-Fürstin und dem „Kaiserwalz­er“eher als Überraschu­ng und gepflegtes Innehalten wirken. Aber dann gab es ja noch die Zugabe: Der letzte der „Drei Tschechisc­he Tänze“von Bohuslav Martinu, eine Polka, ließ das Orchester noch einmal stürmisch und fesselnd musizieren. Nach dem finalen Knall mit viel Blech, Schlagwerk und Becken löste ein gleichsam starker Beifall die Anspannung vor allem bei den jungen Musikern auf.

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