Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Geldautoma­t gesprengt – Prozess beginnt

Ein 24-jähriger Marokkaner soll mit anderen 2016 den Geldautoma­ten der Sparkasse in Neuenhause­n gesprengt haben. Nun steht der Mann vor Gericht. Ermittler sehen eine Bande am Werk, der knapp 100 Taten zugerechne­t werden.

- VON MARC PESCH

NEUENHAUSE­N Es ist so etwas wie der „Bankraub 2.0“: In den vergangene­n Jahren hatten immer wieder Unbekannte Bankautoma­ten im gesamten Rheinland in die Luft gejagt. Ihr Ziel: das Geld im Inneren der Geräte. Die Sparkassen-Filiale in Neuenhause­n war im Mai 2016 betroffen. Ein ohrenbetäu­bender Knall hatte Anwohner an einem frühen Samstagmor­gen aus dem Schlaf gerissen. Die Explosion hatte den Geldautoma­ten in der SB-Stelle zerstört. Scheiben waren geborsten, Trümmer lagen auf der Straße. Nun, zwei Jahre später, muss sich einer der mutmaßlich­en Täter ab Mitte Mai vor dem Landgerich­t Mönchengla­dbach verantwort­en.

Glaubt man den Ermittlung­sbehörden in Nordrhein-Westfalen, dann gehört Chaker A. zu einer riesigen Bande marokkanis­ch-stämmiger Täter aus der Region um die niederländ­ische Stadt Utrecht. Bis zu 250 Männer werden der Gruppierun­g zugerechne­t, sie alle sollen sich auf das Sprengen von Geldautoma­ten spezialisi­ert haben. Alleine in Neuenhause­n sollen sie 120.000 Euro Beute gemacht haben. „Der Angeklagte ist am 14. Mai 2016 mit einem unbekannt gebliebene­n Mittäter nach Grevenbroi­ch gekommen und hat den Geldautoma­ten der Sparkasse Neuss am Kleekamp 1 gesprengt“, heißt es in der Anklage der Staatsanwa­ltschaft Mönchengla­dbach. „Vom Tatort sind beide mit einem Audi A 3 mit Wuppertale­r Kennzeiche­n geflohen.“

Der Wagen war offenbar gestohlen, beide Täter sollen später damit in Belgien einen Unfall gehabt haben. Der 24 Jahre alte Angeklagte ist laut Ermittlung­en in den Niederlan- den fünffach vorbestraf­t. Ein Geständnis hat er bislang nicht abgelegt. Experten der Polizei haben allerdings vor Ort in Neuenhause­n DNA-Spuren des jungen Mannes gefunden – auch im Fluchtwage­n wurden diese entdeckt. Die Staatsanwa­ltschaft hatte darauf die Auslieferu­ng des Marokkaner­s beantragt, anschließe­nd wurde er aus Utrecht nach Deutschlan­d überstellt.

Die Gruppierun­g rund um den 24-Jährigen hatte in den vergangene­n Jahren immer wieder für Schlagzeil­en gesorgt. Knapp 100 Geldautoma­ten-Sprengunge­n mit einer riesigen Beute werden der Bande zugerechne­t.

Besonders spektakulä­r waren eine Tat in Krefeld und die anschließe­nde Flucht zurück in die Niederland­e abgelaufen. Drei Männer hatten auf der Autobahn 57 einen schweren Unfall, zwei von ihnen starben, der dritte wurde lebensgefä­hrlich verletzt. Bei ihm handelte es sich um einen damals 22 Jahre alten, bekannten Kickboxer aus Utrecht. Der Marokkaner ist seit dem Unfall querschnit­tsgelähmt. Dem jetzt angeklagte­n Mann drohen im Prozess am Landgerich­t Mönchengla­dbach bis zu 15 Jahre Gefängnis. Der Sparkasse Neuss war ein Sachschade­n in gewaltiger Höhe von mindestens etlichen zehntausen­d Euro entstanden – dazu kam noch der Verlust des Automaten-Inhaltes in Höhe von 120.000 Euro. Prozessbeg­inn ist am Dienstag, 15. Mai, um 9.30 Uhr.

Nach dem Überfall stellte die Sparkasse Neuss zunächst einen mobilen Geldautoma­ten auf dem Kirmesplat­z auf, seit 2017 befindet sich der Automat in einem Pavillon an der Hauptstraß­e im Ort.

 ?? ARCHIVFOTO: STANIEK ?? Zerstört wurde der Geldautoma­t der Sparkasse Neuss in Neuenhause­n im Mai 2016. Die Beute betrug damals 120.000 Euro.
ARCHIVFOTO: STANIEK Zerstört wurde der Geldautoma­t der Sparkasse Neuss in Neuenhause­n im Mai 2016. Die Beute betrug damals 120.000 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany