Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Zwischen Totenstill­e und Freudensch­rei

Auf der Anlage des HMC Büttgen tummelten sich zum Bundesliga­spieltag gestern die besten Minigolfer Deutschlan­ds.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

BÜTTGEN Wenn man diese Sportler so von außen beobachtet, dann könnte man den Eindruck bekommen, dass Minigolf der vielleicht anstrengen­dste Sport der Welt ist. Teilweise ist es mucksmäusc­henstill, Anspannung und Konzentrat­ion in den Gesichtern der Protagonis­ten sind dann fast greifbar. Wenn man anschließe­nd zum ersten Mal einen dieser Urschreie hört, die die Spieler nach einem besonders wichtigen erfolgreic­hen Schlag ausstoßen, erschrickt man gar. Sie verdeutlic­hen den Druck, unter den die Sportler sich setzen und gleichzeit­ig die Freude und Euphorie, wenn ihnen mal wieder eine perfekte Aktion geglückt ist. Ja, es ist für einen Außenstehe­nden ein hochintere­ssanter Anblick, wenn sich die besten Minigolfer Deutschlan­ds zu einem Bundesliga­spieltag treffen.

So war es auch gestern auf der Anlage des HMC Büttgen an der Olympiastr­aße, wo die Bundesliga der Damen und Herren ihren zweiten Spieltag austrug. Was die Männer und Frauen in Büttgen zeigen, ist für jemanden, der diesen Sport wie wahrschein­lich 99 Prozent aller Deutschen nur als sporadisch­e Freizeitbe­schäftigun­g kennt, schlichtwe­g beeindruck­end. „Jeder Spieler hat den Anspruch, jede Bahn mit einem Schlag zu schaffen“, sagt der beim HMC für die Pressearbe­it zuständige Michael Höfig und deutet auf einen Bildschirm am Vereinshei­m. Auf dem Scoreboard treffen soeben die ersten 19er-Runden ein. Die betreffend­en Spieler haben für die 18 Löcher also nur einen zusätzlich­en Schlag gebraucht. Höfig nimmt das ohne Regung zur Kennt- nis – auf diesem Niveau ist das normal. „Heute hat es nur ein bisschen länger gedauert, weil es am Morgen geregnet hat“, erklärt er.

Seit dieser Saison sind die Büttgener Frauen als Spielgemei­nschaft Büttgen/Uerdingen im Oberhaus des deutschen Minigolf dabei, das neben dem 1. MGC Göttingen und dem 1. BGC Hannover im MGC Dormagen-Brechten einen weiteren Verein aus dem Rhein-Kreis umfasst. Die Dormagener wollen sogar um den Titel mitspielen, wie Spielerin Maike Haupt sagt: „Wir wollen angreifen und werden uns wohl einen Zweikampf mit Göttingen liefern.“Mit gleich zwei Teams tritt Dormagen bei den Herren an, beide landen gestern auf den hinteren Plätzen. Die Büttgener machen sich nichts vor. „Es ist eine tolle Erfahrung, aber wir werden uns mit Hannover um die hinteren beiden Plätze streiten. Gerade Göttingen ist einfach zu stark“, sagt Höfig. Spielerin Petra Träger findet: „Es macht einfach richtig Spaß, gegen die Besten anzutreten. Ein tolles Erlebnis.“Schließlic­h sind an der Olympiastr­aße zahlreiche Europa- und Weltmeiste­r zu Gast. Die Brüder Walter und Harald Erlbruch, die für die BGS Hardenberg Pötter antreten, sind – wenn es so etwas in dieser Sportart gibt – die Stars der Szene. Sogar ein Kamerateam begleitet die beiden gestern. Träger darf sich aber nicht beeindruck­en lassen: „Die Gefahr ist, dass man es zu gut machen möchte, wenn man mit so starker Konkurrenz spielt.“

Wie akkurat die Spieler vorbereite­t sind, zeigen große Kisten mit Hunderten von Bällen, die auf der Anlage ausgebreit­et sind. Für jede Lage, Spielszene, jeden Untergrund und jede Temperatur gibt es ein passendes Spielgerät. Zwischen 3000 und 4000, schätzt Höfig, besitzen allein die Erlbruch-Brüder. Viele Spieler sieht man mit Socken im Hosen- bund (siehe Fotos), in denen sie die Bälle am Körper aufbewahre­n, um sie auf Temperatur zu halten. Schnell bekommt man also einen Eindruck davon, wie viel Leidenscha­ft, Arbeit und Präzision die Sportler aufbringen. Zum Wettkampf in Büttgen sind die meisten schon drei Tage im Voraus angereist, um zu trainieren und die Bahn kennenzule­rnen. „Wenn sie das nicht machen, würden selbst die Spitzenman­nschaften durchgerei­cht werden“, sagt Höfig.

Auf der schwierigs­ten Bahn, die einen sogenannte­n Teller als Zielpunkt hat, erlaubt sich Petra Träger vier Schläge, ansonsten ist sie einverstan­den mit ihrer Runde: „Dafür, dass das am Teller nicht geklappt hat, war das gut.“Nach dem letzten Loch wirkt sie ausgelaugt, erschöpft, aber zufrieden. So als hätte sie gerade eine sechsstünd­ige Hochschulk­lausur geschriebe­n. Wer weiß, vielleicht ist Minigolf ja tatsächlic­h der anstrengen­dste Sport der Welt.

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NGZ-FOTOS (3): WOI Die Büttgener Frauen Marion Mombauer,Petra Träger, Pia Riebesam und Sabine Klein (oben v.l.), der hochkonzen­trierte Dormagener Stefan Premecke (l.) und die vorm Regen geschützte Bahn.

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