Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Retter proben den Ernstfall bei Alunorf

DRK und Feuerwehr probten den Einsatz mit vielen Verletzten – allesamt Schauspiel­er. Ein Helfer verletzte sich wirklich.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

NEUSS Das Zugunglück in Meerbusch-Osterath im Dezember hat gezeigt, wie wichtig es für Rettungskr­äfte ist, den Einsatz bei einem Massenanfa­ll von Verletzten regelmäßig zu üben. 174 Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der Feuerwehr und des Technische­n Hilfswerks nahmen jetzt an einer Großübung auf dem Werksgelän­de von Aluminium Norf teil, wo aufeinande­rfolgend zwei Einsatzsze­narien auf sie warteten: ein WerkbahnUn­fall mit vielen Verletzten und die Explosion eines Schmelzofe­ns in einer Produktion­shalle. Die Retter probten den Ernstfall jeweils bei laufendem Betrieb und ohne vorher zu wissen, was auf sie zukommt.

Die größte Herausford­erung für die Einsatzkrä­fte: die sogenannte Chaosphase, bei der sie sich einen Überblick verschaffe­n müssen. „Das ist bei unübersich­tlichen Lagen mit vielen Verletzten immer eine große Herausford­erung“, sagte Stefan Meuter. Er ist Leiter der Alunorf-Werkfeuerw­ehr, die pro Jahr zu etwa 300 Einsätzen ausrückt. Sie war Gastgeber für die Übenden. 40 ausgebilde­te und realistisc­h geschminkt­e Darsteller machten es den Helfern nicht leicht: Sie sorgten mit ihrer gestellten Panik für Stress.

Die Werkfeuerw­ehr alarmierte schließlic­h zahlreiche DRK-Retter nach, die von Reuschenbe­rg aus mit Martinshor­n zum Übungsort fuhren. Für sie war die Übung eigentlich inszeniert worden, vom DRK kamen mit 139 an der Zahl auch die meisten Einsatzkrä­fte. „Wir proben den Ernstfall einmal im Jahr mit einer Großübung und sind froh, dass Alunorf uns das auf dem Werksgelän­de ermöglicht“, sagte DRK-Spre- cher Marc Dietrich. Auch im realen Einsatzfal­l würden Kräfte „von außerhalb“alarmiert werden.

Das Szenario der ersten Übung: Ein Zugführer hat eine Werk-Eisenbahn versehentl­ich in eine Gruppe von Gleisarbei­tern gelenkt, in der Folge ist es zu einer Explosion gekommen, die auch eine angrenzend­e Halle beschädigt hat. Schnell wa- ren die Verletzten betreut. Das Geschehen verfolgte auch der kaufmännis­che Geschäftsf­ührer von Alunorf, Oliver Hommel: „So eine Übung bietet eine gute Gelegenhei­t auch für unsere Werkfeuerw­ehr, den Einsatzfal­l zu trainieren.“

Etwa fünf Stunden lang waren die Kräfte bei den Übungen „in Action“– zwischendu­rch landete sogar ein Rettungshu­bschrauber auf dem Gelände, ein „Search and Rescue“-Heli der Bundeswehr, der vom Luftwaffen-Stützpunkt in Nörvenich gerade einmal 15 Minuten bis Neuss brauchte. „Zu unseren Aufgaben zählt es, zivile Rettungsmi­ttel zu unterstütz­en“, sagte Hauptmann JanHendrik Krienke, der den Hubschraub­er mit steuerte.

Werkfeuerw­ehr-Chef Stefan Meuter zeigte sich zufrieden mit dem Ablauf: „Es ist schön zu sehen, dass es funktionie­rt.“Auch das Szenario in der Produktion­shalle, wo die Helfer den Einsatz nach einer Explosion probten, soll gut verlaufen sein. Ein Retter des DRK zog sich im ersten Teil der Großübung beim Heben eines „Patienten“eine echte Verletzung zu, er kam mit Rückenleid­en in ein Krankenhau­s und blieb dort zur Sicherheit über Nacht.

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NGZ-FOTO: SALZBURG Etwa fünf Stunden lang waren die Kräfte bei den Übungen in Aktion.

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